Die Notwendigkeit der U9 unterstrich SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. „Die Fahrgastzahlen sind seit der Eröffnung der U-Bahn um fast das Zehnfache gestiegen, daher brauchen wir den Bypass.“ Also solcher wird die U9 von Fachleuten gern bezeichnet. Die Trasse soll auf 10,5 Kilometern von der Impler-/Poccistraße über den Hauptbahnhof zur Münchner Freiheit verlaufen. Fünf neue Bahnhöfe entstehen.
Dass der Stadtrat trotz fehlender Förderzusage des Bundes bereits jetzt der Vorhaltemaßnahme zustimmen muss, ist der zweiten Stammstrecke geschuldet. Das Bauwerk soll im Zuge dieses Projektes errichtet werden. Andernfalls müsste die Bahn umplanen, was erneut zu Kostensteigerungen und Verzögerungen führen würde.
Dass in Sachen Finanzierung immer wieder auf den Bund und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verwiesen wird, ärgert Stadtrat Fritz Roth (FDP). „Es ist ungeschickt, wenn man denjenigen, von dem man Milliarden einfordert, öffentlich versucht bloßzustellen.“ Es gebe zudem noch keine Planung für die U9, mithin auch keinen offiziellen Antrag auf Fördergelder. „Ihr wollt auf Zuruf einfach vier Milliarden Euro haben, Herr Scheuer könnte bei Euch in die Lehre gehen.“ Gemeint war damit der ehemalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der seinerzeit der Stadt eine Finanzierung zugesagt hatte.
Nach der Förderzusage des Freistaates liege der Ball aber tatsächlich bei der Ampel im Bund, erwiderte CSU-Stadträtin Veronika Mirlach. „Die U-Bahn ist voll, wir brauchen die Entlastung.“ Das stritt Tobias Ruff (ÖDP) auch nicht ab, das Geld für die U9 würde er aber lieber in andere Projekte zur Verkehrswende stecken, die rascher umsetzbar seien. „Wenn die U9 unabdingbar ist für Verkehrswende, dann frage ich mich, wann die kommt: 2040? 2050?“ Er glaube jedenfalls nicht mehr an die Umsetzung. „Es ist zu viel passiert.“ Als Münchner Stadtrat müsse man gegenüber dem Bund selbstbewusster auftreten, sagte OB Dieter Reiter (SPD). „Freunde, wir sind die größte Kommune in Deutschland. Ich habe nicht vor, klein bei zu geben.“