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Das sind die Surferwellen in München und Umgebung

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Surfen am Eisbach ist auf der ganzen Welt bekannt.
Die Surferwelle am Eisbach ist auf der ganzen Welt bekannt. © dpa

München - Surfen in München hat seit über 40 Jahren Tradition. Begonnen hat alles mit den Pauli-Brüdern an der Floßlände in Thalkirchen. Hier finden Sie die besten Surferwellen in München und Umgebung.

Surfen, beziehungsweise Wellenreiten in München hört sich erstmal seltsam an. Immerhin ist die bayerische Landeshauptstadt gut 500 Kilometer von der nächsten Küste am Mittelmeer und sogar 800 Kilometer von der Nord- und Ostsee im Norden der Republik entfernt. Wie ist dann Surfen überhaupt möglich? Ganz einfach, auf den Flüssen und Bächen, die durch München und Umgebung fließen. Wir haben die besten Stellen in der Münchner Gegend zusammen gestellt.

Surfen in München zieht immer mehr Leute an

Flussreiten in München freut sich einer seit Jahren immer größer werdenden Gemeinschaft von Hobbysurfern. Doch die stetig wachsende Zahl der Wellenreiter muss sich mit nur wenigen Wellen im Umland zufrieden geben.

Surfen in München: Große Eisbachwelle

Neben den großen Touristenattraktionen wie der Frauenkirche, dem Marienplatz oder dem Hofbräuhaus gibt es in München seit Jahren am Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße einen weiteren Zuschauermagneten: Die große Surferwelle am Eisbach. Während das Wellenreiten auf dem Meer seinen Ursprung auf Hawaii hat, ist das sportartenverwandte Flussreiten auf dem Münchner Eisbach im Englischen Garten weltweit bekannt geworden. 

Die große, etwa einen halben Meter hohe Welle an der Eisbachbrücke, am südlichen Rand des englischen Gartens, wird durch eine Steinstufe und eine dadurch resultierende Stromschnelle erzeugt. An dieser sehr schnell fließenden Stelle des Eisbaches kann ganzjährig auf der stehenden Welle gesurft werden. Sie gilt dabei als konstanteste und beste Flusswelle der Welt. Besonders im Sommer ist sie bei Wellenreitern aus der ganzen Welt beliebt, doch auch im Winter wird sie von hartgesottenen Surfern im Ganzkörper-Neoprenanzug geritten. So sind bereits die Stars der Szene wie Jack Johnson oder Garret McNamara auf der Welle gesichtet worden. 

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Die große Eisbachwelle unterhalb der Eisbachbrücke. © Jantz

Benutzung: Die große Eisbachwelle ist aufgrund der schnellen Fließgeschwindigkeit des Flusses nicht für Anfänger geeignet und stellt für Ungeübte eine gewisse Verletzungsgefahr dar. Nach städtischem Gemeingebrauch ist diese Welle nur für erfahrene und geübte Flusssurfer erlaubt, was durch die "Interessensgemeinschaft Surfen München" (kurz IGSM e.V.) ermöglicht wurde. Die von den Surfern zugesagte Selbstregelung war Bestandteil bei der Legalisierung der Welle. Die Weisungen der erfahrenen Eisbachsurfer sollten immer respektiert und beherzigt werden.

Surfen in München: Kleine Eisbachwelle / E2 - Dianabadschwelle

Die kleine Eisbachwelle, die auch Dianabadschwelle genannt wird, befindet sich einige hundert Meter hinter ihrer großen Schwester. Beim Durchschwimmen des Eisbaches stellt sie das zweite Hindernis dar. Nachdem die Welle anfangs hauptsächlich von Rodeokajakern genutzt wurde, sind seit 2012 die Flusssurfer die dominierenden Sportler. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung machte mithilfe eines Zauns den Zugang unzugänglich, die Surfer kämpften jedoch um ihren Erhalt. Das Surfen dort ist weiterhin nur geduldet, nicht erlaubt. 

Benutzung: Ähnlich wie die große Eisbachwelle, ist auch die zweite Welle des linken Isarnebenflusses nur bedingt für Anfänger geeignet. Zudem schwimmen auch immer wieder Badegäste durch die Welle, obwohl es vorher auf der linken Seite einen Ausstieg gibt und das Durchschwimmen der Welle ein hohes Verletzungsrisiko mit sich bringt. Ein weiterer Aspekt, auf den die Surfer achten müssen, um die Schwimmer nicht zu gefährden. 

