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„Als würde man der Erde ins Herz schauen“ - Expertin aus Oberbayern seilte sich 600 Meter in Vulkan ab

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Ulla Lohmann geht ganz nah ran, etwa an den Benbow-Vulkan auf Vanuatu.
Ulla Lohmann geht ganz nah ran, etwa an den Benbow-Vulkan auf Vanuatu. © Lohmann

In Island und Italien rumort die Erde. Vulkane halten die Menschen in Atem. Ulla Lohmann war kürzlich am Ätna. Sie geht ganz nah ran an die Feuerberge. Hier erzählt sie von ihrer Arbeit - und einer besonderen Expedition.

Schäftlarn/ Vanuatu – Island rüstet sich für einen Vulkanausbruch, und über dem Ätna auf Sizilien gab es schon Lava-Explosionen. Dort war Ulla Lohmann (46) aus Schäftlarn (Kreis München) vor Kurzem.

Ulla Lohmann lebt mit indigenen Stämmen. Sie verbrachte mehrere Monate in in Papua-Neuguinea.
Ulla Lohmann lebt mit indigenen Stämmen. Sie verbrachte mehrere Monate in in Papua-Neuguinea. © Bernstein

Die Ausnahme-Fotografin und Forscherin widmet ihr Leben den feuerspuckenden Riesen. Aktuell forscht sie in Vanuatu in der Südsee am Yasur-Vulkan. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt sie davon.

Ulla Lohmann am Krater des Benbow-Vulkans in Vanuatu.
Ulla Lohmann am Krater des Benbow-Vulkans in Vanuatu. © Till

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Im Interview: Ulla Lohmann widmet ihrem Leben den Vulkanen

Der Ascheregen nach dem Ätna-Ausbruch hat Menschen in Sorge versetzt. Und in Island wird vor einer Eruption gewarnt. Wären Sie gerade trotzdem gern an einem der Orte?

Ich kann leider nicht bei allen Ausbrüchen gleichzeitig sein. Mein Leben ist den Vulkanen gewidmet, und ich bin eigentlich ständig an irgendeinem Vulkan – und meistens bricht auch einer davon aus. Ein Vulkanausbruch ist unglaublich faszinierend. Mir wird da ganz stark bewusst, was für ein großes Geschenk es ist, dass ich da sein darf. Ein Ausbruch kann nämlich alles zerstören.

Wieso sind Sie in Vanuatu?

Weil ich es faszinierend finde, wie die Menschen, die oft nicht studiert haben, mit ausbrechenden Vulkanen leben. Ich habe hier viele Freunde, bin auch in einem Stamm aufgenommen. Ich komme hierher seit ich klein bin, und heute mache ich hier Fototouren. Also ich zeige anderen Begeisterten die Vulkane.

Sie haben als erste Frau weltweit eine wissenschaftliche Expedition ins Innere eines aktiven Vulkans unternommen. Wie ist die Geschichte dazu?

Die Geschichte beginnt, als ich mit acht Jahren mit meinem Papa in Pompeji war. Da habe ich die zerstörerische Kraft des Vesuv-Vulkans gesehen – und seitdem wollte ich unbedingt einen aktiven Vulkan sehen. Deswegen habe ich in Australien Umweltmanagement mit Schwerpunkt Vulkane studiert, Klettern und die Sprache der Einheimischen gelernt. Denn ohne deren Zustimmung kommt man nicht zum Vulkan. Und viele Jahre nach Pompeji habe ich mir meinen Traum erfüllt und mich 600 Meter tief in einen Krater abgeseilt.

War das so gefährlich wie es klingt?

Nein. Man muss einen Vulkan sehr genau beobachten und das Risiko gut kalkulieren. Und wenn man mit allem rechnet, dann funktioniert so etwas meistens auch.

Was bringt Sie dazu, dort hinabzusteigen?

Die Faszination für die Urkraft der Erde bringt mich dazu. Da fühle ich, wie groß und gewaltig die Natur ist und wie nichtig ich bin.

Welche Gedanken hatten Sie währenddessen?

Am liebsten hätte ich die ganze Zeit in diesen Lavasee gestarrt. Denn er brodelt und blubbert – das ist so, als würde man der Erde ins offene Herz schauen.

War es einmal richtig gefährlich für Sie?

Ja. Als ich 19 war und keine Ahnung von Vulkanen hatte, bin ich auf den Tavurvur in Papua-Neuguinea gestiegen. Und er brach aus, als ich oben war. Das wäre fast mein letzter Vulkan-Moment gewesen.

Ihr Sohn ist sogar nach einem Vulkan benannt.

Ja, Manuk heißt wie ein aktiver Vulkan in Indonesien. Er ist fünf Jahre alt, war schon in 50 Ländern und bei neun Ausbrüchen dabei.

Wieso leben Sie in Schäftlarn – einer Gemeinde ohne Vulkan in der Nähe?

Dort ist mein Mann Basti geboren. Aber ich bin die meiste Zeit eigentlich unterwegs.

Wer oder was hat Sie in Ihrer Neugier geprägt?

Ich glaube, mein erstes Wort war „warum“. Ich habe gelernt, viel zu fragen. Meine Eltern waren beide Lehrer. Ich durfte immer fragen, teilweise musste ich die Antworten selbst herausfinden – aber es gab immer eine Antwort und das fand ich total spannend.

Sie haben schon viel gesehen – was steht noch auf der Liste?

Ich will einen aktiven Vulkan in der Antarktis sehen mit einem Lavasee im ewigen Eis.

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