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Oktoberfest-Aus wegen Putins Krieg? Reiter kann sich Feiern nicht vorstellen - Wirte und Schausteller entsetzt

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Nicht mehr in Feststimmung: Dieter Reiter bei einer Video-Schalte mit Kiews Bürgermeister Klitschko.
Nicht mehr in Feststimmung: Dieter Reiter bei einer Video-Schalte mit Kiews Bürgermeister Klitschko. © Sven Hoppe

Im April soll das Frühlingsfest in München stattfinden. Doch wegen des Ukraine-Kriegs ist eine Absage immer wahrscheinlicher. OB Reiter äußerte sich nun dazu. Sein Wiesn-Chef widerspricht.

Update vom 24. März, 19.00 Uhr: Darf München feiern, während anderswo Menschen leiden? Reiters Wiesn-Skepsis sorgt für Unmut bei den Wirten und Schaustellern. Sie zeigen sich geschockt ob der drohenden Absage. Peter Bausch, der Vorsitzende der Münchner Schausteller, ist im Gespräch mit unserer Zeitung aufgebracht: „Ich bin fassungslos: Fußballspiele finden statt, Menschen feiern im Hofbräuhaus und in Discos – es ist nicht nachvollziehbar, warum nun wieder die Volksfeste in Gefahr sind.“ Eine erneute Absage der Wiesn werde „mit Sicherheit“ einige Schausteller in ihrer Existenz bedrohen.

„Unser Oktoberfest ist ein Fest des Friedens und der Völkerverständigung. Gerade in diesen Zeiten ist es besonders wichtig, damit ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen“, teilen die Sprecher der Münchner Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel, mit. Inselkammer führt an, es sei weder den Flüchtlingen noch den Menschen in der Ukraine geholfen, wenn die Wiesn nicht stattfinde. Ganz abgesehen davon, dass diese Diskussion zu früh käme, sei es jetzt viel wichtiger, die Not der Flüchtlinge zu lindern. Deshalb spenden die Wirte für die Flüchtlingshilfe spontan 15.000 Euro aus der Wiesn-Stiftung. Weitere Aktionen sollen auch während der Wiesn folgen.

Die Oktoberfest-Sehnsucht sei bei vielen nach den zwei Jahren Pandemie-Pause groß, sagt Inselkammer. Christian Schottenhamel ergänzt, die Wiesn sei „ein Lichtblick, der auch Mut und Freude machen soll“. Hier fänden Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen, um in Frieden und Freiheit zu feiern. Eine bessere Demonstration gegen Krieg und Diktatur gebe es nicht.

Wiesn-Chef Baumgärtner: Zeit, „Menschen eine Perspektive und Freude zu geben“

Update vom 23. März, 19.25 Uhr: Nachdem sich Münchens OB Dieter Reiter in seiner eigenen Meinung eher skeptisch gegenüber dem Frühlingsfest und der Wiesn im Herbst zeigte, äußerte nun auch der Münchner Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) seinen Standpunkt.

Zwei Männer halten eine Rede
Münchens OB Dieter Reiter (r.) äußerte sich wegen des Ukraine-Kriegs eher skeptisch gegenüber des Frühlingsfests und der Wiesn. Für den Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner käme eine Absage jedoch nicht infrage. (Archivbilder/tz.de-Montage) © STL/Zuma Wire/Imago

Seiner Aussage nach ist das Oktoberfest ein bayerisches Kulturfest. Es abzusagen, lasse Kremlchef Wladimir Putin „genau das Ziel erreichen, das er haben will: Dass unsere westliche Kultur beeinträchtigt wird“, sagte Baumgärtner. „Ich glaube, dass niemand den Ukraine-Krieg vergisst. Es ist aber Zeit, den Menschen eine Perspektive und Freude zu geben.“ Das Volksfest war zweimal wegen der Pandemie abgesagt worden.

Die Entscheidung über die Wiesn 2022 soll in wenigen Wochen fallen. Welche Corona-Maßnahmen auf der Wiesn gelten könnten, ist offen. In Vorbereitung sei eine App, mit der sich digital der Geimpft- und Genesenen-Status erfassen lasse, sagte Baumgärtner. Ob das Fest aber unter der 2G-Regel stattfinden soll, ist nicht entschieden.

Wegen Ukraine-Krieg: Münchens OB Dieter Reiter zurückhaltend bei Frühlingsfest und Wiesn

Erstmeldung, 23. Juni. 16.03 Uhr: München ‒ In der bayerischen Landeshauptstadt München soll Ende April, genauer gesagt ab 22. April, das Frühlingsfest stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie stand allerdings schon im Vorfeld noch nicht sicher fest, ob das erste große Volksfest des Jahres auf der Theresienwiese tatsächlich abgehalten werden darf. Nun kommt noch ein weiterer Grund für eine mögliche Absage hinzu, den Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am heutigen Mittwoch (23. März) nannte.

Absage von Frühlingsfest und Wiesn in München wegen Ukraine-Krieg? OB Reiter äußert sich

Im Interview mit dem Radiosender Gong 96.3 sagte er in Bezug auf das Volksfest: „Ich persönlich kann mir nur schwer vorstellen eines zu besuchen, fröhlich zu sein, Bier zu trinken, Karussell zu fahren, wenn gleichzeitig in der Ukraine Krieg* herrscht und täglich Menschen sterben.“

Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, sprach vor dem Münchner Stadtrat.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (Mitte) sprach nach der Rede von Vitali Klitschko im Münchner Stadtrat über das Frühlingsfest und die Wiesn. © Sven Hoppe/dpa

Diese deutlichen Worte fand er nach der Live-Schalte von Vitali Klitschko, dem Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, im Münchner Stadtrat. In seiner Rede prognostizierte der Politiker, dass der Krieg sich noch über Monate hinziehen wird. „Der Veranstalter wird das sicher auch berücksichtigen und wir werden, wenn der Krieg andauert, uns kurz vor Beginn unterhalten müssen, ob das (Frühlingsfest) Sinn macht und angemessen ist“, meinte Dieter Reiter.

München: Auch bei Planung für die Wiesn ‒ OB Reiter gibt sich nach Klitschko-Rede zurückhaltend

Ähnlich zurückhaltend gibt sich der OB bei der Wiesn im Herbst, da eine Entscheidung für den Aufbau in etwa vier Wochen gefällt werden müsste. „Ich muss schon schauen, was in dieser Welt passiert und es gibt dann auch übergeordnete Gründe, die noch wichtiger sind, als ein Volksfest abzuhalten“, sagte er. Bleibt der Plan jedoch bestehen, die Wiesn nach wie vor stattfinden zu lassen, meinte Reiter, dass er sich ein Oktoberfest ohne Beschränkungen zurzeit nicht vorstellen könne. *merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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