Das ist unser magisches München - Stadtführer zeigen ihre Lieblingstouren

Sie kennen Orte, Straßen, Friedhöfe und Denkmäler an der Isar wie kaum ein anderer, erzählen voll Herz und Hingabe ihre jeweilige Geschichten: Münchens Stadtführer. Elf von ihnen stellen in einem neuen Buch ihre Favoriten vor. Titel: Lieblingstouren der Münchner Stadtführerinnen und Stadtführer.
Jede Route beleuchtet eine andere Facette der Stadt, drei präsentieren wir hier. Ausführlich samt Karte ist alles im Buch zu finden, das Sie gewinnen können (siehe Ende). Bei uns verraten die Stadtführer auch ihren Lieblingsort, ihr magisches Münchner Fleckerl. Kommen Sie mit auf Entdeckungstour mit den Profis an Ihrer Seite!
Maximiliansanlagen
Boanlkramer, Mephisto, Friedensengel: Dichter, Künstler und Denker prägen diese poetische Tour von Anette Spieldiener (44) in den Maximiliansanlagen. Ihr magisches Fleckerl aber ist ein Naturdenkmal: eine große Buche mit weit verzweigten Wurzeln nahe des Wilhelm-Hausenstein-Wegs. „Ich habe die Buche während des ersten Lockdowns entdeckt, sie ist mir zu einem Mut-mach-Ort geworden“, sagt die Leiterin der Münchner Schatzsuche. „Vielleicht ein schönes Symbol für die vielen Verwobenheiten menschlichen Lebens.“
Denn verwoben sind auch die Schicksale der Münchner Persönlichkeiten, von denen Anette Spieldiener erzählt. Nach dem Start am Wiener Platz in Haidhausen, streift man zum Beispiel die Villa von Eduard von Grützner. „Er schuf vor 150 Jahren eines der geheimnisvollsten Mephisto-Porträts.“ Nicht weit dahinter steht eine Büste vom Dichter Franz von Kobell. „Dieser hat den Tod in seiner berühmten ,Gschicht vom Brandner Kasper‘ verewigt.“ Die Tour führt weiter zum Maximilianeum, ein „funkelndes architektonisches Glanzstück“, vorbei am 1899 eingeweihten Friedensengel bis zum Friedhof St. Georg in Bogenhausen, in dem Erich Kästner und Annette Kolb beerdigt sind. Am dortigen Denkmal für den von den Nazis hingerichteten Pater Alfred Delp denkt Anette Spieldiener nochmal an die Buche mit ihren vielen Wurzeln. „Frei und widerständig zu leben, aber mit der Gemeinschaft im Blick – dazu möchte ich mit meiner Tour ermuntern.“
Königliches Gebiet

An diesem Ort wurde Musikgeschichte geschrieben – da ist sich Marlies Lüpke (52) sicher: In der Residenz. „Hier haben sich König Ludwig II. und Richard Wagner kennengelernt, der Beginn einer großen Freundschaft.“ Dieser widmet sich Marlies Lüpke von den Münchner Musikspaziergängen auf ihrer zweistündigen Tour.
Startpunkt ist der Promenadeplatz mit dem Hotel Bayerischer Hof. Hierhin flüchtete Richard Wagner im März 1864 völlig verschuldet vor seinen Wiener Gläubigern. Nur Tage zuvor war König Maximilian gestorben, Thronfolger: der erst 18-jährige Ludwig. „Der Kini wird den Komponisten von da an zeitlebens finanziell unterstützen“, sagt Marlies Lüpke und spaziert zum Nationaltheater, in dem fünf Wagner-Opern uraufgeführt wurden. An der Residenz zeigt uns die Stadtführerin ihr magisches Fleckerl: Den Eckpavillon am Eingang zum Hofgarten. „Unten im Garten hat Richard Wagner seinen Huldigungsmarsch uraufgeführt, als Dank für seinen Gönner. Ludwig II. hat von seinem Apartment, den oberen drei Fenstern aus, hocherfreut gelauscht – er war der einzige Zuhörer, kein anderer durfte an diesem Tag in den Park.“
Weitere Stationen dieser königlich-musikalischen Route sind unter anderem die Brienner Straße, an der eine Gedenktafel an den einstigen Ort der Wagner-Villa erinnert und das Prinzregententheater, das als Wagner-Festspielhaus erbaut wurde.
Der Alte Südfriedhof
Er gilt als steinernes Geschichtsbuch Münchens: der 450 Jahre alte Südfriedhof an der Thalkirchner Straße, lange Zeit der einzige der Stadt. „Der Ort strahlt eine unglaubliche Magie aus, der man sich kaum entziehen kann“, sagt Stadtführer Alexander Kardaschenko (54), Chef von YourMunichTour.

Seine zweistündige Führung startet am Stephansplatz mit seinem Spitzwegbrunnen. Das Grabmal des Malers – Carl Spitzweg starb 1885 – ist eine der vielen Stationen. Der Grabstein sieht aus wie eine Apothekerflasche, als Hinweis auf Spitzwegs ersten Beruf. In der Nähe fand ein weiterer prominenter Münchner seine letzte Ruhe: Erzgießer Ferdinand von Miller, Vater der Bavaria.
Sehr berührend findet Kardaschenko das Grabmal des Ehepaares Vermeersch mit den zwei steinernen Büsten: Der belgische Architekturmaler Ivo Ambros Vermeersch heiratete in den 1840er- Jahren die Münchnerin Amalie. Als sie schwer krank wurde, wich er nicht mehr von ihrem Bett und starb voll Trauer nur wenige Stunden vor ihr.Das Grab der im Tod vereinten Liebenden ließ dann Ludwig I. errichten.
Inmitten all der Gräber, verwilderten Pflanzen und Naturdenkmäler hat Alexander Kardaschenko sein magisches Fleckerl München gefunden: „Das ist einer der schönsten und bedeutensten Friedhöfe Europas, ein Kulturdenkmal mitten in unserer Stadt.“
Das ist das neue Buch
Das Buch „Lieblingstouren der Münchner Stadtführerinnen und Stadtführer“ ist im Volk Verlag erschienen (ISBN: 978-3-86222-408-1) und kostet 16,90 Euro.
