Er ist selbst Vater von drei Kindern und hat ein Auge für seine Mitmenschen. Bayerns Innenverteidiger Jérôme Boateng (32) engagiert sich regelmäßig für Familien in Not hier in München und Berlin oder und Kinder in Ghana, von wo sein Vater stammt.
Zum Auftakt unserer Aktion „Gemeinsam gegen Hunger“ zugunsten der Münchner Tafel und Unicef haben wir mit dem Fußballer über ehrenamtliches Engagement gesprochen und wie wichtig es für ihn ist, nicht nur in Zeiten von Corona zu helfen.
Dass es in Deutschland viel zu viele Menschen gibt, die hungern, hat den Fußballer schon immer beschäftigt: „In einem so fortschrittlichen Land sollte eigentlich jeder Essen auf dem Tisch haben“, erklärt Jérôme Boateng. Deshalb war es für ihn eine Selbstverständlichkeit einfach „Ja“ zu sagen, als ihn die Münchner Tafel fragte, ob er beim Weihnachtessen gemeinsam mit Fußball-Legende und langjährigem Tafel-Unterstützer Paul Breitner für Bedürftige mithelfen könne. „Dieser Abend hat mir sehr gut gefallen. Zu sehen, dass man Menschen mit einer so kleinen Geste, mit einem Lächeln, eine große Freude bereiten kann, ist ein Geschenk.“ Und ein nachhaltiges dazu. Wann immer er die Möglichkeit hat, gibt er großzügig für Projekte, von deren Nachhaltigkeit er überzeugt ist. Das ist in Ghana bei seinem Engagement im Straßenfußball so und auch in München und seiner Heimat Berlin.
Gerne würde Boateng mehr tun: „Aufgrund der aktuellen Situation geht das leider nicht. Mir war es aber wichtig, die Tafeln in München und Berlin auch während der schweren ersten Corona-Phase im Frühjahr zu unterstützen.“ Damals ging es vor allem um Schutzanzüge und Desinfektionsmittel für die Helfer vor Ort, und in Berlin um einen Lieferdienst für Bedürftige, die nicht mehr zu den Ausgabestellen kommen konnten.“ Sobald sich alles wieder normalisiert hat, hofft Boateng auf den nächsten persönlichen Einsatz.
„Ich möchte persönlich helfen. Das hat aber weniger damit zu tun, dass ich Fußballer bin, sondern mit Menschlichkeit. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.“
Gerade für ihn als Fußballprofi seien Tätigkeiten wie die bei der Münchner Tafel immer etwas Besonderes. „Familien zu sehen, die auf die Tafel angewiesen sind, weil sie vielleicht sonst kein Essen auf dem Tisch hätten, geht mir sehr nahe. Das erdet einen, und daher sind diese Erlebnisse sehr wichtig. Besonders, wenn es um Kinder geht. Kein Kind in Deutschland sollte Hunger leiden müssen, nirgendwo auf der Welt sollte das so sein.“ Dafür lohne sich jede ehrenamtliche Arbeit. Es erinnere ihn zudem jedes einzelne Mal daran, wie gut man es eigentlich habe und dass es auch eine andere Seite gebe. „Für mich ist dieses Engagement sehr erfüllend, weil ich den Leuten so auch etwas zurückgeben kann. Ich finde, es ist auch unser aller, nicht nur meine, Pflicht, das zu tun. Da geht es um Gemeinschaftssinn und Solidarität. Viele meiner Kollegen engagieren sich. Marcus Rashford (englischer Nationalspieler Anm. d. Red.) wurde aufgrund seines Engagements in England sogar ein Orden verliehen, aber auch hierzulande haben sich gerade während des ersten Lockdowns sehr viele Spieler engagiert und haben bei den verschiedensten Aktionen ausgeholfen.“ Wie Jérôme Boateng selbst.
Eine weitere Herzensangelegenheit neben der Tafel ist für ihn, die Chancen von Kindern in Ghana zu verbessern. „Für mich ist es sehr wichtig, meine Wurzeln zu kennen. Ich habe an Ghana nur positive Erinnerungen, an das Land und die Leute. Dort geht es um überlebenswichtige Dinge wie Brunnen für sauberes Trinkwasser. Ich wünsche mir, dass sich die Bedingungen, unter denen Kinder in Ghana und ganz Afrika aufwachsen, bessern. Auch sie sollen die gleichen Chancen haben, wie ein Kind, das in Europa zur Welt kommt.“ Dafür sollte jeder seinen Beitrag leisten. „Das muss ja nicht immer eine finanzielle Zuwendung sein. Ohne die freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer bei den Tafeln wäre der Betrieb gar nicht möglich. Für mich sind die Helfer so etwas wie Helden, sie leisten großartige Arbeit. Gerade in der besinnlichen Zeit des Jahres sollte sich jeder hinterfragen, wie und wo er oder sie noch mitanpacken kann.“