Surfen in München: Floßlände

Hier begann alles. Die Floßländewelle in Thalkirchen ist der Ursprung des "Riversurfens" in München. Am 5. September 1972 begann Arthur Pauli mit seinem Bruder die Welle im Isar-Floßkanal ohne Seil zu reiten. Damit war das Reiten auf der stehenden Welle geboren - der erste Riversurf der Welt. 

Über 40 Jahre später wird immer noch auf der Welle im Süden Münchens, wo auch die Flöße anlegen, geritten. Sie gilt auch als einzige Anfängerwelle Münchens und kann deswegen von jedermann benutzt werden. Jedoch ist das Surfen in den Floßländen in den letzten zehn Jahren immer wieder zum Erliegen gekommen. Zwischen 2007 und 2008 kam es zum Beginn eines dreijährigen Probelaufes zu einer neues Wasserverteilung, wodurch das Befahren der Welle problematisch wurde, da sie sich nur manchmal oder gar nicht aufbauen konnte. Hinzu kam, dass Algen stark wuchsen, die aber entfernt werden konnten. Nach einer erneuten Verringerung der Zuflussmenge 2011 wurde 2014 die Welle durch eine weitere Drosselung endgültig zerstört. Als Argument dafür wurde die Überschwemmung des naheliegenden Naturbades Maria-Einsiedel angegeben. Diese These wurde inzwischen durch verschiedene Institutionen widerlegt. Weiterhin kämpft auch hier die IGSM e.V., deren Mitglieder sich ehrenamtlich engagieren, für den Erhalt der Welle. Durch einen Einbau, der durch die Diplom-Ingenieure Prof. Dr. Robert Meier-Staude und Philipp Altenhöfer sowie Wolfrik Fischer, dem 1. Vorstand der IGSM, entwickelt und vom Münchner Baureferat unterstützt wurde, ist die Welle nun wieder befahrbar. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter setzt sich inzwischen für den Erhalt der Welle ein. 

Die Welle an der Floßlände gilt als Ursprung des Flusssurfens.
Die Welle an der Floßlände gilt als Ursprung des Flusssurfens. © Schlaf

Benutzung: Die Floßländewelle ist die mit Abstand am leichtesten zu befahrene Welle im Münchner Raum. Auch von jüngeren Surfern und Anfängern ist sie gut zu reiten. Auch auf der Floßländewelle ist das Wellenreiten nur geduldet und erfolgt auf eigene Gefahr. Außerdem teilen sich Surfer, Kanuten und die Flöße den Kanal. Surfer werden bei ankommenden Flößen gewarnt. Die Welle ist während der Floßsaison von Mai bis Oktober befahrbar. 

Arthur Pauli erzählt in einem Video die Geschichte des Wellenreitens und wie er damit angefangen hat:

Surfen in München an der offenen Isar

Das Surfen in der Isar war bis zur Renaturierung, also die Wiederherstellung eines begradigten Flusslaufes in seine ursprüngliche Form, an fast allen Brücken bis zur Corneliusbrücke möglich. Das Surfen in der Isar, einem natürlichen und unberechenbaren Fluss, ist höchst anspruchsvoll und gefährlich

Das Flusssurfen ist auch nicht immer möglich, sondern nur bei erhöhtem Pegel und bei Hochwasser. Generell ist die Isar an der Wittelsbacher-, Reichenbach- und der Corneliusbrücke surfbar. Zwischen November und April ist das Surfen dort generell aufgrund der Fischschutz-Zeiten verboten.

An der Wittelsbacherbrücke gibt es bei Hochwasser unter bestimmten Bedingungen eine reitbare Schwelle. Allerdings ist diese mit diversen Gefahren versehen, wie etwa in der Welle stehenden senkrechten Stahlpfosten. Die Stadt München versucht derzeit, die Wittelsbacher-Schwelle wieder dauerhaft surfbar zu machen. Zudem sollen auch die alten Schwellen zwischen der Thalkirchner- und der Reichenbachbrücke voll befahrbar gemacht werden. 

Auch an der Corneliusbrücke an der Museumsinsel ist Riversurfen möglich.

