Traurig: Münchner suchen Wohnung - und haben keine Chance bei Vermietern

Die Wohnungsnot in München ist enorm. Besonders schwer haben es Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Drei Schicksale.
München - Die Wohnungsnot in München nimmt bizarre Züge an. Hier stellen wir Ihnen drei Münchner vor, die nach einer neuen Bleibe suchen. Und alle drei haben (bisher) keine Chance, dass ein Vermieter sie nimmt. Warum nicht? Eine ist alleinerziehend, eine ist Musiklehrerin, einer ist homosexuell - und versteckt das auch nicht. Münchner Vermieter bekommen Hunderte Bewerbungen und sortieren Menschen meist gleich aus, sobald sie in irgendeiner Weise vom Durchschnitt abweichen. Das Ergebnis sind Geschichten der Verzweiflung - so wie diese hier:
Bekennend homosexuell - keine Chance auf eine Wohnung?
Der freie Fotograf Sebastian Krawcyk (34) lebte mit seinem -Partner „in einer Traumwohnung“ in der Innenstadt - bis dem Paar wegen Eigenbedarfs gekündigt wurde. In nicht einmal fünf Monaten müssen sie jetzt raus aus ihrer Dachgeschosswohnung am Isartor (60 Quadratmeter, 1150 Euro -Warmmiete). Seit Monaten suchen die beiden schon nach einer neuen Bleibe - ergebnislos. Liegt es daran, dass Sebastian -Krawcyk sein Leben mit einem Mann teilt? Geld hätten die beiden genug, sie könnten sich 1600 Euro Miete leisten, zudem -würde auch Krawcyks Vater für die Miete bürgen.
Sebastian Krawcyk ist selbstständig, teilt sich mit Kollegen ein Büro in Schwabing. Er hat Fotografie und Grafikdesign studiert und viele Aufträge. Viele Vermieter aber nehmen ausschließlich Festangestellte. Ein Beispiel: Per Anzeige suchte ein Vermieter Mieter mit 7000 Euro Monatseinkommen, „nur Festanstellung, keine Probezeit“ - dabei hätte die Wohnung nur 1800 Euro gekostet, sagt Krawcyk.
Eine 38-Millionen-Villa kauft man wohl nicht im Vorbeigehen. Dennoch gibt es eine simple Internetanzeige solch eines Luxus-Objekts in München-Bogenhausen.
Alleinerziehende Mutter mit zwei Hunden
Jana Westermann (35) ist alleinerziehend und sucht seit einem Jahr. Gut 100 Mal hat sie sich beworben, meistens erhielt sie nicht mal eine Antwort. Sie wurde noch zu keiner einzigen Besichtigung eingeladen. „Unfassbar frustrierend! Warum bekomme ich nie eine Chance?“, fragt sie. Jana ist seit elf Jahren fest bei einer Münchner Bank angestellt. Inzwischen besucht ihr Sohn Matteo (2) eine Kita, sie arbeitet 27 Stunden pro Woche, verdient 1500 Euro netto. Mit Kindergeld, Unterhalt und Wohngeld stehen der Mutter über 2300 Euro pro Monat zur Verfügung.
Ihre jetzige 80-Quadratmeter-Wohnung in Sendling ist mit 1260 Euro Warmmiete nach der Trennung vom Vater ihres Kindes zu groß und teuer. „55 Quadratmeter würden reichen.“ Jana Westermann ist ratlos. „Ist es, weil ich allein-erziehend bin? Oder sind es meine zwei kleinen Hunde?“ Dabei seien die pflegeleicht und leise. Jana Westermann gibt nicht auf - und verteilt jetzt Flyer auf Spielplätzen.
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Sängerin und Musiklehrerin: Vor Konzerten zu Hause proben
Als Jutta Neuhaus (49) in München Musik studierte, war der Wohnungsmarkt deutlich entspannter. „Damals wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich nicht nur im U-Bahn-, sondern auch im S-Bahn-Bereich umzuschauen“, sagt die Sopranistin und Musiklehrerin. „Heute bekommt man schon im S-Bahn-Bereich nur noch befristet etwas.“ Oder der Vermieter will heimlich ohne Vertrag untervermieten. „Auf so etwas lasse ich mich nicht ein“, sagt Jutta. „Gut so, als Untermieterin ohne Vertrag hat sie keine Sicherheit“, sagt Mietrechtsexpertin Anja Franz vom Mieterverein.
Jutta Neuhaus verschweigt nicht, dass sie vor Konzerten auch daheim üben und singen muss. Seit zwei Jahren sucht sie eine dauerhafte Bleibe, lebt derzeit in Pensionen und Gasthöfen. „Man findet nur Notlösungen“, sagt sie frustriert. Ihre Sachen hat sie einstweilen eingelagert. Die Künstlerin hofft, dass sich irgendwann ihr Traum erfüllt und sie einen unbefristeten Mietvertrag für ein Appartement mit 700 Euro Warmmiete unterschreiben kann.
Ein weiteres schlimmes Beispiel für die Wohnungsnot in München ist das Schicksal der jungen Mutter Monika M., die mit ihren zwei kleinen Kindern auf die Straße gesetzt wurde und jetzt keine neue Wohnung findet.
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Weil die Zahl der Anträge auf Sozialwohnungen extrem hoch geworden ist, greift das Amt für Wohnen und Migration zu einer drastischen Maßnahme.
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