Thalkirchen: Isarfischer retten 250 Karpfen aus Hinterbrühler See - „Abfischen“ vor der Wintersport-Saison

Eisstockschießen, Schlittschuhlaufen und Eishockey: Wintersport-Freunde zählen bereits die Tage bis Seen und Weiher wieder zu gefroren sind. Fische hingegen erschreckt der Trubel.
Thalkirchen - Er zuckt und zappelt wie wild. So windet sich der Hecht immer wieder aus den Händen des Fischers. Eines scheint klar: Ein Mann alleine kann ihn unmöglich aus dem Hinterbrühler See bugsieren. „Weil er schon über einen Meter lang war, mussten wir ihn zu zweit bändigen“, sagt Franz Huber vom Verein der Isarfischer. 60 Mitglieder des Vereins hatten sich am Sonntag in Thalkirchen getroffen - für eine große Rettungsaktion.
„Sobald der Hinterbrühler See zugefroren ist, tummeln sich dort viele Eisstockschützen und Schlittschuhläufer“, sagt Huber. Im Winter dösen die Karpfen, Hechte und Rotaugen eigentlich am Grund des Sees. Während dieser Winterruhe brauchen sie keine Nahrung und viel weniger Sauerstoff als sonst. „Bei dem Trubel schrecken die Fische aber auf und suchen nach Futter.“ Mit einer fatalen Folge: Die Fische sterben. Sie ersticken, weil es unter der Eisschicht nicht genügend Sauerstoff gibt.

Hinterbrühler See: Abfischen - bevor den Fischen der Sauerstoff ausgeht
Zum „Abfischen“ treffen sich die Isarfischer am Hinterbrühler See deshalb alle drei bis fünf Jahre. „Rund 300 Karpfen leben im See. Sobald der Großteil von ihnen zwischen 50 und 60 Zentimeter groß ist, müssen wir sie abfischen, weil sonst der Sauerstoff im Winter nicht ausreicht“, so Huber. Dafür lassen die Isarfischer das Wasser soweit ab, dass sie knietief im Wasser stehen und über den schlammigen Grund waten können. „Dann bilden wir einen Kreis und treiben die Fische mit einem 60 Meter langen Netz zusammen.“

250 Karpen, sechs Hechte, eine Rotfeder, eine Eitel und eine Brachse haben die Isarfischer am Sonntag dann mit Keschern aus dem See gerettet - und anschließend mit vier Fischtransportern umgesiedelt. In drei Weihern in Penzberg, einem in Fahrenzhausen und einem tiefen Baggersee in Moosinning können die Fische nun „in Ruhe“ ihren Winterschlaf abhalten, wie Huber hofft. Im Hinterbrühler See überwintern nur noch um die 50 Fische - bis die Isarfischer hier schon im nächsten Jahr wieder Jungtiere aussetzen.