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Studenten schalten Anzeige: WG-Zimmer mit einem Quadratmeter Größe

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München - Aus Spaß heraus stellen Mitbewohner eines Studentenheims das Inserat ins Internet. Eine Minute darauf kommen schon die ersten Anfragen.

Wohnraum in München ist begehrt. Besonders für Studenten, die wenig Geld für die Miete ausgeben können. Wie verzweifelt junge Leute auf der Suche nach einem WG-Zimmer nahe der Universität sind und was sie alles für eine Bleibe in Kauf nehmen, wurde dem 24-jährigen Lukas Rauch vor kurzem so richtig bewusst. 

Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge hatte der Student, der mit fünf weiteren Mitbewohnern in einem Studentenheim am Josephsplatz wohnt, aus Spaß eine Anzeige auf dem Portal wg-gesucht.de geschaltet. Ein Zimmer mit einem Quadratmeter Größe bot er auf der Website an. Das Erstaunen war groß, dass sich darauf tatsächlich viele Interessierte meldeten. 

„Da passt eigentlich auch ein Mensch rein“

An einem „langweiligen WG-Abend“, so Rauch zur „SZ“, seien ihm und zwei Mitbewohnerinnen die Idee für das Inserat gekommen. Ein Pappkarton auf dem Flur hatte die Studenten inspiriert: Nach einiger Zeit war ihnen aufgefallen, „dass da eigentlich auch ein Mensch reinpasst“. Die Probe aufs Exempel hatte eine der Studentinnen gemacht, indem sie sich in den Karton setzte. Kurz darauf stand die Anzeige für das Ein-Quadratmeter-Zimmer mit einem Preis von 65 Euro im Monat im Internet. Die Höhe der Miete legten die Jugendlichen aus dem durchschnittliche Quadratmeterpreis in Schwabing fest.

„Ein bisschen überrascht“ waren Rauch und seine Mitbewohner dann doch, als sich bereits eine Minute, nachdem das Gesuch online gegangen war, tatsächlich der erste Interessent für das Mini-Zimmer meldete. „So schnell konnte das langsame WG-Wlan nicht mal die Fotos hochladen“, erinnert sich Rauch laut „SZ“. Seine Handynummer hat der Student dann sofort auf der Plattform gelöscht. Anfragen trudelten trotzdem in Mengen ein. Allein über WG-Gesucht habe er „12 ernst gemeinte Anfragen von Studenten bekommen, die gerne einziehen würden“, sagt Rauch. Plus „sehr belustigtem Zuspruch in Facebook“. 

„Irgendwann hört man auf, sich all die Inserate genauer durchzulesen“

Ob jeder der Interessenten tatsächlich auch in die Wohngemeinschaft eingezogen wäre, daran zweifelt der 24-Jährige laut „SZ“ aber. Er und seine Mitbewohner gehen davon aus dass sich viele das „Inserat nicht mal richtig durchgelesen haben, sondern sich einfach bei jedem neuen Inserat melden, das online kommt.“ Dass es aber auch viele verzweifelte Studenten gibt, die zur Not „erst einmal auf einer Isomatte im Flur übernachten würden“, hält er für sehr wahrscheinlich. Schließlich hat Rauch selbst über ein Jahr lang nach einem WG-Zimmer in München gesucht. Viele Leute musste er anschreiben, bevor er überhaupt zu Besichtigungen eingeladen wurde. „Irgendwann hört man dabei auf, sich all die Inserate genauer durchzulesen.“

Auf die Frage der „SZ“, ob sie einen der Interessenten tatsächlich in ihre WG aufnehmen würden, winkt Rauch ab. Bräuchten Freunde oder Bekannte für kurze Zeit einen Unterschlupf, wären sie willkommen. Da seinen Mitbewohnern jedoch selbst nur neun Quadratmeter zur Verfügung stehen, haben sie  eigentlich „selbst kaum Platz“. Für die Studenten ist ihr Inserat mittlerweile zu mehr geworden als die ursprüngliche Spaß-Aktion. Sie wollen auf die schwierige Wohnungssituation in München aufmerksam zu machen. Ob demnächst ein weiteres Projekt ansteht ist unklar: „Bis jetzt haben wir noch nichts geplant“, sagt Rauch. „Wenn sich etwas ergibt oder wir Ideen haben, werden wir diese vielleicht weiter verfolgen.“

maw

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