Die Erreichbarkeit der Kunden sei längst nicht mehr gegeben, sagt Sophia Fronius, Geschäftsführerin der Fronius Haustechnik aus Ismaning. Als Klempnerin sei sie zwingend auf ihre Werkzeuge angewiesen, ganz zu schweigen von den Materialien. Und zu manchen Baustellen müssten auch daher schon mal zwei Fahrzeuge ausrücken. Sie habe schon Neukunden ablehnen müssen, weil diese keine Parkmöglichkeit gestellt hätten. Einen Parkausweis hat sie nicht, zu teuer. „Für die paar Mal gehe ich das Risiko ein.“
Apropos Risiko: Wer keinen Parkschein zieht, weil er nur mal eben schnell zum Bäcker will, soll künftig ungeschoren davon kommen, fordern CSU und Freie Wähler. Dazu sollen an allen Parkautomaten eine sogenannte Semmeltaste installiert werden. Sie ermöglicht kostenfreies Parken für 15 Minuten. Das Modell gibt es beispielsweise bereits in Köln, allerdings als Brötchentaste.
Damit das Handwerk auch künftig in München goldenen Boden hat, wüschen sich die Stadträte bei A-Gewerbeflächen auch klein parzellierte Flächen, die von Handwerksbetrieben kleiner und mittlerer Größe genutzt werden können. Darüber hinaus müsse die Stadt die Neuausweisung von 35 Hektar Gewerbeflächen endlich umsetzen, die bereits 2017/18 beschlossen wurde. Seitdem seien lediglich drei Hektar neue Flächen auf dem Junkersgelände geschaffen worden.
Dass es in München zu wenig Flächen für Gewerbe gibt, hat auch Olaf Zimmermann, Chef von Heizung Obermeier, festgestellt. Sein Betrieb im Lehel musste weichen, weil Anwohner geklagt hatten. Zu laut. Er fand schließlich eine neue Heimat im Werksviertel, die Suche sei aber schwierig gewesen. Die neuen Räume seien kleiner, die Kosten höher. Aber wenigstens gut angebunden. „Wir haben sechs Lehrlinge, die schauen bei den Betrieben auch schon darauf, wie gut die erreichbar sind.“
Um Handwerker und Azubis besser zu und zeitgemäß vernetzen, soll die Stadt auf Wunsch von CSU und Freien Wählern ein n Online-Portal samt App schaffen. Denkbar sei die Struktur einer Dating-App (Tinder), bei der die Bewerber anhand von Basis-Infos und Bildern ein Unternehmen „matchen“ können und dann ein Dialog möglich wird. Zudem soll bei allen Bauvorhaben der Stadt günstiger Wohnraum für Azubis und Lehrlinge mit geplant werden. Ferner sollen Handwerksbetriebe und Innungen in den Münchner Schulen für ihre Ausbildungsberufe werben können. Pretzl stellt sich dazu eine Kampagne vor mit Vorträgen oder Projektwochen. „Mit jedem Handwerksbetrieb, der die Stadt verlässt, verliert München ein Stück Lebensqualität“, sagt Pretzl. Wer daheim einen Wasserschaden oder Stromausfall hat, möchte sicher nicht warten, bis ein Handwerker aus dem Umland angereist ist. „Weite Fahrtwege belasten die Umwelt und den Geldbeutel der Kunden. Wir brauchen Handwerker als Nachbarn in unseren Stadtvierteln.“