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10 Tonnen Sprengstoff gefunden – Freimann im Ausnahmezustand

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Von: Sven Rieber, Vanessa Fonth, Myriam Siegert

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© Klaus Haag

Auf einem Privatgrundstück in Freimann sind etwa zehn Tonnen Sprengmittel aus dem zweiten Weltkrieg gefunden worden. Die Entschärfung wird mehrere Wochen dauern. Die Anwohner wurden davon völlig überrumpelt.

Schock in Freimann: Bei Bauarbeiten ist ein riesiges Sprengmittel-Depot im Zwergackerweg 3 entdeckt worden. Die Entschärfung und der Abtransport werden Wochen dauern. Daher müssen die Anwohner ab Montag tagsüber ihre Häuser verlassen – wochenlang. Kommende Woche übernimmt ein Kampfmittelräumdienst das Kommando und richtet dort eine Sperrzone ein.

Rückblick: Anfang März hatte eine Spezialfirma den Boden im Auftrag der Eigentümerin genauer untersucht. Bei einem Hausbau auf dem Nachbargrundstück im Jahr 2012 war ein altes Löschbecken mit Munitionsresten im Erdreich entdeckt und beseitigt worden. Nun wollte die Rentnerin selbst Klarheit: Wohnt sie auf einem Pulverfass? Auf was die Kampfmittelbeseitiger stießen, überstieg die Befürchtungen aber um ein Vielfaches.

„Bei dem Fund handelt es sich um rund zehn Tonnen Sprengmittel aus dem Zweiten Weltkrieg, vor allem Munition und Granaten“, erklärt Johannes Mayer vom Kreisverwaltungsreferat. „Zum Teil korrodiert, aber zündbar.“ Eine sichere Entschärfung vor Ort, um die vielen Sprengkörper abtransportieren zu können, ist extrem aufwendig und gefährlich.

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Kisten zum Abtransport der Sprengmittel. © Klaus Haag

Darum wird eine Sperrzone eingerichtet. Diese hat einen Umkreis von etwa 50 Metern rund um die Fundstelle. Betroffen sind zehn Wohnhäuser und komplett die Straßen Zwerg­ackerweg und Obere Hausbreite.

Die Arbeiten sollen voraussichtlich bis zum 9. Mai dauern. Das entspricht 40 Werktagen. Geplant ist, dass die Sprengstoff-Experten werktags jeweils in der Zeit von 8 bis 16 Uhr arbeiten. Alle Bewohner innerhalb des Sperrgebietes müssen während dieser Zeit ihre Häuser verlassen – der Ärger darüber ist teils immens (siehe Umfrage).

Die Eigentümerin des Grundstücks ist verzweifelt: Sie war 1954 als Kind mit ihren Eltern ins Haus gezogen. Heute wohnt sie hier mit ihrer eigenen Tochter und deren Kinder (11 und 17): „Ich weiß noch nicht, wie teuer mich die ganze Sache jetzt kommen wird“, sagt die Rentnerin, die als Grundeigentümerin dafür aufkommen muss. Nach ersten Schätzungen könnten die Kosten im sechsstelligen Bereich liegen.

Das sagen die betroffenen Anwohner in der Sperrzone

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Bernhard (67), Rentner und Angelika Grodofzig (57), Angestellte:

„Da kommt man zum Wochenende nach Hause und dann sowas: Wir wussten, dass da Munition liegt, aber wir haben erst diesen Freitag über Umwege von der Evakuierung erfahren. Wir können ja verstehen, dass man auf Sicherheit achten muss, aber 40 Tage lang aus dem Haus müssen? Das ist ein Witz! Es ist doch eh nichts. Uns kriegen die hier nicht raus.“

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Katrin Hutchinson (39), Einkäuferin:

„Wir haben einen Hundewelpen von fünf Monaten und zwei vier und sieben Jahre alte Kinder. 2012 haben wir hier selbst gebaut. Ich weiß nicht, wie sich die Stadt das vorstellt, dass wir jetzt 40 Tage lang unser Heim räumen müssen. Immerhin ist mein Chef so nett, dass er mir erlaubt, den Hund mit in die Arbeit zu nehmen. Und die Kinder sind tagsüber zum Glück in der Kita beziehungsweise in der Schule.“

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