1. tz
  2. München
  3. Stadt

Friedensgebet aller Religionen in München fällt aus: Vertreter der jüdischen Gemeinschaft sagen Teilnahme ab

Kommentare

Das Bild zeigt eine Friedensdemo im Oktober. Das Friedensgebet auf dem Marienplatz für 6. November ist abgesagt worden.
Das Bild zeigt eine Friedensdemo im Oktober. Das Friedensgebet auf dem Marienplatz für 6. November ist abgesagt worden. © IMAGO / ZUMA Wire

Das für heute Abend (6. November) geplante interreligiöse Friedensgebet findet nicht statt. Das teilt die Stadt mit. Zuvor gab es Kritik an der Veranstaltung.

München - Das für heute Abend (6. November) geplante interreligiöse Friedensgebet auf dem Marienplatz findet nicht statt. Dazu erklärt Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Gerade in dieser hochemotionalen Zeit, die auch in unserer Münchner Stadtgesellschaft deutlich zu spüren ist, fand ich die Idee eines interreligiösen Friedensgebets unterstützenswert. Mir ging es darum, als Münchner Oberbürgermeister zu deeskalieren und den Zusammenhalt unserer Stadtgesellschaft zu stärken.“

Friedensgebet in München fällt aus: Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft sagen Teilnahme ab

Deswegen habe er es begrüßt, dass auf Initiative von Münchner Imamen auch spontan Vertreter der jüdischen, katholischen und evangelischen Religionsgemeinschaften ihre Teilnahme an einem gemeinsamen interreligiösen Friedensgebet zugesagt haben. „Es war Voraussetzung für die Übernahme meiner Schirmherrschaft, dass auch ein Vertreter der jüdischen Glaubensgemeinschaft ein Gebet spricht. Das ist nun leider nicht mehr der Fall.“

Vertreter der jüdischen, islamischen, katholischen und evangelischen Glaubensgemeinschaften sollten am Friedensgebet teilnehmen

Sprechen sollten neben OB Reiter und Rabbiner Jan Guggenheim auch Dompfarrer Monsignore Klaus Peter Franzl, Imam Benjamin Idriz und Landesbischof Christian Kopp. „Wir hatten unsere Teilnahme am Friedensgebet auf Basis der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dieter Reiter und der Teilnahme eines Vertreters der Israelitischen Kultusgemeinde München zugesagt. Nachdem nun beides nicht mehr gegeben ist, nehmen wir die Absage des Friedensgebets mit Bedauern zur Kenntnis“, teilt der Sprecher des Landeskirchenamts der Evangelisch-Lutherischen Kirche auf Anfrage mit.

Eine ähnliche Aussage kam vonseiten der katholischen Vertreter: „Für ein Mitwirken der Erzdiözese beim Friedensgebet war die Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters wie auch die Beteiligung aller eingeladenen Religionsvertreter Voraussetzung“, sagte eine Sprecherin der Erzdiözese München und Freising.

Krieg im Nahen Osten: Friedensgebet aller Religionen sollte am 6. November auf dem Marienplatz stattfinden

Wie berichtet, plante der Verein Münchner Forum für Islam angesichts des Kriegs in Nahost ein gemeinsames Friedensgebet unter anderem von Juden und Muslimen für 6. November, 18 Uhr, auf dem Marienplatz. Die Initiative gehe von Imamen in München aus, sagte der Vorsitzende des Vereins, der Penzberger Imam Benjamin Idriz. Unklar ist, ob die Initiatoren dennoch ein Gebet veranstalten - dann aber eben nicht mit allen Religionsgemeinschaften.

Reiter jedenfalls bedauert den Rückzug der jüdischen Gemeinschaft nun ausdrücklich. „Ich, habe aber auch Verständnis dafür. Die Zeit ist derzeit offenbar nicht reif, um in und für München ein gemeinsames Friedensgebet zu ermöglichen. Unabhängig davon appelliere ich an alle Münchnerinnen und Münchner, weiterhin friedlich zu bleiben und sich nicht dem Hass und der Hetze hinzugeben.“

Auch die Imame drückten ihr Bedauern in einer Mitteilung aus: „Die Intention war ausdrücklich, sich zum Miteinander der Religionsgemeinschaften zu bekennen.“ Wann, wenn nicht jetzt, müssten alle Kräfte dafür aufgebracht werden, dass man einander gegenseitig achte, wertschätze und ernst nehme. „Dass dies in München nicht möglich sein soll, bleibt eine sehr bittere Erfahrung, nicht nur für Muslime“, heißt es weiter.

Kritiker des Friedensgebets begrüßen die Absage

Im Vorfeld war Kritik an der Veranstaltung laut geworden, unter anderem von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und dem Linken Bündnis gegen Antisemitismus. So hatte das Bündnis dem Muslimrat eine „Nähe zu islamistischen Gruppierungen wie DITIB, Millî-Görü und der Muslimbruderschaft“ vorgeworfen und Kirchenvertreter aufgefordert, dem Gebet fernzubleiben.

Die Absage begrüßte der Präsident der DIG, Volker Beck, und nannte den Muslimrat den „falschen Partner der Stadt“: „An sich ist es ein schöner Gedanke, wenn Muslime, Christen und Juden gemeinsam für Frieden beten. Freilich ist nicht jede Friedensbotschaft per se unschuldig und tatsächlich friedlich.“ Es sei kein Frieden, wenn man Angegriffene und Angreifer auf eine Stufe stelle.

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen tz-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie tz.de/muenchen ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare