Wiesn 2022 unter 2G-Regeln: Millionen-Kosten für Stadt München drohen - Wiesn-Referent schließt 2G plus aus

Die Wiesn könnte in diesem Jahr fast doppelt so teuer werden wie bisher. Demnach könnten die Einlass-Kontrollen wegen Corona mit 7,5 Millionen Euro zu Buche schlagen.
München - Eine Durchführung der Wiesn unter 2G-Bedingungen wird die Kosten für die Stadt München* erheblich erhöhen. Demnach dürften zum regulären Aufwand von rund 10,2 Millionen weitere 7,5 Millionen Euro hinzukommen. Eine Vorverlegung des Oktoberfests ist endgültig vom Tisch.
Für 2G-Einlass-Kontrollen: Stadt braucht 500 zusätzliche Ordner für das Oktoberfest
Die Zusatzkosten resultieren im Wesentlichen für zusätzliche 500 Ordner (5,5 Millionen Euro) sowie die technische und bauliche Einrichtung der Kontrollstellen (900.000 Euro), wie aus einem internen Papier des Wirtschaftsreferats hervorgeht, das unserer Redaktion vorliegt.
Wie berichtet, sollen beim Oktoberfest 2022 – so es denn stattfindet – nur Geimpfte und von einer Corona-Infektion Genesene Zutritt haben. Eine Lösung mit fälschungssicheren Bändchen bei der Einlasskontrolle würde die Kosten sogar um weitere 6,5 Millionen Euro erhöhen. Dann wäre die Stadt also schon bei einer Gesamtsumme von rund 24 Millionen Euro. Eine 2G-plus-Regel schließt das Wirtschaftsreferat aus. Dies sei technisch und finanziell nicht umsetzbar, weil für das Oktoberfest täglich mindestens 200.000 Tests notwendig wären.
Oktoberfest in München: Kosten müssten auf Schausteller und Wirte umgelegt werden
Sollte die Wiesn unter 2G-Bedingungen stattfinden, müssten nach Auskunft des Wirtschaftsreferats 2,7 Millionen Euro der Mehrkosten auf die Schausteller und Wirte umgelegt werden – allerdings gestreckt auf einen Zeitraum von vier Jahren. Das heißt, Standmiete und Umsatzpacht würden sich nicht so stark erhöhen – und die Festbesucher müssten vermutlich keine horrenden Bierpreise befürchten.
Laut Stadtverwaltung gehen die zusätzlichen Kontrollstellen für den Einlass auf Kosten von Schausteller- und Gastronomieplätzen. Eine genaue Größenordnung wird in dem Papier nicht genannt. Das Wirtschaftsreferat verweist überdies auf das Ausfallrisiko beim Wach- und Sanitätsdienst oder den Bedienungen im Falle von Impfdurchbrüchen. Eine späte Stornierung der Wiesn würde die Stadt teuer zu stehen kommen. Würde das Oktoberfest bis spätestens 1. Juni abgesagt, wären der Verwaltung zufolge allein für den Sicherheitsdienst rund 1,2 Millionen Euro fällig. Eine spontane Absage Anfang September dürfte mehr als sieben Millionen Euro nach sich ziehen.
(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)
Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner: „Wir müssen das Personal für die Zugangskontrollen stellen“
Diese Zahlen sind aber eher hypothetisch. Bereits am Freitag kam erneut ein interfraktioneller Arbeitskreis des Stadtrats zusammen, um über das Vorgehen für das Oktoberfest 2022 zu beraten. Nach dieser Sitzung steht nun endgültig fest, dass es keine Vorverlegung der Wiesn geben wird. Darauf hat sich der Arbeitskreis verständigt. Das Oktoberfest soll damit wie geplant vom 17. September bis 3. Oktober stattfinden. Für Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) ist die Kostenmehrung unausweichlich: „Wir müssen das Personal für die Zugangskontrollen stellen – egal, ob dies mit Bändchen oder digital geregelt wird.“ Drehkreuze wie bei der Messe seien beim Oktoberfest keine Option.

Für Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) steht unterdessen fest: „Eine Wiesn, wie wir sie kannten, wird nicht möglich sein.“ Berger geht davon aus, dass Ende April feststeht, ob das Oktoberfest stattfinden kann. Die Aufteilung der zusätzlichen Kosten für die Kontrollen müsse noch final diskutiert werden. Berger betont aber: „Diese werden sicher nicht zu 100 Prozent auf die Wirte und Beschicker umgelegt.“
SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp: „Sicheres Oktoberfest unter Pandemiebedingungen“
Für SPD-Stadtrat Klaus Peter Rupp ist außerdem klar, dass die Stadt die Stornokosten für den Ordnungsdienst im Falle einer pandemiebedingten Absage trägt. Normalerweise sollte die Wiesn eine sich selbst tragende Veranstaltung sein, also die Stadtkasse nicht belasten. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Stadt einmalig eine Ausnahme macht – um nicht weiter an der Kostenschraube für Schausteller und Wirte drehen zu müssen. Rupp sagt, jetzt konzentriere man sich aber erst einmal darauf, „ein sicheres Oktoberfest unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen“. *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA