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Corona-Krise: München bald ohne Löwen? Bedeutende Entscheidung für Tierpark Hellabrunn soll bald fallen

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Von: Peter T. Schmidt

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Ein Löwe im Tierpark Hellabrunn.
Ein Löwe im Tierpark Hellabrunn. © picture alliance / dpa / Marc Müller

Die Zukunft der Löwen im Tierpark Hellabrunn in München liegt in den Händen des Stadtrats: Er muss entscheiden, ob der Zoo ein neues Gehege bauen darf oder ob er die Tiere abgeben muss.

München - Die Pläne liegen seit Jahren in der Schublade: Das ehemalige Braunbärengehege, das mit dem Tod von Bärin Olga im Juni 2018 frei wurde, soll für die Löwen umgebaut werden. 3,6 Millionen Euro hat Baban dafür in der Rücklage eingestellt. Doch dann kam Corona, und der Tierpark machte allein in den zwei Monaten der Komplettsperre fünf Millionen Euro Verlust. Schließlich konnte Baban weder Pfleger in Kurzarbeit schicken noch am Futter sparen. 

Noch immer wächst das Defizit wegen der limitierten Besucherzahl jeden Tag um 20 000 Euro. „Bevor ich ein Liquiditätsproblem habe, muss ich in die Gewinnrücklage greifen“, sagt Baban. Dann wird es nichts mit dem Umbau, und Hellabrunn muss die Löwenbrüder Benny und Max womöglich an einen anderen Zoo abgeben. Denn das jetzige Gehege ist viel zu klein, die Haltung dort ist nur geduldet.

Corona-Krise: München bald ohne Löwen? Bedeutende Entscheidung für Tierpark Hellabrunn soll bald fallen

Einzige Lösung: Der Stadtrat erlaubt dem Tierpark-Chef, die Rücklage wie vorgesehen zu verwenden. „Ich gehe davon aus, dass der Stadtrat das beschließt“, sagte Ex-Bürgermeisterin und Noch-Aufsichtsratschefin Christine Strobl (SPD) gestern bei der Bilanzpressekonferenz des Tierparks. Auch Baban berichtete von „sehr guten Gesprächen“ mit den Fraktionsspitzen. Strobl hofft, dass sich auch der Freistaat engagieren wird.

Der könnte am besten helfen, wenn er die Beschränkungen lockert. „Der große Sprung wäre die Fünf-Quadratmeter-Regel“, sagt Baban. Das heißt: Statt wie bisher einen Besucher pro zehn Quadratmeter Tierparkfläche am Tag dürfte er doppelt so viele Menschen einlassen – insgesamt 8700. Das sei unter Hygiene-Aspekten problemlos zu machen, so Baban. „Und ich käme im Betrieb auf eine schwarze Null.“ Die Entscheidung müsse aber schnell fallen: „Jetzt zählt jeder Tag.“

Coronavirus in München: Besuch von Tierpark Hellabrunn über Online-Buchung

Er bedauert, dass mit dem Onlinebuchungssystem Menschen ohne Internet derzeit ausgeschlossen sind. Ein Problem seien die Null-Euro-Karten, die Dauerkartenbesitzer buchen müssen: „30 bis 70 Prozent der gebuchten Karten werden nicht genutzt“, so Baban, Er appelliert, nicht gebrauchte Buchungen nach Möglichkeit an andere Dauerkartenbesitzer abzugeben. Wie berichtet, wurde die Gültigkeit der Jahreskarten um 55 Tage verlängert.

Mit mehr als 2,7 Millionen Besuchern hat der Tierpark 2019 ein erfolgreiches Jahr verbucht. Nachzuchten gab es unter anderem bei Königspinguinen, Silbergibbons, Roten Pandas und Fischkatzen. Im Herbst 2020 soll auch die Elefantenherde wachsen: Die 18-jährige Temi wird zum zweiten Mal Mutter.

Marc Müller / Tierpark Hellabrunn
Blicken auf ein gutes Jahr zurück: Zoochef Rasem Baban und Christine Strobl. © Blicken auf ein gutes Jahr zurück: Zoochef Rasem Baban und Christine Strobl.

Tierpark Hellabrunn in München: Bau- und Sanierungsprojekte gerieten allerdings teurer als vorgesehen

Die neue Tierparkschule und der zweite Abschnitt des Mühlendorfs wurden 2019 fertiggestellt, Elefantenbulle Gajendra bekam einen Kratz- und Spielbaum mit unzerstörbarer Verankerung. Bau- und Sanierungsprojekte gerieten allerdings teurer als vorgesehen, weshalb Hellabrunn nach einem Überschuss von rund 850 000 Euro im Jahr 2018 für 2019 einen Fehlbetrag von 986 000 Euro ausweist. Unter anderem, so Baban, seien bei der Kernsanierung des Tierparkrestaurants krebserregende Dämmstoffe entdeckt worden. „Das musste alles raus.“

Jetzt ist das Restaurant fertig. Nächste Woche soll es aufmachen. Schon am Freitag öffnen – mit einem Einbahnstraßen-Konzept und Maskenpflicht – die Großvoliere, das Fischbrut- und Mühlenhaus sowie der Murnauer Stall. Baban hofft, dass er auch die großen Tierhäuser bald wieder aufsperren darf. „Das Hygienekonzept liegt seit Wochen beim Freistaat“, sagt er.

Angst, dass im Urwaldhaus Gorillas und Schimpansen mit Corona infiziert werden, hat Baban nicht. Er versichert: „Infektionsschutz war auch vor Corona schon wichtig. Die Anlagen sind entsprechend gebaut.“ (Peter T. Schmidt - tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks. Erfahren Sie bei tz.de alles zum Münchner Hauptbahnhof: Gleise, Rezensionen und Umbau.)

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