Zieht Constantin Film nach Berlin oder Köln um?

Medienstandort München ein Nachteil? Constantin Film denkt darüber nach, sich teilweise nach Köln und Berlin zu verlagern.
München - Eigentlich böten die Geschichten der Constantin Film und der Familie Berben selbst den besten Stoff, daraus eine TV-Serie zu entwickeln – eine Saga vom Königreich der Filmschaffenden. Allein beim Münchner Filmfest wird eine ganze Reihe an Serien und Produktionen aus dem Haus Constantin vorgestellt: u. a. die neu entwickelten Netflix- bzw. ZDF-Serien Parfum und Die Protokollantin mit Iris Berben in der Titelrolle sowie der Event-Zweiteiler Bier Royal mit Lisa Maria Potthoff, Gisela Schneeberger und Marianne Sägebrecht.
Genius hinter den bislang immer höchst erfolgreichen TV-Formaten ist Constantin-Vorstand Oliver Berben (47) mit seinem Produzententeam. Ein Mann, der gern nach den Sternen greift – er studierte Luft- und Raumfahrttechnik, bevor er dann doch lieber die Sterne auf Celluloid holte. Als Sohn von Iris Berben (67) ist er an Filmsets aufgewachsen. Seine Mutter ist eine der wenigen wirklich großen Stars, die Deutschland hat – nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Präsidentin der Deutschen Filmakademie, die den Deutschen Filmpreis vergibt. Iris Berben ist eine Königin in der Branche. Dies von sich behaupten würde sie nie – die Schauspielerin ist zurückhaltend, genauso wie ihr Sohn Oliver, der nie Privates preisgibt. Dass er gern den Tweets von Astro-Alex folgt, ist so ziemlich das Persönlichste, das er öffentlich erzählen würde.
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Moszkowicz denkt laut über Standortwechsel nach
Doch es glänzt nicht mehr alles so gülden. Dass über dem weiß-blauen Himmel dieser unterhaltsamen Branche dunkle Wolken aufziehen. Constantin-Vorstandschef Martin Moszkowicz nutzte das Filmfest, um laut über die Standortnachteile Münchens und eine Teil-Verlagerung nachzudenken – nach Köln und Berlin.
Am Rande eines Cocktail-Empfangs von Longchamp & Constantin-Film in The Grill am Lenbachplatz sagte er gegenüber unserer Kolumnistin: „Ja, wir beschweren uns über den Medienstandort München und Bayern. Obwohl unser neuer Ministerpräsident Markus Söder extrem medienaffin ist, sehen wir nicht viel, dass sich das auch in der konkreten Politik niederschlägt“, legte Moszkowicz los. „Nichts ist perfekt! Wir bringen keine Crews mehr für die Fernseh- und Filmproduktion zusammen, weil die Lebenshaltungskosten in München extrem hoch sind. Gleichzeitig fühlen wir uns von der Bayerischen Landesbank alleingelassen, die eigentlich erstklassige Firmen am heimischen Standort unterstützen sollte. Und seit Jahren kämpfen wir vergeblich um einen Hochgeschwindigkeits-Knoten fürs Internet, um Filme in aller Welt hin- und herschicken zu können – Haifa, Soho – alle großen Medienstandorte haben das, nur wir als international agierendes Unternehmen in Schwabing nicht.“ Ausdrücklich ausgenommen von seiner Kritik sei die Bayerische Filmförderung.
Rummmms. Das sitzt. So schön und strahlend sich die Branche beim Filmfest präsentiert – es ist vieles nicht Gold, was glänzt. Aber eine herrliche Kulisse, in der man sich immer neue Film- und Serienstoffe ausdenken könnte. Zum Beispiel eine Saga über die Constantin Film, deren König Bernd Eichinger († 61) über Jahrzehnte war.
Ulrike Schmidt