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Sternschnuppen und Sommerdreieck: So sehen Sie das Spektakel am Münchner Nachthimmel

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Toller Blick vom Deutschen Museum: Der Komet C/2020 F3 (Neowise) zeigte sich 2020 über München.
Toller Blick vom Deutschen Museum: Der Komet C/2020 F3 (Neowise) zeigte sich 2020 über München. © Marco Sproviero

In München sind die Sommernächte lau und Sternschnuppen haben Hochsaison. Drei helle Sterne leuchten über der Stadt. Ein Sternen-Experte erklärt das Schauspiel am Himmel.

München – Den Stern des Südens kennen wir in München. Restaurants und Hotels mit Sternen haben wir auch an der Isar. Aber schon mal von Vega, Deneb und Atair gehört? Absolute Stars, die jetzt im Sommer zu bewundern sind! Sind es doch die drei hellsten Sterne über unserer Stadt, das Sommerdreieck. „Dazu haben jetzt auch die Perseiden, die Sternschnuppen im Sommer, Hochsaison“, sagt Marco Sproviero (49). In der tz erklärt der Vorsitzende der Beobachtergruppe Sternwarte Deutsches Museum (www.beobachtergruppe.de) die Geheimnisse des Münchner Nachthimmels.

Gut zu sehen ist derzeit der Saturn, der ab 21.30 Uhr Ost-Süd-Ost aufsteigt. „Jupiter entdeckt man ab 23 Uhr im Osten“, sagt Marco Sproviero, Software-Engineer bei BMW. Sterngucker war er schon als Kind, die Faszination wurde zum Hobby. Mittlerweile hat er eine Internetseite (www.munichspace.de) über unser Sonnensystem, hält astronomische Vorträge und leitet Exkursionen an der Münchner Volkshochschule. Nach so vielen Sternschnuppen, die er schon gesehen hat – wünscht er sich da noch was? „Nein“, sagt Sproviero. „Wünschen hat nichts mit Wissenschaft zu tun. Aber ich bin jedes Mal wieder fasziniert über das, was uns die Natur gegeben hat.“ Also, Kopf hoch, liebe Leser und himmelwärts schauen. Mit der tz wird’s sternenklar!

Sommerdreieck: Wo und wann Sie es am besten am Himmel sehen

Gegen 22 Uhr kann man das Sommerdreieck besonders gut in der Himmelsmitte sehen. „Es besteht aus den drei Fixsternen Deneb, Vega und Atair, die zu drei verschiedenen Sternbildern gehören“, sagt Marco Sproviero. „Deneb liegt im Sternbild Schwan, Vega leuchtet im Sternbild Leier und Atair gehört zum Sternbild Adler.“ Und woher kommt ihre Super-Leuchtkraft? „Vega und Atair sind ungefähr doppelt so groß wie die Sonne und strahlen ein Vielfaches mehr an Licht ab“, erklärt der Münchner. „Denebs Leuchtkraft ist mindestens 100 000-mal stärker als die der Sonne.“ Deshalb kann man diesen am weitesten von uns entfernten Stern auch mit bloßem Auge noch gut sehen.

Sommerdreieck: Beim Isarflößer, der Statue am Hinterbrühler See, kann man nachts gut die Sterne sehen.
Sommerdreieck: Beim Isarflößer, der Statue am Hinterbrühler See, kann man nachts gut die Sterne sehen. © Sproviero

Sommerdreick und seine drei Sternbilder

Es gibt 88 Sternbilder, im Sommer dominieren unter anderem diese drei: Schwan, Leier und Adler. Der Schwan liegt mit Deneb mitten in der Milchstraße. Im antiken Griechenland nannte man das kreuzförmige Sternbild Ornis, zu Deutsch Vogel. Die Römer sprachen dann von Cygnus, dem Schwan. Durch die hellen Sterne sieht es am Himmel so aus, als fliege er mit ausgebreiteten Flügeln Richtung Süden.

