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Filmdreh mitten im Wiesn-Trubel

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Die Schauspieler Max Tidof (Mitte), Christina Hecke und Arnfried Lerche (re.) auf dem Weg ins Weinzelt. Gefilmt wurde diese ­Szene, für die Wiesnbesucher unsichtbar, vom Löwenbräuturm aus © Jantz

München - Mitten im Trubel der Wiesn wird derzeit das Theaterstück "Karimir und Karoline" verfilmt.

Die Luft zwischen ihnen knistert, wie sie da im Biergarten des Weinzelts sitzen und sich in Rage reden. Immer rauer wird der Ton, immer lauter, bis sie sich gegenseitig mit den flachen Händen an die Hinterköpfe hauen –den anderen mit festem Blick fixierend.

Normalerweise würden die bulligen Security-Leute den Streithähnen jetzt zumindest einen warnenden Blick zuwerfen, aber sie bleiben ruhig. Sie kennen die Jungs, die hier die harten Macker markieren: Es sind Golo Euler und Robert Gwisdek, die seit dem ersten Oktoberfesttag auf der Theresienwiese ­Kasimir und Karoline für den ZDF-Theaterkanal drehen.

Das Original-Theaterstück von Ödön von ­Horváth spielt vor über 80 Jahren auf der Wiesn, wo sich das Liebespaar ­Kasimir und Karoline immer mehr entzweit.

Und so ist das gigantische Volksfest auch der Schauplatz der Filmproduktion – besoffene Zwischengröler und die betörenden Hintergrundgeräusche der Fahrgeschäfte inklusive. „Das ist eine Riesenumstellung für alle und man muss eben lernen, sich im Lärm und Gedränge mit Handzeichen zu verständigen“, sagt der Regisseur Ben von Grafenstein, der mit seinem zehnköpfigen Team inmitten des Geschehens dreht. Ohne Absperrbänder und mit extra kleinen Spiegelreflexkameras, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen.

Denn die Wiesnbesucher sind durchaus erwünscht, dürfen auch gerne mal durchs Bild latschen und als authentische Kulisse dienen, aber richtig einmischen sollen sie sich eigentlich nicht. So wie es am vierten Drehtag ein Wiesnbesucher machte, der die Filmsituation nicht erkannte und sich in eine inszenierte Rangelei zwischen Kasimir (Golo Euler) und seinem Kumpel Franz Merkl (Robert Gwisdek) stürzte.

Angeblich, um dem am Boden liegenden ­Golo Euler zu helfen. Leidtragender der Geschichte: Set-Beleuchter Chris, der sich um die Schauspieler sorgte und von dem Störenfried voll eins auf die Nase bekam: „Zum Glück war nichts gebrochen, aber einen Tag bin ich ausgefallen, um meine Nase zu kühlen.“ Bis heute geblieben sind ein schmales Pflaster und die langsam verbleichenden Veilchen ...

Ein kleines Drama inmitten des großen, von dem der Film erzählt: die traurige Liebesgeschichte, die durch Kasimirs Arbeitslosigkeit und Frustration in die Krise gerät und auf dem Oktoberfest tragisch endet.

Die Wiesn-Sause der Promis

„Das Stück ist schon 80 Jahre alt, aber aktueller könnte es nicht sein“, sagt die Münchner Schauspielerin Christina Hecke (Karoline). Denn was 1929 die Weltwirtschaftskrise war, heißt heute Finanzkrise, „und die Streitereien zwischen Paaren sieht man hier jeden Abend“, sagt sie.

Und wie bei allen, die während der gesamten Wiesnzeit unterwegs sind, ist das auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen: „Ich habe Fieber und gehöre eigentlich ins Bett“, verrät sie, bevor sie sich zum Dreh der nächsten Szene, dem Gang ins Weinzelt, aus ihrer dicken Jacke und den festen Schuhen schält, um barfüßig in ihre Ballerinas zu schlüpfen. Auf der Wiesn gibt es kein Pardon.

Auch nicht für Max Tidof, der den schmierigen Musikproduzenten Rauch spielt, der sich an Karoline heranschmeißt und schließlich erkennt, welch kaputtes Dasein er fristet. „Am Ende trifft ihn die Realität wie ein Hammerschlag. Ich kenne das Gefühl: das ist so, wie wenn man nach ein paar Mass im Zelt nach draußen an die frische Luft kommt.“ Realität und Film – manchmal sind sie so nah beieinander.

Ann-Catherin Karg

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