Sie werden nicht glauben, wer hinter diesen Fassaden lebte

München hat viele imposante Bauwerke. Manchmal sind es aber die unscheinbaren Häuser, in denen sich spannende Geschichten verbergen. Auf einer Spurensuche haben tz-Reporter hinter Fassaden geblickt und faszinierende Entdeckungen gemacht.
Das komische Haus
„Als ich das Licht der Welt und sodann die Hebamme erblickte, war ich sprachlos. Ich hatte diese Frau ja noch nie in meinem Leben gesehen“, witzelte der Münchner Komiker Karl Valentin über seine Geburt. Das Geburtshaus des bayerischen Volkssängers, der mit bürgerlichem Namen Valentin Ludwig Fey hieß, steht auch heute noch. In der Zeppelinstraße 41 kam Valentin am 4. Juni 1882 im ersten Stock zur Welt. Darunter führte sein Vater das Möbeltransportgeschäft Falk & Fey, das Karl Valentin nach dem Tod seines Vaters übernehmen musste. Da er aber ein besserer Komiker als Geschäftsmann war, musste er das Haus 1909 wegen Geldnot verkaufen.

Trotzdem blieb das 1851 erbaute Haus ein historischer Ort. „Danach zog Karosseriebauer Ludwig Weinberger ein, der dort 1932 das angeblich schönste Auto der Welt baute: das Bugatti Royale Cabriolet“, berichtet Maria Riemerschmid (69) vom Verein der Freunde der Au e.V. Der Kulturverein sorgt dafür, dass Valentins Geburtsstätte allen in Erinnerung bleibt. „Wir veranstalten immer wieder Karl-Valentin-Abende. Er ist einer der bedeutendsten Bürger der Au und wir erinnern uns gerne an den melancholischen Komiker“, sagt Riemerschmid.
Sie selbst ist ein großer Fan und froh darüber, dass ihr Verein in dem berühmten Gebäude ein Zuhause gefunden hat. Die Stadt verkaufte das Haus 1996 zum (Spaß)-Preis von 888 888,88 Mark an den Architekten Klaus Schmid. Allerdings nur unter der Auflage einen Raum für Stadtteilkulturförderung zur Verfügung zu stellen. So zog der „Verein der Freunde der Au e.V“ 1998 ins Erdgeschoss des Hauses. „Uns ist wichtig, dass der Bezug des Hauses zu Karl Valentin nicht vergessen wird“, sagt Maria Riemerschmid und zeigt dabei auf die Wände. Die sind über und über bestückt mit Zitaten und Bildern des Komikers. Doch auch an die Karosseriewerkstatt gibt es Erinnerungsstücke: Einige Gerätschaften sind noch original erhalten und stehen im Innenhof des Hauses.
Mozart liebte München
Unsere Stadt hat es Wolfgang Amadeus Mozart so sehr angetan, dass er sich 1777 bei Kurfürst Max III. Joseph als Hofkomponist bewarb. Doch
leider vergebens. Der Kurfürst hatte an seinem Hof keine Stelle für den großen Komponisten frei. Und es half auch nicht, als Mozart zu ihm sagte: „Ich versichere Euer Durchlaucht: ich würde München gewiss Ehre machen!“ Daran besteht wohl kein Zweifel. Und ein bisschen Ehre durfte er München dennoch machen: 1781 wurde „Idomeneo“ im Cuvilliestheater uraufgeführt. Für die Zeit des Komponierens lebte Mozart 1780 bis 1781 dann doch eine kleine Weile in München. Heute erinnert eine Tafel in der Burgstraße 7 (Altstadt) an Mozarts Wohnung.
Kurz vor seinem Tod im Jahre 1790 bekam Mozart die Chance, einen letzten Blick auf die Stadt zu werfen, in der er gerne länger gelebt hätte. Er residierte im „Schwarzen Adler“ in der Kaufingerstraße, um seinen Freund Franz Albert zu besuchen.

Der Burgherr baut das Rathaus
Das Rathaus ist aus München nicht wegzudenken. Von keinem Haus

werden mehr Fotos geschossen und unzählige Touristen können es kaum erwarten, die Schäffler des Glockenspiels tanzen zu sehen. Kaum zu glauben, dass die Zeitgenossen beim Erbau des Neuen Rathauses gar nicht begeistert waren. In der Wochenzeitung Ratschkathl hieß es 1891 sogar, die Münchner würden „das abgeschmackteste Rathaus der Welt besitzen“. Erbauer war der Architekt Georg Ritter Hauberrisser (1841-1922). Er selbst mochte es ebenfalls auffällig und wohnte in dem roten Ziegelhaus in der Schwanthalerstraße 106 bei der Theresienwiese. Dieses hat Hauberrisser gebaut – und liebevoll als seine „kleine stolze Burg“ bezeichnet.

H. Gebhardt, L. Polito, M. Sapper, P. Meggendorfer