Hoffnung für Lach- und Schießgesellschaft? OB Reiter meldet sich – Kabarettistin teilt gegen Verantwortliche aus

Der Spielbetrieb ist bis auf Weiteres eingestellt, die Zukunft der Lach- und Schießgesellschaft bleibt ungewiss. Aktuelle Reaktionen.
Update 17. Februar, 8.07 Uhr: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) liegt die Rettung der von der Pleite bedrohten Münchner Lach- und Schießgesellschaft am Herzen. Das Kabarett mit eigenem Ensemble und Eigenproduktionen sei eine echte Münchner Institution und ein Eckpfeiler der deutschen Kabarett-Bühnen, sagte Reiter in München. Die Stadt stehe deshalb in engem Austausch mit den Gesellschaftern. Keine leichte Aufgabe, nicht nur wegen der Finanzsorgen, denn zwischen den drei Gesellschaftern, zu denen auch der Kabarettist Bruno Jonas zählt, tobt ein heftiger Streit.
Für die Kabarettszene ein Trauerspiel: „Dieter Hildebrandt würde sich im Grab umdrehen“, kommentierte die Kabarettistin Luise Kinseher unlängst in der Süddeutschen Zeitung und erinnerte an frühere Zeiten, als die Bühne florierte. Gegen heute Verantwortliche teilt sie aus: „Wahrscheinlich ist die Mischung aus Narzissmus und Dilettantismus keine gute Idee gewesen. Kabarett braucht Herzblut und Liebe, sonst geht es unter.“
Er könne möglicherweise eine moderierende Rolle einnehmen, bot Kulturreferent Anton Biebl an. Zudem habe die Stadt 2021 eine Förderung in Höhe von bis zu 50.000 Euro pro Jahr zugesagt und damals auch gezahlt. 2022 gab es aber nur die Hälfte, da offenbar nötige Verwendungsnachweise nicht vorlagen. Biebl stellt deshalb klar: „Voraussetzung für die weitere Förderung ist natürlich, dass es eine echte Chance auf eine - auch finanziell - geordnete Fortführung gibt“
Lach- und Schießgesellschaft in München: „Schwierige Bilanzsituation“ Ende 2022
Ursprungsmeldung:
München - „Aufgestaut“ heißt das aktuelle Programm des Ensembles der Münchner Lach- und Schießgesellschaft – eine Vokabel, die offensichtlich auch gut passt zu dem Streit hinter den Kulissen des traditionsreichen Kabaretttheaters, das im Jahr 1956 von Dieter Hildebrandt (1927- 2013) mitgegründet wurde. Denn dem Etablissement mit seinen rund 100 Plätzen droht das Aus.
Die Mehrheit der Gesellschafter habe sich entschlossen, „den Spielbetrieb bis auf Weiteres einzustellen“, heißt es in einer am Montag (13. Februar) veröffentlichten Pressemitteilung. Und zwar, „um die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen der bestehenden Situation zu überprüfen“. Der „Laden“, wie er von vielen nicht nur in Schwabing liebevoll genannt wird, ist zu. Gesellschafter sind derzeit der Kabarettist Bruno Jonas (70), der einst selbst im Ensemble der Lach & Schieß war, außerdem Laila Nöth (28), die Tochter des Münchner „Hallenkönigs“ Wolfgang Nöth (1943-2021) sowie Stefan Hanitzsch (46), Sohn des Karikaturisten Dieter Hanitzsch.
Hanitzsch hatte von Till Hofmann (52), der auch Betreiber des benachbarten Lustspielhauses ist, im Herbst des Jahres 2021 sowohl die Anteile als auch den Posten des Geschäftsführers übernommen. Mitten in der Pandemie mit ihren Einschränkungen für den Spielbetrieb plante Hanitzsch unter anderem, Auftritte im eigens dafür gebauten Tonstudio mitzuschneiden und per Stream zu verbreiten. Das, so legt nun das Schreiben von Jonas und Nöth nahe, habe nicht wie erwartet funktioniert, die Auswirkungen von Corona hätten insgesamt bis Ende 2022 „zu einer schwierigen Bilanzsituation geführt“.
Schon 2017, noch in der Ära Hofmann, habe die finanzielle Situation „nur durch die Veräußerung des vollständigen Archivs der Gesellschaft an die Monacensia“ stabilisiert werden können, betont der Kabarettstar. Die wirtschaftliche Schieflage führte bereits im Herbst zur Abberufung Hanitzschs als Geschäftsführer, seine Aufgaben nahm als Interimsgeschäftsführerin Jonas’ langjährige Agentin Roswitha Seelos wahr, was „jedoch bisher zu einem wenig aussichtsreichen Ergebnis geführt hat“. Auch als Gesellschafter sollte Hanitzsch abgelöst werden, wogegen er sich gerichtlich wehrt. Während die Gesellschafter, so ist zu hören, nur noch per Anwalt miteinander kommunizieren, spitzte sich die Situation im „Laden“ nach der Jahreswende zu.
Bruno Jonas: „Bin traurig und deprimiert, wie das gelaufen ist“
Das Büroteam, so heißt es, habe gestreikt, zuletzt, so berichtet ein Insider, sei auch noch „das Gastroteam abhandengekommen“. Nur das Ensemble – Christl Sittenauer, Sebastian Fritz und Frank Klötgen – sei zuletzt noch aufgetreten, vor ausverkauftem Haus. Während es Gerüchte gibt, dass Medienunternehmer Helmut Markwort (86) die Anteile Stefan Hanitzschs übernehmen soll, lässt dieser auf Anfrage unserer Zeitung wissen, er sei bereit, weiterhin Verantwortung zu übernehmen. Er habe „Leute an der Hand, die sofort loslegen können“. Das müsse aber schnell passieren.
Auch Jonas „möchte, dass es weitergeht“, es „tue ihm leid für den ,Laden’“. Das Hauptproblem sei das Fehlen eines Geschäftsführers, der von ihm favorisierte Bewerber habe „kurzfristig abgesagt“. Ob und wann es weitergeht, sei offen. Nur so viel: „Ich bin traurig und deprimiert über die Art und Weise, wie das gelaufen ist.“