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Mutter von Katrin M. kämpft mit den Tränen

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Mit Goldkettchen, Lederjacke und versteinerter Miene kam Marco F. (20) in den Gerichtssaal. Rechts: Die getötete Katrin Michalk. © ebu/fkn

München - Beim Prozessauftakt zum Messermord von Obersendling sagte der Angeklagte Marco F. unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Die Mutter des Opfers blieb im Saal tapfer.

Die Haare kurz geschoren, gepflegtes Bärtchen, schwarze Lederjacke und ein schwarzes Hemd, über der eine goldene Kette mit einem Kreuz baumelt – so trat Marco F. (20) am Montag vor jene Menschen, denen er unsägliches Leid angetan hatte. Zum ersten Mal sah er der Mutter von Katrin Michalk († 31) in die Augen, die er am 4. Januar 2013 vor ihrer Wohnung in der Halskestraße (Obersendling) mit unzähligen Messerstichen getötet hatte.

Als der Angeklagte in den Sitzungssaal geführt wird, muss Mutter Simone Michalk mit den Tränen kämpfen. Aber sie bleibt tapfer im Saal. Ohne sichtliche Regung hört sich der Messer-Killer die Anklage von Staatsanwalt Andreas Schmitz vor der Jugendkammer des Landgerichts an. Wie der Täter dem ahnungslosen Opfer folgt, wie er die Frau im Hausflur plötzlich von hinten packt, wie er ihr brutal in den Hals sticht, wie er dann das Messer in den Oberkörper rammt. Die verzweifelten Versuche Katrin Michalks, die Stiche abzuwehren, wie die Klinge abbricht und der Täter sein sterbendes Opfer zurücklässt.

Wahrscheinlich hat Marco F. kapiert, was ihm blüht. Weil er laut Gutachten wohl an einer Schizophrenie leidet, soll er in die Psychiatrie gesperrt werden. Derzeit ist er im Bezirkskrankenhaus Straubing untergebracht.

Nach Verlesung der Anklage beantragt Verteidiger Alexander Eckstein, die Öffentlichkeit auszuschließen. Marco F. wolle aussagen, aber ohne Publikum. In Absprache mit Nebenklage-Anwältin Gabriele Schöch dürfen Simone Michalk, der Bruder des Opfers und weitere Verwandte im Saal bleiben. Dem stimmt das Gericht zu.

Wie die tz erfuhr, bleibt Marco F. in wesentlichen Punkten bei den Aussagen, die er kurz nach seiner Festnahme schon gegenüber der Polizei zu Protokoll gegeben hat. Ein Protokoll des Schreckens. Er sei ganz versessen auf das Computerspiel GTA 4 gewesen. In diesem Spiel darf man jeden totschießen, ohne dass dem Spieler eine Strafe droht. Man darf ungestraft in fremde Wohnungen gehen und diese sich einfach aneignen.

Unglaublich auch die Passagen, als es um die Beschaffung einer Mordwaffe geht: Seinen Mitschüler Ersin K. hatte der Angeklagte gebeten, ihm eine Pistole zu besorgen. 1000 Euro bot ihm Marco dafür. Doch Ersin linkte ihn und verbrauchte die Anzahlung für sich selbst. Deshalb beschaffte sich Marco zwei Messer. Mit einer Pistole wäre das Töten viel einfach gewesen, sagte der Killer gegenüber der Polizei: „Einfach Kopfschuss von hinten und weg ist der Sack!“

Mit einem Messer hingegen müsse er mit Radau rechnen, ehe das Opfer tot sei. Mehrfach betont der Angeklagte, dass er eine fremde Wohnung haben will, weil seine jetzige Wohnung bei der Mutter ein Problem sei. Von dieser Wohnung aus wollte er Raubüberfälle begehen. Katrin Michalk sei ein Zufallsopfer, so der Täter. Dem Angeklagten wird ein „ausgeprägtes psychisches Krankheitsbild“ attestiert. Der Prozess ist bis zum 28. Januar terminiert.

E. Unfried

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