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Soulsängerin Nneka: „Ich besinge die Welt und den Irrsinn darin“

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Am morgigen Dienstag präsentiert die Soulsängerin Nneka in der Muffathalle ihr neues Album "Soul is heavy". Wir haben die Künstlerin zum Interview gebeten.

Seit 8 Jahren als Musikerin unterwegs wird Nneka Egbuna als nächste Soulqueen

Nneka Egbuna
Nneka Egbuna © -

gehandelt. Mit ihrer schönen Stimme singt die 30-jährige Nigerianerin in ihren tiefgründigen Songs über die Widersprüche und Ungerechtigkeiten in unserer Welt. Dabei kombiniert die Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers Hiphop, Reggae, Dancehall sowie Soul und singt dabei in Englisch und Kreolisch. Nach Jahren in Hamburg lebt die tatsächlich am 24. Dezember 1980 Geborene nun wieder in Lagos und tourt mit ihrem neuen Album „Soul Is Heavy“ durch Europa.

Hallo Nneka. Endlich komme ich mal in den Genuss, Dich nach der Bedeutung Deines schönen Namens zu fragen.

Danke. Mein Name bedeutet ”Mutter ist das Höchste” bzw. „Mutter ist großartig“.

Du stammst aus Nigeria, bist dort aufgewachsen. Du hast aber auch lange in Deutschland gelebt. Ist das Leben in zwei Welten eine Herausforderung?

Nein, nicht wirklich. Ich habe gelernt, mein nigerianisches und deutsches Erbe als Segen zu akzeptieren. Es war nicht meine Intention, Nigeria zu verlassen. Aber besondere Umstände, die ich nicht in der Hand hatte, zwangen mich dazu. Nachdem ich einige Zeit in Deutschland verbracht hatte, erkannte ich, wie viel ich von meiner afrikanischen Herkunft gelernt hatte. Von Zuhause weg zu sein, machte mich als Nigerianerin stärker. Zudem freute ich mich, mehr über die deutsche Kultur und Mentalität lernen zu können. Aber nach sechs Jahren in Deutschland musste ich meine Liebe zu Nigeria erst einmal wiederentdecken. Deshalb entschied ich mich vor drei Jahren, dorthin zurückzugehen. Jetzt lebe ich in Lagos.

Inwiefern haben Deine Erfahrungen in Deutschland Deine persönliche und auch musikalische Entwicklung beeinflusst?

Die erste Zeit war nicht schön. Ich lebte irgendwo zwischen zwei Welten. Nun ja, ich denke, ich musste mich selbst erst einmal kennen lernen. Ich sollte mich zuerst selbst genau kennen und meine wahre Identität erlangen. Danach hat mich die Musik schließlich für sich eingenommen und wurde Teil meines Lebens, was ganz offensichtlich aus meiner gewonnenen Persönlichkeit herauskam. Leute, die ich treffe, Geschichten, die ich höre, das Uni-Leben, Farhot und so viel mehr inspirieren mich und meine Musik seitdem.

Musik zu machen ist ja nicht selbstverständlich. Dazu gehört meist ein Auslöser. Was war Deine erste Begegnung mit der Musik? Hmm… Also, ganz ehrlich: Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das noch genau weiß. Ich habe beim besten Willen keine Ahnung.

Aber Du weißt doch sicher noch, was es für ein Gefühl war, als Du Deine Musik das erste Mal im Radio gehört hast?

Ja, das weiß ich natürlich noch. Ich habe gelacht. Es war toll, aber auch irgendwie komisch, besonders.

Deine Songs sind in Englisch ebenso wie in Kreolisch. War dies eine feste Entscheidung?

Nein, das kam ganz von selbst. Es passierte auf ganz selbstverständlichem Wege. Ich singe und schreibe so, wie es gerade kommt.

Wovon handelt Deine Musik?

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Im Allgemeinen geht es um Liebe – das wird auch immer mein Hauptmotivator sein. Das schreibe ich ganz groß. Auf meinem aktuellen Album geht es allerdings auch um den Gegensatz. Es geht zwar auch um Liebe, aber ebenso um Hass, um Korruption, Selbst-Liebe, Eifersucht, falsche Prophezeiungen, Scheinheiligkeit... Meine Musik ist simpel, kompliziert, ehrlich, verrückt, fremd, heiß und wird inspiriert von allem, aber vor allem von der Welt und ihrem Irrsinn.

Wenn Du in Deinen Songs so viele harte Themen angehst, ist Musik dann eher eine Herausforderung oder ein sicheres Zuhause?

Nein, die Musik ist keine Herausforderung. Sie ist definitiv mein Zuhause, in der ich meine Leidenschaft ausdrücken kann. Sie ist aber auch meine Therapie. Musik ist Gott und Liebe für mich. Sie ist mein Hilfsmittel, dieser Welt ab und an zu entfliehen.

Du schreibst alle Deine Songs selbst, spielst Gitarre und Percussion. Was magst Du an der musikalischen Arbeit am liebsten: live performen oder im Studio arbeiten?

Ich bin am liebsten im Studio. Ja, wirklich. Das liegt daran, dass ich diese Privatsphäre, also meinen persönlichen Raum so gern mag, wenn ich kreativ bin.

Und wie sieht das genau aus, wenn Du kreativ bist?

Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig und variiert. Manchmal entsteht etwas durch eine simple Melodie, die in meinem Kopf aufploppt bzw. spontan entsteht. In anderen Momenten höre ich womöglich etwas Instrumentelles irgendwo und wieder in anderen Momenten greife ich zur Gitarre und die Emotionen kommen dann einfach. Das ist zum Teil sehr emotional.

Im April waren die ersten freien Wahlen in Nigeria. Du hast Dich dafür engagiert, dass auch die Jugend wählen darf. Wie wichtig ist Dir Politik – auch in Deiner Musik?

Die Politik ist Teil meines Lebens. Sie ist meine Community, meine Vergangenheit und meine Gegenwart. Das Leben vieler Menschen ist beeinflusst von unseren Oberhäuptern, die wir wählen, uns anzuführen. Das spielt natürlich eine große Rolle für mich.

Hast Du dahingehend auch schon mal darüber nachgedacht, selbst in die Politik zu gehen? Oder ist die Musik Deine Stimme?

Mit der Musik kann ich meine Beziehung und Einstellung zu bestimmten Sachverhalten ausdrücken. Und besinge damit womöglich auch die Meinung vieler anderer. Aber ich sehe mich und meine berufliche Zukunft nicht in der Politik.

Glaube und Kirche spielt nicht in allen Köpfen eine Rolle. Bei Dir ist das anders…

Absolut. Ich liebe Gott! Und ich weiß, dass es diese höhere Macht über unseren Köpfen gibt. Das ist, was mich ausmacht. Jesus ist mein Vorbild. Aber auch Menschen, die an diese Kraft glauben, wie Gandhi oder Malcolm X sind meine Vorbilder.

Das sind Menschen, die mit gutem Beispiel vorangingen und das Wort nutzten gegen Ungerechtigkeit. Das ist ja ähnlich wie bei Dir und Deiner Musik. Fühlst Du Dich als Vorbild?

Nein.

Interview: Bente Matthes / UNDERCOVER Magazin

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