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Welpen-Mafia: Münchner Tierschützer lassen kroatischen Clan auffliegen

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Die kroatische Familie mit den Hunden, dahinter der Dolmetscher. © Tierschutz

Die kuscheligen Welpen waren erst neun Wochen alt. Die jungen Hunde wurden im Internet auf Ebay zum Kauf angeboten. Münchner Tierschützer haben dieses illegale Angebot entlarvt.

München - Sie stellten sich als nette kroatische Züchter-Familie vor, tatsächlich agiert der Clan aber als Teil der illegalen Welpen-Mafia! Melanie (24) vom Münchner Tierschutzverein hat sich am Samstagnachmittag zum Schein mit ihnen getroffen und ihnen ordentlich das Geschäft verdorben.

Diesmal ging es um fünf bildschöne Akita-Inu-Welpen – keine Kuschelhunde, sondern eine eigenwillige Rasse, die ihren Besitzern Sachverstand abverlangen. 1400 Euro wollten die Kroaten für jeden Welpen haben – teuer, aber noch unter der Grenze seriöser Züchter. Die Hunde wurden im Internet-Handel bei Ebay angeboten. Melanie täuschte am Telefon Kaufinteresse vor („Bitte bringen Sie alle Hunde mit, damit ich Auswahl habe!“) und verabredete sich am Samstag um 14.30 Uhr mit der Züchterfamilie auf offener Straße in Ramersdorf. Das ist typisch: Unseriöse Welpenhändler lassen Käufer nie hinter die Kulissen schauen. Vielmehr brachte die Familie gleich noch einen Dolmetscher und ihren Sohn mit, der auf Knopfdruck losheulen kann, um dem Geschäft die notwendige Emotionalität zu verleihen, falls was schief zu gehen droht.

Sieht kuschelig aus: Akita-Inu-Welpe.
Sieht kuschelig aus: Akita-Inu-Welpe. © Tierheim

Aus dem Auslang geschmuggelt

Die Kroaten haben keinen festen Wohnsitz in Deutschland. Die Hunde sind zwar in einem guten Zustand, im zarten Alter von neun Wochen aber noch viel zu jung für Impfungen. Sie wurden offenbar aus dem Ausland eingeschmuggelt. Das verstößt gegen das Seuchenschutzgesetz. Mit zwölf Monaten erst werden Welpen geimpft. Die Tollwut-Impfung ist erst ab er der 15. Woche möglich. Die Polizei beschlagnahmte den ganzen Wurf und nahm den Kroaten 400 Euro Sicherheitsleistung ab. Ein Taschengeld für Händler, die gerade in der Weihnachtszeit Zehntausende Euro mit gequälten Tieren scheffeln. Die Akita-Schönheiten sitzen nun im Tierheim in der Tollwut-Quarantäne. Sie werden frühestens in sechs Wochen in fachkundige Hände abgegeben. 

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Tierschützerin Melanie (24) mit Conrad Dressler von der Tierheim gGmbH. © Tierheim

Tierschützer-Einsatz

Die Scheinaufkäufer des Tierschutzvereins sind in München, so scheint’s, die Einzigen, die aktiv gegen den illegalen Welpenhandel vorgehen. Dabei können die oft todkranken und ungeimpften Welpen mit meist gefälschten Impfpässen gefährliche Krankheiten (z.B. Tollwut) auf Mensch und Tier übertragen. Die Scheinaufkäufer müssen damit rechnen, trotz ihres Einsatzes von der Polizei wegen Begünstigung angezeigt zu werden. Denn die Kontaktaufnahme zu den Händlern kann bereits den Anfangsverdacht einer Straftat darstellen. Melanie z.B. wurde schon mal wegen „Mitschnitts eines Telefongespräches“ angezeigt. Auch Veterinäramt bzw. KVR unterstützen den Tierschutzverein nicht mehr. Wie es klappen kann, sieht man in Garmisch: Dort kommt der Tierschutzverein für alle Kosten auf, die dem Veterinärmat bei der Beschlagnahmung der Tiere entstehen.

Lesen Sie, welchen Fehler Sie beim Welpen-Kauf niemals machen sollten.

Im Frühjahr deckte eine Tierheim-Chefin illegalen Welpenhandel auf dem Riesenflohmarkt München auf.

Video: Hunde aus Rumänien suchen liebevolles Zuhause

Dorita Plange/ Video: Glomex

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