So verehrt sie "Papi"
Unbelehrbar: Tochter von Nazi-Bestie Himmler wird 85
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München - Gudrun B., die Tochter von Heinrich Himmler, feiert am Freitag ihren 85. Geburtstag. Mit der Presse spricht sie nicht - schlechte Erfahrungen. Sehr viel gesprächiger ist sie im Kreis des SS-Veteranenvereins, in dem sie sich engagiert.
Reichsführer-SS, Chef von Gestapo und Polizei, KZ-Kontrolleur, Hauptverantwortlicher für den Holocaust, Herr über Leben und Tod: Nur der „Führer“ war im Dritten Reich noch mächtiger – und genauso grausam und gnadenlos wie Heinrich Himmler. Eine, die das noch immer ganz anders sieht und ihn glühend verehrt, ist seine in München lebende Tochter Gudrun. Am Freitag wird sie 85 Jahre alt und sieht keinen Grund, ihre Meinung zu ändern.
Im Süden der Stadt, in Fürstenried, lebt Gudrun B. seit vielen Jahren mit einem Mann an ihrer Seite, der bei der NPD im Landesvorstand saß und publizistisch braunes Gedankengut verbreitet. Das ist ganz in ihrem Sinn. „Meine Ehre ist Treue“, den Wahlspruch, der schon für ihren Vater und die SS das Credo war, hält sie mit unbeugsamer Beharrlichkeit am Leben.
"Die Einseitigkeit, mit der berichtet wird, ist für uns nicht akzeptabel"
Für unangekündigte Besucher ist die Tochter Heinrich Himmlers nicht zu sprechen, Anrufer wimmelt sie mit einem einzigen Satz ab: „Ich habe nichts zu sagen.“ Ihr Mann ist nur um Nuancen gesprächiger, gibt aber einen kleinen Einblick in die Befindlichkeit der noch erstaunlich rüstigen Frau: „Wir haben schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht. Die Einseitigkeit, mit der berichtet wird, ist für uns nicht akzeptabel.“
Sehr viel gesprächiger ist Gudrun B. im Kreis des SS-Veteranenvereins „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“, der jahrzehntelang als „gemeinnützig“ anerkannt war. Selbst grausamste NS-Täter werden von ihr und ihren Gesinnungsgenossen zu Opfern stilisiert, denen man helfen muss. Die Tochter Heinrich Himmlers ist das prominenteste Mitglied des Vereins, ihr hören alle andächtig zu. Auf bloßes Reden ist ihre Aktivität allerdings nicht beschränkt.
"Alle bekommen Orden und Auszeichnungen, nur Pappi nicht"
Ein Beispiel für ihren aktiven Beitrag zur Reinwaschung von Nazi-Schergen ist Anton Malloth, brutaler Wächter im KZ Theresienstadt, der bereits 1948 für seine Verbrechen in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Bis 1988 lebte er völlig unbehelligt in Südtirol, obwohl gegen ihn ein internationaler Haftbefehl vorlag und auch die deutschen Ermittlungsbehörden seinen Aufenthaltsort kannten. Als er schließlich doch nach Deutschland ausgeliefert wurde, aber zunächst trotzdem auf freiem Fuß blieb, soll sich Gudrun B. geradezu rührend um ihn gekümmert haben. Sie soll ihm ein Zimmer in einem Pullacher Seniorenheim mit gehobenem Anspruch besorgt haben – bezahlt wurde es von der Sozialhilfe. Malloth wurde erst im Jahr 2000 verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er starb zwei Jahre später an Krebs.
Gudrun B., die ihre wahre Identität lange Zeit sogar gegenüber den Angehörigen ihres Ehemanns verbarg, war schon als Kind stolz darauf, die Tochter eines berühmten Mannes zu sein, ärgerte sich aber darüber, dass ihm keine sichtbare Auszeichnung zuteil wurde. In ihrem Tagebuch, das auf Umwegen der Öffentlichkeit zugänglich geworden war, schrieb sie: „Alle bekommen Orden und Auszeichnungen, nur Pappi nicht. Und der müsste am Ersten eine bekommen.“
Nach einem Besuch im KZ Dachau machte sie einen begeisterten Eintrag
„Püppi“, wie sie von ihrem Vater genannt wurde und „Nazi-Prinzessin“ von der Bevölkerung, begleitete Himmler mehrfach bei offiziellen Anlässen. Auch beim Besuch im KZ Dachau war sie dabei und notierte voller Begeisterung: „Heute haben wir das Konzentrationslager in Dachau besucht. Wir schauten uns so viel an, wie wir konnten. Wir sahen die Gartenarbeiten. Wir sahen die Birnbäume. Wir sahen all die Bilder, die Häftlinge gemalt hatten. Wunderbar.“
Den verklärenden Blick auf ihren Vater, auf dessen Selbstmord (1945) sie mit einem völligen körperlichen Zusammenbruch reagierte, gab sie nie auf. In dem einzigen ausführlichen Interview, das sie später gab, sagte sie: „Heute wird mein Vater als der größte Massenmörder aller Zeiten gehasst. Ich sehe es als meine Lebensaufgabe an, der Welt meinen Vater in einem anderen, wahren Licht dazustellen.“ Die von ihr als Buch angekündigte Reinwaschung erschien allerdings nie.
hr
Heinrich Himmler: Hitlers treuer Massenmörder
Heinrich Luitpold Himmler (* 7. Oktober 1900 in München; † 23. Mai 1945 in Lüneburg) war der zweitmächtigste Mann im Dritten Reich. Er war unter anderem Chef der Gestapo wie auch der SS. Er war zudem die treibende Kraft bei der Vernichtung von Millionen von Juden – indem er alle geforderten Pläne von Adolf Hilter sofort gnadenlos ausführte. Der Bau der schrecklichen Konzentrationslager, die Vergasung von Häftlingen – Heinrich Himmlers Ziel war die totale „Germanisierung“ der besetzten Gebiete während des Krieges. Seine Grausamkeit war im ganzen Reich gefürchtet. Am Kriegsende 1945 geriet Himmler nach einem vergeblichen Fluchtversuch in alliierte Gefangenschaft und beging wenige Tage später Selbstmord – nachdem seine Identität aufgedeckt worden war. Sein Leichnam wurde an unbekannter Stelle in der Lüneburger Heide begraben.