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Ticket mit Tücken: Der 49-Euro-Fahrschein gilt ab 1. Mai – wir zeigen hier, wo noch Probleme drohen

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Von: Daniela Pohl

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Hand hält ein Smartphone mit D-Ticket vor einer Regionalbahn.
Das Deutschlandticket startet am 1. Mai. © Christian Ohde/imago

Der Ansturm auf das 49-Euro-Ticket ist enorm, doch es gibt Fallstricke. Der Fahrgastverband etwa warnt vor technischen Hürden. Eine Übersicht.

München – Es klingt ganz einfach. Ticket kaufen – und mit Öffentlichen Verkehrmitteln durch Deutschland gondeln. Macht nur 49 Euro pro Monat. Der Ansturm ist riesig: Über 250 000 Deutschlandtickets hat allein die Bahn schon verkauft. Dabei gilt das neue Billett erst ab Mai. Doch die Schlangen an den Kundencentern zeigen auch: Viele Menschen brauchen Hilfe. „Für Teile der Gesellschaft gibt es extreme technische Hürden“, sagt Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn. Und Marion Jungbluthvon der Verbraucherzentrale warnt: „Nutzer des Deutschlandtickets drohen ÖPNV-Kunden zweiter Klasse zu werden.“ Das Ticket und seine Tücken – eine Übersicht. 

49-Euro-Ticket startet am 1. Mai: „Nicht jeder hat einen Computer oder einen Zugang zum Drucker“

Das Deutschlandticket ist eigentlich ein rein digitales Projekt. „Dass es das Ticket überhaupt analog gibt, liegt nur an der Übergangsfrist“, sagt Barth. Man erwirbt das monatlich kündbare Abo entweder als Handyticket oder auf einer Chipkarte. Bis diese im Sommer 2023 verfügbar ist, muss man ein Papierticket selber ausdrucken. Wiederum mit Login im Kundenportal der Verkehrsgesellschaft. Für die meisten Menschen machbar – aber eben nicht für alle, sagt Barth. „Nicht jeder hat einen Computer oder einen verlässlichen Zugang zum Drucker.“ Dazu kommt ein Fallstrick, der für alle Inhaber eines E-Tickets gilt: ein leerer Handy-Akku. Wer sein Handy-Ticket bei einer Fahrkartenkontrolle nicht vorzeigen kann, dem droht mindestens eine Bearbeitungsgebühr.

Zum 49-Euro-Ticket wechseln: „Missachtung der Menschen, die eine bestimmte Technik nicht haben“

Bestehende Abos werden nicht automatisch umgestellt. Ein Wechsel von einem Jahres-Abo (zum Beispiel Isarcard) zum Deutschlandticket kann online vorgenommen werden. Maria S. versucht seit 3. April, von ihrem Jahresabo auf das Deutschlandticket zu wechseln. Bislang erfolglos. Vom MVG-Kundencenter sei sie ans Alten- und Service-Zentrum verwiesen worden. Auch dort konnte man der 72-Jährigen nicht helfen. Mittlerweile weiß sie von einer Dame von der MVG-Hotline: Sie muss über den Login auf der MVG-Seite gehen. „Aber da erscheint bei mir nur eine leere Seite“, sagt sie. Vielleicht der falsche Browser. „Das ist eine Missachtung der Menschen, die eine bestimmte Technik nicht haben“, klagt sie.

Wer ein Jahresabo hat und zum Deutschlandticket wechseln will, sollte genau hinschauen. Denn für Isarcards im Jahresabo zahlt man nur für zehn Monate. Wenn diese Freimonate noch folgen, sei ein Wechsel nicht sinnvoll, sagt Barth. „Für die Freimonate erfolgt keine Erstattung, sie verfallen unter Umständen.“

Vorsicht bei der Zugwahl: „Züge können mit dem Deutschlandticket nicht genutzt werden“

Eigentlich kann man ab 1. Mai alle regionalen Busse und Bahnen in Deutschland mit dem 49-Euro-Ticket nutzen. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind: „Einige Züge können mit dem Deutschlandticket nicht genutzt werden, da sie nicht vom Unternehmen DB Regio, sondern von der DB Fernverkehr betrieben werden“, weiß Barth. Denn auf manchen Streckenabschnitten sind Intercity-Züge unterwegs, die zwar mit Fahrkarten für den Nahverkehr genutzt werden dürfen, aber laut derzeitigen Tarifbestimmungen trotzdem nicht als Nah- oder Regionalverkehrszüge gelten.

Schufa-Check: Auch beim Deutschlandticket kann die Bonität überprüft werden

Das Ticket wird fast ausschließlich als Online-Abo angeboten, jeden Monat wird also der Betrag – meist per Lastschrift – eingezogen. Beim Lastschriftverfahren gehen die Anbieter gewissermaßen in Vorleistung. Einige Anbieter des Tickets wollen sich mit einem Schufa-Check vor möglichen Zahlungsausfällen der Abonnenten schützen. „Da es sich beim Deutschlandticket um ein Abonnement handelt, kann wie bei jedem Abonnement die Bonität der Kundin oder des Kunden natürlich überprüft werden“, teilt ein Sprecher der MVG mit. Auch die Deutsche Bahn führe eine Bonitätsprüfung durch, sagt eine Sprecherin. In den DB-Reisezentren hätten die Kunden aber „die Möglichkeit, das Deutschlandticket für ein Jahr zu erwerben, das sie vor Ort mit Bargeld, EC- oder Kreditkarte bezahlen können“.

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49-Euro-Ticket und der Fernverkehr: „Muss eine Lösung geben, dass die Leute nicht doppelt bezahlen“

Das Deutschlandticket ist mit dem Fernverkehr kombinierbar. Wichtig zu wissen: Fahrgäste sind bei dieser Kombination weniger gut abgesichert als bei einem durchgängigen Fernverkehrsticket mit integrierter Nutzung des Nahverkehrs. Heißt: Verpasst man wegen der Verspätung eines Regionalzugs seinen gebuchten Anschluss-Fernzug (Fahrkarte muss separat gekauft werden), darf man nicht einfach den nächsten Zug nehmen, sondern muss erneut eine Fahrkarte kaufen. „Es muss eine Lösung geben, dass die Leute nicht doppelt bezahlen“, fordert Barth. Auch Verbraucherschützer warnen vor einer Einschränkung von Fahrgastrechten.

Deutschlandticket: Kinder ab sechs Jahren müssen zahlen

Durften bei der Isarcard noch bis zu drei Kinder bis 14 Jahren kostenlos mitfahren, entfällt diese Leistung beim Deutschlandticket. Jedes Kind ab sechs Jahren braucht eine eigene Fahrkarte.

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