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„Gewisse Fehlverhaltensmuster“ im Festzelt: Kritik an Gebirgsschützen – Boykott von Wiesn-Umzug angekündigt

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Von: Cornelia Schramm

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Blumenschmuck am Hut, Gewehre geschultert: So laufen Gebirgsschützen beim Trachten- und Schützenumzug, einem Wiesn-Höhepunkt, mit.
Blumenschmuck am Hut, Gewehre geschultert: So laufen Gebirgsschützen beim Trachten- und Schützenumzug, einem Wiesn-Höhepunkt, mit. © Tobias Hase/dpa

Die Vorfreude auf die Wiesn ist bei einigen Gebirgsschützen getrübt. Manche überlegen sogar, heuer nicht mehr am berühmten Trachten- und Schützenumzug teilzunehmen. Der Grund: Der Festring hat den Bund der Gebirgsschützen erneut abgemahnt – wegen Eskapaden in den Zelten.

München – Viel Kopfschütteln und einige verärgerte Gesichter – das hat Martin Haberfellner am Sonntag auf der Bundesgeneralversammlung der bayerischen Gebirgsschützen in Lenggries beobachtet. Der Landeshauptmann musste erneut „gewisse Fehlverhaltensmuster“ vor seinen Kompanien ansprechen – und mehr Contenance auf der kommenden Wiesn fordern. Immerhin hatte der Festring, der den Trachten- und Schützenumzug organisiert, sich wiederholt beim Chef der Gebirgsschützen beschwert.

Beschwerde nach Wiesn-Auftritt: Chef der Gebirgsschützen zieht Konsequenzen

„Auf der Wiesn sind nicht nur Musterknaben unterwegs. Manche fallen nach mehreren Mass Bier auch mal auf“, sagt Haberfellner. So war das auch vergangenes Jahr: Als die Kapelle im Bierzelt der Ochsenbraterei „Auf der Vogelwiese“ spielt, hält einen jungen Mann nichts mehr auf der Bierbank. Er springt auf den Tisch und trinkt dort seine Mass aus – seine Banknachbarn stemmen ihn dabei hoch in die Luft. Ein wilder Brauch, mit dem das Sicherheitspersonal im Zelt Probleme hat.

„Der Mann war nicht als Gebirgsschütze klassifiziert“, sagt Haberfellner. „Aber er trug eine Miesbacher Joppe und war als musikalische Begleitung der Kompanie Wallgau beim Umzug mit dabei.“ Das reichte laut Haberfellner aus, die Gebirgsschützen mal wieder als „die Bösen“ hinzustellen: „Per E-Mail beschwerten sich Festring, Wirte und sogar Stadträte bei mir.“ Laut dem Landeshauptmann lautete der Tenor: Auf Umzugsteilnehmer, die sich nicht zu benehmen wissen, könne man gut verzichten.

Martin Haberfellner, Landeshauptmann im Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien.
Martin Haberfellner, Landeshauptmann im Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien. © MM

Den Kompanien, die in der Kritik stehen – neben Wallgau war vergangenes Jahr auch Gmund ausgerückt –, stieß der Appell sauer auf. Sie kündigten auf der Bundesgeneralversammlung an, nicht mehr zum Wiesn-Umzug nach München fahren zu wollen. Einige ziehen Kompanien mit – aus Solidarität.

Wiesn-Umzug: Zwischen Gebirgsschützen und Festring gab es schon öfter Konflikte

Es ist nicht der erste Eklat zwischen Festring und Gebirgsschützen: In den E-Mails wurde auch ein Fall angeführt, der laut Haberfellner Jahre zurückliegt – „damals kostete die Mass noch unter zehn Euro“. Um 15.45 Uhr bestellten sich einige Schützen noch eine Mass im Löwenbräu-Zelt – durften diese aber offenbar nicht mehr austrinken, da ihre Reservierung um 16 Uhr endete. Sie blieben hocken.

Kein Hauptmann kann für all seine Mitglieder die komplette Verantwortung übernehmen.

Martin Haberfellner, Landeshauptmann

„Laut den Sicherheitskräften Hausfriedensbruch. Wenn 100 sitzen bleiben, heißt es Landfriedensbruch“, sagt Haberfellner, der damals für das Verhalten der beteiligten Gebirgsschützen kritisiert wurde. „Ich und auch sonst kein Hauptmann kann für all seine Mitglieder die komplette Verantwortung übernehmen und gute Manieren garantieren.“

Festring will sich nicht äußern

Karl-Heinz Knoll, Präsident des Festrings, will sich nicht zu den Differenzen äußern: „Das sind alte Kamellen und es ist längst geklärt.“ In der Tat: Knoll und Martin Haberfellner haben vergangenen Oktober von Mann zu Mann telefoniert – nur musste der Gebirgsschützen-Chef in der Jahresversammlung nun die Beschwerde weitergeben.

Dass er den Konflikt nochmal aufwärmen musste, hält Haberfellner für bedauerlich. Die Kompanien Lenggries und Jachenau marschieren heuer mit – und boykottieren den Umzug nicht.

Übrigens: Die Kompanien bewerben sich nicht wie andere Vereine direkt beim Festring – sondern beim Bund der Gebirgsschützen. Diese Vereinbarung gilt seit dem „Krawattenkrieg“: 1979 lud Robert Huber, damals Zeremonienmeister des Umzugs, die Gebirgsschützen aus Waakirchen und Reichersbeuern wieder aus. Sie waren ihm mit offenen Hemdkragen nicht festlich genug gekleidet. Daraufhin boykottierten alle Gebirgsschützen den Umzug. Soweit wird es heuer nicht kommen. „Wir freuen uns schon auf den Umzug“, sagt der Gebirgsschützen-Chef. (sco)

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