Tumorpatient Gerhard D.: „Wie mir ein Roboter eine OP am offenen Gehirn ersparte“

Nach einer schweren Herzklappenerkrankung bekam Gerhard D. (54) eine weitere Schockdiagnose: Hirntumor. Münchner Ärzte ersparten ihm mithilfe eines Roboters eine OP. Wie die Hightech-Therapie hilft.
Taubheit und Teillähmung des Gesichts drohten
Für Gerhard D. (54) aus der Nähe von Ulm kam es im letzten halben Jahr gesundheitlich knüppeldick. Erst musste der verheiratete Logistik-Manager wegen einer Herzklappenerkrankung unters Messer, dann machte ihm auch noch ein Tumor zu schaffen. „Ich spürte ständig eine Art erhöhten Druck im Kopf, mir war oft schwindelig, und ich hörte auf einem Ohr immer schlechter.“ Die Ärzte diagnostizierten ein Vestibularisschwannom (auch Akustikusneurinom genannt), einen Hirntumor am Hör- und Gleichgewichtsnerv. Der Störenfried ist zwar gutartig, kann aber so stark wachsen, dass er unter anderem die Hirnnerven bedrängt. Mögliche Folgen sind Taubheit und eine Teillähmung des Gesichts (Fazialisparese).
Tumor hatte die Größe einer Weintraube

„Mein Tumor hatte bereits die Größe einer größeren Weintraube. Er musste raus“, erzählt Gerhard D. Aber wegen der Herz-OP muss Dingel Blutverdünner nehmen, die bei einer klassischen Operation Probleme bereiten können. Also machte sich der 54-Jährige über Alternativen schlau – und stieß auf das Europäische Radiochirurgie Centrum München: „Ich war sofort begeistert von der Technologie und dem Behandlungskonzept. Ich habe mir gesagt: Bevor man mir den Kopf aufschneiden muss, lasse ich mich lieber bestrahlen. Für mich ist die Radiochirurgie ein Riesendurchbruch in der Medizin.“ Was Gerhard D. neben der innovativen Methode begeisterte: „Die Ärzte haben sich wirklich die Zeit genommen, mir alle Fragen zu beantworten – und zwar so, dass man sie auch versteht.“ Diese Beratung ist den Medizinern sehr wichtig. Centrums-Chef Prof. Alexander Muacevic: „Umfangreiche Information ist das Fundament für Vertrauen.“
Bei diesen Krebsarten kann die Radiochirurgie helfen
Muacevic und seine Kollegen nutzen in ihrem Behandlungszentrum in der Nähe des LMU Klinkums Großhadern Roboter mit futuristischen Namen wie Cyberknife oder ZAP-X, um verschiedenste Tumoren ins Visier zu nehmen: u. a. an der Niere, an den Augen, an der Wirbelsäule, an der Prostata, an der Leber, in der Lunge oder im Gehirn.
Gute Behandlungschancen auch bei gutartigen Tumoren
Mitunter bestrahlen sie auch gutartige Tumoren, etwa am Hörnerv, so wie bei Patient Gerhard D. Der entscheidende Pluspunkt der Technologie: Die Roboter Cyberknife und ZAP-X können die Strahlen mit äußerster Präzision auf den Feind im Körper lenken. „Der maximale Streuverlust beträgt einen halben Millimeter“, erklärt Muacevic. Eine Genauigkeit, die die menschliche Hand kaum zu leisten imstande wäre – und zwar selbst dann, wenn sich der Tumor während der Behandlung bewegt, etwa ein Lungen- oder Prostatakarzinom. Dabei sei es ausgeschlossen, dass sich die Hightech-Helfer verselbstständigen, betont Muacevic. „Dafür sorgt ein strenges Überwachungssystem mit mehreren Sicherheitsschleifen. Der Radiochirurg ist in jeder Sekunde Herr des Verfahrens.“