Das nach einem Musikinstrument benannte Sternbild Leier ist eher klein und liegt mit dem Haupt-stern Vega südlich der Milchstraße. Auf Lateinisch Lyra genannt, sind die Sterne wie ein Parallelogramm angeordnet.

Beim Sternbild Adler – lateinisch Aquila – bilden Atair und zwei weitere Sterne den Kopf des Vogels. Der Adler fliegt nach Nordosten, dem Schwan entgegen.

Meteor, Meteorid & Meteorit

Meteor/Sternschnuppe: Meteor ist der wissenschaftliche Begriff für Sternschnuppe. Gemeint ist die Leuchterscheinung, die ein Meteorit erzeugt, wenn er in die Erdatmosphäre eintritt und sie durchquert. Die Brocken sind zwischen fünf und zehn Zentimeter groß. Marco Sproviero: „Je größer der Meteorit ist, also zehn bis 15 Zentimeter, umso heller leuchtet er.“ Dann spricht man von Feuerkugeln oder Boliden.

Meteorid: Sie sind im Weltall unterwegs, zählen mit den Asteroiden und Kometen zu den Kleinkörpern des Sonnensystems. Tritt ein Meteorid in die Erdatmosphäre ein, verglüht er vollständig (Sternschnuppe) oder fällt als Meteorit auf den Erdboden.

Meteorit: Manche Brocken sind so groß, dass sie nicht vollständig verglühen, sondern auf der Erde landen (Foto oben). Der Größte wurde 1920 in Namibia entdeckt: ein 60 Tonnen schwerer Eisenmeteorit.

Sternschnuppen über München: Perseiden haben jetzt Hochsaison

Das zweite funkelnde Himmels-Schauspiel im August sind die Perseiden, die nach dem Sternbild Perseus benannt sind. Die Perseiden stammen vom Komet 109P Swift Tuttle ab und entstehen, wenn sie als Teilchen in die Erdatmosphäre eindringen. Marco Sproviero: „Die Luft wird dann von den Teilchen zum Leuchten gebracht.“

Das Maximum erreichen wir in der Nacht vom 12. auf 13. August, hier kann man über 100 Sternschnuppen pro Stunde sehen. Und eigentlich fallen sie nicht vom Himmel – sie rasen mit 216 000 km pro Stunde durch die Nacht. Heuer gibt es noch eine Besonderheit: „Ebenfalls am 12. August ist Vollmond, es wird also relativ hell am Himmel.“

Sprovieros Tipp: „Um die Perseiden gut zu sehen, schauen Sie in die gegenüberliegende Richtung des Mondes, Richtung Nordosten.“ Dunkelheit ist ohnehin wichtig: „Gute Plätze in der Stadt sind etwa der nördliche Teil des Englischen Gartens und die Panzerwiese. Weiter südlich der Perlacher Forst mit den 16-er und 17-er Wiesen nahe des Klinikums Harlaching.“ Auch am Hinterbrühler See an der Isar kann man für Stadtverhältnisse einen guten Nachthimmel erleben. Sproviero: „Also eher weg von der Großstadtbeleuchtung.“

Marco Sproviero
Sternen-Experte Marco Sproviero erklärt die Geheimnisse des Münchner Nachthimmels. © DM Planetarium

Sternstunden in München

Marco Sproviero hält am Freitag von 20 bis 21.30 Uhr an der MVHS den Vortrag Sternschnuppen – Grüße aus dem Weltall. Ort: Einstein 28, Bildungszentrum, Einsteinstr. 28, Kosten: 8 Euro, Studenten/Schüler: 5 Euro. Am 12. August leitet er von 22 bis 23.30 Uhr die Exkursion Sternschnuppen beobachten in Grünwald. Kosten: 8 Euro. Hier gibt es nur noch wenige Restplätze. Anmeldung für beide Sternstunden unter Tel. (089) 480 06 62 39 oder online www.mvhs.de

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