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Steinkohle-Verbrennung in München: Stadtwerke wollen Block auch den nächsten Winter weiter laufen lassen

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Von: Sascha Karowski

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Im HKW Nord soll auch den nächsten Winter Kohle verbrannt werden.
Im HKW Nord soll auch den nächsten Winter Kohle verbrannt werden. © Michalek

Der Kohleblock im Heizkraftwerk Unterföhring soll auch im nächsten Winter weiter laufen. Diesen Wunsch haben die Stadtwerke München. Der Ausstieg aus der Steinkohle-Verbrennung würde sich erneut verzögern.

München - Die Stadtwerke München (SWM) gehen davon aus, dass auch im kommenden Winter 23/24 Steinkohle im Heizkraftwerk Nord (HKW Nord) verbrannt werden muss. „Die Versorgung mit Gas bleibt weiterhin schwierig und teuer“, sagt Sprecher Michael Silva auf Anfrage unserer Zeitung. „Es wäre daher kontraproduktiv, den Kohleblock jetzt auf Gas umzustellen und so den Gasverbrauch Münchens erheblich zu erhöhen.“ Der Stadtrat soll in Kürze über die Situation informiert werden.

Steinkohle-Verbrennung in München: Stadtwerke wollen Block weiter laufen lassen

In München wird im HKW Nord Steinkohle verbrannt, um damit Wärme und Strom zu erzeugen. Im vorigen Januar hatten OB Dieter Reiter (SPD) und SWM-Chef Florian Bieberbach angekündigt, die Landeshauptstadt werde noch 2022 aus der Kohleverbrennung und der Energiegewinnung aus Atomkraft aussteigen. Dieser Schritt war zuvor unter anderem von einem Bürgerentscheid eingefordert worden. Am 5. November 2017 haben 60,4 Prozent dafür gestimmt, dass die Stadtwerke bis spätestens Ende 2022 aus der Steinkohleverstromung aussteigen sollen.

Ziel der Stadt und der Stadtwerke war es, dass im Kraftwerk zum Jahreswechsel auf Erdgas umgestellt wird, langfristig möglicherweise auf Wasserstoff. Über 50 Prozent des bundesweit genutzten Erdgases stammen jedoch aus russischer Produktion. Circa 30 Prozent kommen aus Norwegen, zehn Prozent aus den Niederlanden, der Rest aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hatte die Stadt umdenken müssen. Eine künftige verlässliche Versorgung mit Erdgas stand infrage. Denn die Gasflüsse aus Russland blieben deutlich unter dem Durchschnitt. „Unsere Strategie hin zu hundertprozentig erneuerbarer Strom- und Wärmeversorgung bleibt unverändert“, sagte Bieberbach im März im Stadtrat und schlug vor, den Block 2 im HKW Nord in der nächsten Heizperiode noch einmal mit Kohle zu betreiben. Der Stadtrat stimmte damals zu. Und jetzt?

Steinkohle-Verbrennung in München: Stadtrat soll entscheiden

„Wir werden uns sehr ernsthaft damit auseinandersetzen, was die SWM dem Stadtrat vorlegen“, sagt Dominik Krause, der Co-Vorsitzende von Grünen/Rosa Liste. Die Versorgungssicherheit der Münchner hatte schon für die aktuelle Heizperiode höchste Priorität für seine Fraktion. „Das gilt auch weiterhin, und für die nächste Heizperiode ist die Gaslage nach wie vor sehr angespannt.“ Gleichzeitig wolle er den Kohleausstieg nicht endlos verzögern. „Die SWM sind also gefragt, eine mittelfristige Alternative aufzuzeigen.“ Simone Burger, die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD/Volt-Fraktion, ergänzt: „Wir werden das im Stadtrat diskutieren aufgrund der dann vorliegenden Fakten. Für uns ist das Ziel der Versorgungssicherheit zentral, diese werden wir nicht gefährden. Und wir stehen dazu, so schnell wie möglich aus der Kohle auszusteigen.“

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