Zunächst einmal kamen bei den Planern von Herzog und De Meuron die Aufzüge ins Visier. „Die freie gegenläufige Führung in X-Form wurde von vielen als zu dominant empfunden“, erklärt Projektplaner Robert Hösl. Und auch als zu unsicher. „Gut, dass die komischen Außenaufzüge weg sind“, sagte FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann, „ich würde den Weg zum Dachbiergarten gerne überleben.“ Stattdessen verlaufen die Bahnen der öffentlichen Lifte (der eine zur Dachgastronomie, der andere zum Stadtlabor) jetzt entlang der konkaven Hochhauskanten. Immer noch außen, denn eine grandiose Aussicht ist gewünscht.
Mit den diskreteren Aufzügen rückte dann die Ausrichtung der beiden Türme in den Mittelpunkt. Die sah so nackig, von der Halle und voneinander abgewendet nicht mehr gut aus, weswegen der südliche Turm nun zur Halle hingedreht steht. Die Positionierung der Türme wirkt nun wie ein zufälliges Treffen zweier Zukunftsgiganten – und auch wie der allererste Entwurf, bei dem zwei glatte Türme einander zugewandt standen.
Punkt drei sind die Fassaden. Statt auf Balkone, Fenster und Loggien als starke Relief-Elemente setzt man jetzt auf ein Mosaik aus unterschiedlichen Puzzle-Elementen. Je nach Nutzung werden die Fenster größer oder kleiner, die Brüstungen höher oder niedriger, die Materialien transparenter oder undurchsichtiger. „Setzkastensystem“ nennen das die Architekten. Besondere Bewunderung fand der Vorschlag, die Rippenstruktur des Paketposthallendachs auf die Außenwände zu übertragen. Die Hochhausaußenwände hätten somit lauter dreieckige Nischen, die als Arbeitsplätze, Essecken oder Balkone genutzt werden könnten. Die avantgardistische Fortführung dieser Ecken wären dann Büro- und Wohnungsgrundrisse, die nicht mehr rechteckig sind, sondern die Dreiecksform fantasievoll und verwinkelt fortsetzen.
Die Architekten denken dabei auch über ungewöhnliche Materialien wie Keramik oder Holz nach. „Zum Beispiel wären Massivholzdecken durchaus denkbar, oder generell eine Holz-Hybridbauweise.“ An der Höhe der Häuser ändert sich nichts. Sie sind immer noch 155 Meter hoch, auch wenn sich in den Entwürfen die Zahl der Stockwerke ändert. Die Linke hält das für „städtebaulich völlig übertrieben“, die Zahl der geplanten Wohnungen bleibe unter den Zielen für bezahlbaren Wohnraum.
Die übrigen Stadtplaner beurteilten den Entwurf dagegen in der Debatte gestern Abend als „sehr positiv“, „ein schönes Ensemble“ und „konsequente Verbesserung“. Was auch daran liegt, dass er dem Wunsch eines Bürgergutachtens vom letzten Oktober nach mehr Grün entspricht: Eines der umliegenden flacheren Gebäude wird nämlich weggelassen, zugunsten eines großen Quartierparks. Nun wird mit dem Entwurf „Vase 2“ weitergearbeitet.
Auch für die 20 000 Quadratmeter große Paketposthalle gibt es parallel dazu verschiedene Ideenansätze. Fest steht, dass die Bürger mitreden sollen. Die Stadt initiierte einen Ideenwettbewerb. Noch bis Ende Mai können alle Münchner auf der Internetseite allefuerdiehalle.de unter 513 von Anwohnern eingereichten Vorschläge ihre Favoriten wählen. Die zurzeit stimmstärksten Ideen sind ein Technoclub, eine Markthalle mit verschiedenen Gastronomie-Angeboten sowie eine große Konzert- und Veranstaltungshalle.