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„Wissen, an wen sie sich wenden können“: München verbessert Erste Hilfe für Vergewaltigungs-Opfer

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Kampagnen-Start: (v.l.) Gleichstellungsbeauftragte Nicole Lassal , Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek, Zweite Bürgermeisterin Verena Dietl, Maike Bublitz (Frauen*Notruf) und Dr. Christoph Scholz (München Klinik) stellen das Maßnahmenpaket vor.
Kampagnen-Start: (v.l.) Gleichstellungsbeauftragte Nicole Lassal , Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek, Zweite Bürgermeisterin Verena Dietl, Maike Bublitz (Frauen*Notruf) und Dr. Christoph Scholz (München Klinik) stellen das Maßnahmenpaket vor. © Jens Hartmann fuer tz

Über 300 Vergewaltigungen gab es im Jahr 2022 in München: Opfer sollen nun mehr und bessere Hilfe bekommen. Dabei geht es auch darum, rechtssichere Beweise für eine Anklage zu sichern.

Diese Zahl macht nachdenklich: Denn statistisch gesehen kommt es nahezu an sechs Tagen pro Woche zu einer Vergewaltigung in München. 308 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht. „Man kann davor ausgehen, dass die Dunkelziffer noch höher ist“, erklärt Zweite Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Denn viele Opfer erstatten aus Angst oder Scham keine Anzeige. Um ihnen den Zugang zu medizinischer Soforthilfe und vertraulicher Spurensicherung zu erleichtern, hat die Stadt zusammen mit Partnern ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht. Dafür wird in einer groß angelegten Öffentlichkeitskampagne geworben.

Ärzte wurden rechtsmedizinisch geschult

„Vergewaltigungsopfer sollen wissen, an wen sie sich wenden können“, machte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek am Montag deutlich. Denn: Nur wenn sich die Betroffenen innerhalb von drei Tagen an einen Mediziner wenden, können entscheidende Beweise für eine spätere Anzeige gesichert werden. Aber das war in der Vergangenheit nicht so einfach. „Es gab in München eine Versorgungslücke“, erklärte Maike Bublitz vom Frauen*notruf. Ist ein Vergewaltigungsopfer in eine Klinik gegangen, kam es vor, dass es abgewiesen wurde. Weil die Ärzte unsicher oder uninformiert waren, was es dann im rechtsmedizinischen Kontext zu tun galt. Das wurde nun geändert: Für Mediziner an sieben Klinikstandorten gab es rechtsmedizinische Schulungen. Außerdem wird ihnen nun ein KIT an die Hand gegeben, das unter anderen einen einheitlichen Dokumentationsbogen beinhaltet. Frauen sollen sich trauen, Hilfe zu suchen. „Die meisten Vergewaltigungen finden im sozialen Nahraum statt“, erklärt Esther Papp von der Polizei. Der Täter ist dann in vielen Fällen der eigene Partner. Die Kommissarin, die Beauftragte für Kriminalitätsopfer ist, gibt deshalb Vorträge für junge Mädchen – zum Beispiel in Berufsschulen. Es geht um Aufklärung. Auch über Gefahren, die von fremden Menschen ausgehen. Zu ihren Ratschlägen gehört, in Clubs auf das eigene Getränk aufzupassen. Wenn mir nachts jemand folgt, an Personen um Hilfe bitten und den Polizei- Notruf 110 wählen

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