Zwar sei in den vergangenen Monaten „alles erdenklich Mögliche“ unternommen worden, um einen Schulbetrieb zu ermöglichen. Doch zusätzlich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie habe sich die Situation durch weitere Material- und Lieferengpässe als Folge des Ukraine-Kriegs verschärft. „Nach Beginn der Sommerferien war der Bau daher nicht so weit fortgeschritten, dass ein sicherer und störungsfreier Schulbetrieb zum Start des neuen Schuljahres realisierbar sein wird“, so Peter Scheifele, Stadtdirektor im Bildungsreferat (RBS).
Zuständig für den Bau der Schule ist die Münchner Raumentwicklungsgesellschaft (MRG). Bereits 2021 hatte diese die Gesamtfertigstellung des Bildungscampus Riem, bestehend aus Gymnasium, Realschule, VHS und Sportstätten, mit Verweis auf fehlende Bauarbeiter und Baumaterialien verschoben. Stattdessen sollte gestaffelt eröffnet werden. Zuerst das Staatliche Gymnasium mit 15 Klassen zum Schuljahresbeginn 2022/23. Nun aber soll das Gymnasium übergangsweise an der Schwanthalerstraße 87/89 einziehen. Die dortige Grundschule teilte sich das Gebäude früher mit der Marieluise-Fleißer-Realschule, die vergangenes Jahr in einen Schulneubau in Ramersdorf umgezogen ist. Das Schulgebäude steht hinter der St. Paulskirche nahe der Theresienwiese.
Für die Eltern eine Katastrophe. Die Kinder, die hauptsächlich aus Riem und Trudering stammen, müssten nun quer durch die Stadt mit der U-Bahn fahren, schimpft ein Vater. „Das während der Wiesnzeit!“ Er habe selbst noch vor den Ferien mit dem Rektorat telefoniert und die Bestätigung für den Schulanfang im neuen Gebäude erhalten. Unverständnis herrscht auch darüber, warum die Kinder nicht am Michaeligymnasium und der Ludwig-Thoma-Realschule in Berg am Laim bleiben können. Seit drei Jahren pendeln sie dort bereits in Vorläuferklassen durch die Gebäude. Jetzt eine weitere Hängepartie, ärgert sich ein Elternpaar. „Viele von uns haben sich wegen des versprochenen Zeitrahmens überhaupt für das Gymnasium Riem entschieden.“ Nach drei Jahren Bauzeit drei Wochen vor der geplanten Fertigstellung keinen konkreten Termin nennen zu können, sei unwürdig. „Erzählen Sie uns nicht, Sie hätten von nichts gewusst.“ Man erwarte, dass die Kinder noch vor den Herbstferien in Riem einziehen und bis dahin an einer Schule in Trudering-Riem unterrichtet werden können. „Und nicht irgendwo sonst.“
Man habe selbstverständlich nach einem näheren, geeigneten Ausweichquartier gesucht, erklärt das Schulreferat. Selbst bei der Messe wurden Konferenzräume angefragt. Doch nur die Schwanthalerstraße verfüge über die besten zur Verfügung stehenden Rahmenbedingungen. Die Fahrtzeit von der Messestadt West zur Theresienwiese mit Umstieg am Innsbrucker Ring am selben Gleis betrage 20 Minuten, dazu komme ein Fußweg von vier Minuten zum Schulgebäude. Zudem sollen alle Schüler mit einem 365-Euro-Ticket ausgestattet werden, mit dem sie auch außerhalb der Schulzeit kostenfrei fahren dürfen.
„Seien Sie versichert, dass es unser Ziel ist, den Schulbetrieb am Interimsstandort auf die kürzest mögliche Dauer zu begrenzen“, betont das RBS. Die MRG werde die Bautätigkeit am Bildungscampus „mit großen Anstrengungen und Motivation fortsetzen“. Einen genauen Termin für die Eröffnung gibt es derzeit aber nicht.
„Die Information der Eltern mitten in den Ferien ist untragbar“, schimpft CSU-Stadträtin und Bildungssprecherin Beatrix Burkhardt. Es gehe nicht nur um eine einfache Verlegung, sondern um einen anderen Schulweg mit entsprechenden Zeitplänen. „So kurzfristig ist das absurd und unverantwortlich“, heißt es in einem Dringlichkeitsantrag der CSU-Fraktion. Die Riemer SPD fordert nun schnellstens einen Ortstermin am Bildungscampus, um sich die Probleme erklären zu lassen, dazu einen Elternabend mit Schulreferent Florian Kraus (Grüne). VON CARMEN ICK-DIETL
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