Die geplante verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Unikliniken der LMU und der TU sowie das neue Hauner werden Bayern in der Champions League der Medizin weiter voranbringen“, sagte Söder mit Blick auf die Charité in Berlin, momentan das größte Uniklinikum Deutschlands.
600 Millionen Euro betragen die Baukosten inzwischen - 550 Millionen Euro trägt der Freistaat, erklärte Wissenschaftsminister Markus Blume. Dass die Baukosten so stark stiegen, liegt unter anderem daran, dass ein Rechenzentrum und eine Schule für kranke Kinder integriert werden. „Es ist ein Herzensprojekt“, sagte Blume und schlug vor, eventuell noch eine Rutsche zu integrieren, auf Wunsch eines kleinen Patienten. Die Sonne strahlte vom Himmel, als die Klinikförderer die Spaten schwangen, unter ihnen Prinzessin Ursula von Bayern und Moderator und Fußballtrainer Sandro Wagner. „Kinder sind unsere Zukunft, der müssen wir alles unterordnen“, sagte Wagner, selbst Vater von vier Kindern.
Wenn alles klappt wie geplant, dann können in sieben Jahren die ersten Kinder und Jugendlichen in dem 19 200 Quadratmeter großen Neubau behandelt werden. Was mit den bisherigen Klinikgebäuden in der Stadtmitte an der Lindwurmstraße danach geschieht, ist noch unbekannt.
Es sind Geschichten wie die der kleinen Elisabeth, die jeden Tag auf Neue deutlich machen, wie wichtig und gut die Mediziner am Haunerschen Kinderspital sind. Das Kinderkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität hat einen exzellenten Ruf – in Deutschland und im Ausland – und ist gemessen an der Zahl der Betten die größte Kinderklinik in Bayern. Schon lange ist ein Neubau in Großhadern in Planung, gestern gab es den Spatenstich (siehe Text unten).
Das jetzige Krankenhaus in der Innenstadt platzt aus allen Nähten – aber natürlich ist der sehr zentrale Standort auch ein Vorteil. „Ich fühle mich sehr wohl in dem schönen, geschichtsträchtigen und sehr zentral gelegenen Gebäude“, sagt Prof. Oliver Muensterer, Direktor der Kinderchirurgie. Aber er freue sich auch über die Chancen, die ein Neubau bietet: „Zudem muss man auch sagen, das Haunersche Kinderspital sind nicht die Wände. Was es ausmacht, sind die Menschen darin, der Geist, der uns verbindet, und die tolle Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen. Und vor allem auch die Idee des Gründers August von Hauner, dass jedes Kind, egal, ob es reich ist oder arm und von wo auch immer es herkommt, behandelt wird.“
Das Klinikgebäude mitten in der Stadt zu haben, ganz nahe am Sendlinger Tor, habe viel Gutes: „Wir sind genau da, wo auch die Kinder sind“, sagt Muensterer. Wobei auch der Umzug nach Großhadern mehrere Vorteile habe: „Wir ziehen alle zusammen, die Kinderpsychiatrie, die Pädiatrie, die Kinderpalliativmedizin, die Kinderchirurgie und alle anderen angrenzenden Fächer. So entsteht ein Haus, in dem Kinder umfassend behandelt werden. Das ist eine Riesenchance für die interdisziplinäre und ganzheitliche Zusammenarbeit.“
Seit seiner Gründung hat das Dr. von Haunersche Kinderspital eine herausragende Bedeutung – heute ist es das größte Akademische Kinderklinikum Deutschlands. Dort werden nicht nur Kinder behandelt, es wird auch viel geforscht und ausgebildet. Ein Thema, das Prof. Muensterer, einem der führenden Experten für minimalinvasive Kinderchirurgie, ein Herzensanliegen ist. „Kinder haben eine filigrane Anatomie und sind sehr empfindlich – sie wachsen noch und haben ihr Leben vor sich“, betont der 53-Jährige. In der Ausbildung gehe es darum, jeden Handgriff unter anderem durch Simulationstraining vorher zu perfektionieren, bevor er am Kind ausgeübt wird.
Muensterer operiert in der Klinik viele schwierige Fälle, wie etwa die siebenjährige Elisabeth. Das Mädchen hatte im Alter von drei Jahren Nagelhautentferner getrunken. Die starke Säure verätzte ihre gesamte Speiseröhre. „Es blieb nur noch ein Narbenstrang“, erzählt der Professor. Damals lebte das Mädchen mit seiner Familie im ukrainischen Charkiw. Vier Jahre lang wurde Elisabeth über eine Magensonde ernährt. Nun aber kann sie seit rund zwei Wochen selbst essen, dank der Operation in München. Muensterer versetzte den Magen des kleinen Mädchens nach oben in den Brustkorb – heute freut er sich, dass die Kleine ihren Bananenquark mit Begeisterung wieder selbst löffelt.
Was Prof. Muensterer am Haunerschen Kinderklinikum besonders schätzt, ist, dass hier die modernsten Techniken zur Verfügung stehen. „Was unsere Chirurgie ausmacht, ist, dass wir sehr häufig minimalinvasiv operieren. So werden bei uns beispielsweise fast alle Blinddarm-, Blasen- oder Milzentfernungen nur über einen Schnitt am Nabel gemacht, das finden Sie sonst in Deutschland nicht.“
Zudem sei das Haunersche das einzige Kinderkrankenhaus in Deutschland mit einem eigenen OP-Roboter mit kleinen Instrumenten speziell für Kinder. Auch gehöre beispielsweise Telemedizin zum Standard, und so hätten schwer erkrankte Kinder, die nicht einfach zur Sprechstunde kommen können, gute Chancen, dass die renommierten Spezialisten des Spitals sich ihren Fall anschauen. Auch arbeitet das „Hauner“, wie die Münchner ihre Klinik nennen, mit Ärzten anderer Häuser zusammen, wenn hier nach fachlichem Austausch gefragt wird.
Im Spital gibt es außerdem eine lange Tradition in der Betreuung von Kindern, die an seltenen Erkrankungen leiden, von denen es mehr als 7000 gibt. Im vergangenen Jahr nahm ein neues Zentrum zur Entwicklung der personalisierten Präzisionsmedizin seine Arbeit auf. „Unsere lokalen, nationalen und globalen Allianzen helfen uns, Kinder mit seltenen Erkrankungen zu Pionieren einer neuen Ära der Medizin werden zu lassen“, gab Professor Christoph Klein, Direktor der Kinderheilkunde, erfreut zu Protokoll.
Das sind nur ein paar Schlaglichter, die zeigen, wie sich das Dr. von Haunersche Kinderspital ständig weiterentwickelt. So ist es kein Wunder, dass das alte Gebäude in der Münchner Innenstadt aus allen Nähten platzt.