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Schüsse in München: Kein Anschluss unter der 110!

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Die Polizei riegelte alles ab.
Die Polizei riegelte alles ab. © dpa (Symbolbild)

München - Die Polizei hat am Freitagabend ein unglaubliches Pensum geleistet. Doch bei einer Sache sah die Münchner Polizei unglücklich aus. Wie tz-Leser berichten, funktionierte die Rufnummer 110 eine Zeitlang nicht.

Jürgen M. (59) geht gegen 17.45 Uhr zusammen mit seiner Frau (58) und seinem jüngsten Sohn (21) ins OEZ. Im Erdgeschoss wollen sie an einem Metzgerstand Fleisch und Wurst einkaufen, als die Verkäuferin mit Blick auf die Kunden an einem benachbarten Obstladen sagt: „Da stimmt etwas nicht.“ In diesem Moment sieht auch die Familie M., dass die Menschen am Obstladen zurückweichen und wegrennen. Dann fallen zwei Schüsse! Auch Jürgen M. und seine Familie ergreift die Panik, sie beginnen zu rennen. Die drei laufen zu einem Parkplatz an der Riesstraße, als sie einen Linienbus sehen. Jürgen M. stoppt den Busfahrer mit dem Zuruf: „Machen Sie die Tür auf, es gibt einen Terroranschlag, wir müssen weg!“

Der Fahrer hält tatsächlich und lässt die neuen Passagiere einsteigen. Als der Bus in die Hanauer Straße einbiegt, hält er plötzlich wieder an. Alle Bitten an den Fahrer, er solle doch weiterfahren, bleiben ungehört. Da wird klar: Es ist die Polizei, die den Bus gestoppt hat. „Es waren Schüsse zu hören“, so M. zur tz, „wir hatten Angst und fühlten uns in der Falle!“ Erst nach etwa fünf Minuten habe die Polizei den Bus dann doch weiterfahren lassen.

Leitung belegt oder es klingle durch

Zu Hause habe er im Fernsehen dann mitbekommen, dass die Polizei zunächst von einem Einzeltäter ausgegangen sei. Da dies aufgrund seiner eigenen Beobachtungen und der Tatsache, dass praktisch gleichzeitig sowohl vor dem McDonald’s und im neuen Einkaufszentrum Mona geschossen worden war, nicht stimmen konnte, wollte er ab etwa 18.30 Uhr die Polizei informieren. Aber, und das hält er für skandalös: „Seit Stunden ist unter 110 niemand zu erreichen.“ Erst laufe die Ansage vom Band, man solle am Apparat bleiben, dann sei die Leitung entweder belegt, oder es klingle durch.

Der 59-Jährige: „Es kann doch nicht sein, dass die gesamte Sicherheitsstruktur Münchens zusammenbricht!“ Es ist ihm ein Rätsel, warum die Behörden keine Ausweichtelefone eingerichtet hätten, an die man sich hätte wenden können. Jürgen M. zur tz: „Auf der Suche nach den Tätern kann doch jeder Hinweis entscheidend sein!“ Tatsächlich twittert die Polizei zur gleichen Zeit: „Keine Anzeigenaufnahme, keine Einsatzannahme, kein 24/7 Monitoring, in Notfällen bitte die 110 wählen.“

Hier geht es zu unserem aktuellen Live-Ticker zur Schießerei von München.

Alle weiteren Entwicklungen lesen Sie in unserem Ticker nach.

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