Benutzung: Das Wellenreiten in der Isar ist nur langjährigen, erfahrenen Surfern vorbehalten. Anfänger und selbst gute Surfer haben in einem reißenden Fluss nichts verloren. Gefahren bestehen durch Unterwasserkonstruktionen, eine starke Strömung und gelegentlich vorbeischwimmende Baumstämme. Allein ins Wasser zu gehen und die Rettungs- und Ausstiegswege vorher nicht genau zu prüfen, kann lebensgefährlich sein. Zudem gehört die Isar nicht allein den Surfen, auf Kayaker und Stand-Up-Paddler muss Rücksicht genommen werden. Von November bis April ist das Surfen aufgrund des strikten Fischschutzes verboten.

Surfen in der Isar, wie hier an der Corneliusbrücke, ist nur für Surfer mit langjähriger Erfahrung geeignet.
Surfen in der Isar, wie hier an der Corneliusbrücke, ist nur für Surfer mit langjähriger Erfahrung geeignet. © Kurzendörfer

Riversurfen in der Münchner Umgebung

Das Riversurfen ist auch außerhalb der Münchner "Spots" möglich:

Plattling: Auch in Plattling bei Deggendorf gibt es in der Isar eine surfbare Schwelle. Die Plattlinger Sohlschwelle ist ungefähr 30 Meter breit und ab einem Pegel von ca. zwei Metern befahrbar. Sie ist gut für Anfänger geeignet. Jedes Jahr werden hier die Weltmeisterschaften im Rodeo-Kajak ausgetragen.

Salzburg: Im österreichischen Salzburg gibt es am Almkanal eine vier Meter breite Welle. 2011 wurde sie durch den Bürgermeister offiziell eröffnet. Anfänger können hier ihre ersten Schritte auf dem Brett machen. 

Surfen in Bayern: Initiativen

An vielen weiteren Standorten in Bayern wurden Initiativen gestartet, um noch mehr stehende Wellen zu ermöglichen:

Wolfratshausen: Südlich von München wird in Wolfratshausen für eine stehende Welle in der Loisach gekämpft. Die Organisation „River Surfing Wolfratshausen“ startete dafür sogar eine Online-Umfrage - und der Kampf scheint sich zu lohnen. Denn sowohl Stadt als auch Betreiber des Kraftwerkes, wo die Welle entstehen soll, stehen hinter dem Projekt - und auch technisch ist alles machbar. Etwa acht Meter und verstellbar soll die Schwelle werden. Nur an Geld mangelt es. Das Projekt ist vorerst aufgeschoben, nicht aufgehoben. 

Passau: In Niederbayern soll es in Zukunft noch eine zweite Welle geben. In Passau soll diese für Kajakfahrer, Stand-Up-Paddler und Surfer an der Ilz entstehen. Die Initiative „Welle für Passau“ kämpft mit der Kanuabteilung des TV Passau für diese Schwelle. Auch die Stadt steht hinter dem Projekt, allerdings muss noch eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden. Hier geht es zur Facebook-Seite der Initiatoren.

Bad Reichenhall: Das Team Saalachwelle plant in Bad Reichenhall die größte künstliche Flusswelle der Welt. 21 Meter soll sie breit werden. Im Moment läuft die zweite Machbarkeitsstudie, die die Auswirkungen der Welle auf ein Kraftwerk in der Nähe bestimmen soll. Auch die Stadt unterstützt das Projekt und auch das Team Saalachwelle hat eine eigene Facebook-Seite.

Chiemgau: Unter dem Namen „Eine Welle für den Chiemgau“ setzen sich Surfer rund um Traunstein für eine stehende Welle im Mühlkanal ein. Die Idee ist noch sehr frisch, die Umsetzung wird noch eine Weile dauern. Zur Landesgartenschau 2022 soll das Projekt spätestens umgesetzt werden. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte mal auf Facebook vorbei schauen. 

Nürnberg: Die Welle in Nürnberg soll an der Pegnitz entstehen, nachdem ein Projekt am Wöhrder See verworfen wurde. Das Konzept steht, die technischen Berechnungen sind abgeschlossen. Der Plan ist ein Seitenarm, in den bei Surf-Bedarf Wasser geleitet werden kann. Am Ende soll die Welle sieben bis acht Meter breit werden. 

Windsurfen als Alternative

Wer das Windsurfen lieber hat als das normale Surfen, kann in den vielen oberbayerischen Seen im Münchner Umland aufs Wasser. Gute Bedingungen findet man am Ammer-, Starnberger- und am Walchensee. 

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