Kein Platz: „Oide Wiesn“ soll ausfallen

München - Alle freuen sich, dass das historische Oktoberfest künftig jährlich stattfinden soll. Doch bereits 2012 könnte es ausfallen. Denn dann findet das Zentral-Landwirtschaftsfest statt.
Es ist unvermeidlich: Alle vier Jahre kommen sich das Zentral- Landwirtschaftsfest (ZLF) und die „Oide Wiesn“ auf dem Südteil der Theresienwiese in die Quere – und der Bayerische Bauernverband (BBV), der die Schau rund um die Landwirtschaft veranstaltet, will sicher nicht weichen. BBV-Sprecherin Brigitte Scholz machte gestern auf Anfrage klar: „Wir gehen davon aus – zumal das ZLF 125. Jubiläum feiert –, dass es im Jahr 2012 in vollem Umfang auf seinem angestammten Gelände stattfindet.“
So schön war die Wiesn 2010
Das sind gut 120 000 Quadratmeter – in etwa die Fläche südlich der Achse von der Bavaria bis zum großen Riesenrad des Oktoberfests. Auf etwa der Hälfte davon fand jedoch 2010 die gemütliche „Historische Wiesn“ statt. Die soll nach dem Willen einer breiten Mehrheit in Bevölkerung und Stadtrat zur Dauereinrichtung werden. OB Christian Ude (SPD) und BBV-Präsident Gerd Sonnleitner hätten bereits „konstruktive Gespräche“ geführt, sagt Marion Murr vom zuständigen Wirtschaftsreferat.
Stramme Wadl sin "in"
„Es gibt aber noch keine konkreten Ergebnisse.“ Der BBV ist in einer starken Position – denn er hat alte Rechte: Im Jahr 1904 verkaufte sein Vorgänger, der Landwirtschaftliche Verein, der Stadt München Flächen auf der Wiesn. Damit räumte die Stadt ein, dass der Verein künftig eine Landwirtschaftsschau auf dem Gelände veranstalten darf. Im Jahr 1974 habe die Stadt die Vereinbarung für den BBV bestätigt, sagt Scholz. Also muss sich die „Oide Wiesn“ anpassen. Nach Möglichkeit sollen „einzelne Teile“ in das ZLF integriert werden, sagt Murr.
Welche, das sei noch ungewiss. Eines macht sie aber klar: „Wenn das nicht funktioniert, muss die Oide Wiesn alle vier Jahre aussetzen.“ BBV-Sprecherin Scholz zeigt sich zuversichtlich: So habe man auch auf dem ZLF ein Festzelt, und man könne doch auch die technische Entwicklung in der Landwirtschaft zeigen. Gleichwohl dürfte es schwer werden, genügend Trennschärfe zwischen der kommerziellen Schau mit 650 Ausstellern und dem Volksfest hinzubekommen.
Murr: „Wenn die Oide Wiesn ihr Gesicht verliert, lassen wir’s lieber.“ Ein Wirt für die kommende Oide Wiesn scheint jedenfalls schon gefunden: Toni Winklhofer vom Ratskeller am Marienplatz. Er soll das 6000 Plätze zählende größere Zelt während der guten drei Festwochen führen. Das bestätigte Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid auf Anfrage. „Der Festring hat Toni Winklhofer und seinen Partner Peter Wieser vorgeschlagen“, sagte Schmid, der Mitglied des Festrings ist. Zwar müsse nun freilich noch der Stadtrat zustimmen, aber das sei eine Formalie: „Der Stadtrat kann ein Veto einlegen, wenn es rechtliche Einwände gibt.
Beispielsweise, wenn der Wirt eine Steuerschuld hat oder unzuverlässig ist. Aber bei Winklhofer gibt es ja keinen Grund, derlei anzunehmen.“ Ende April werde der Festring dem Stadtrat seinen Vorschlag vorlegen. Toni Winklhofer hatte bereits im vergangenen Jahr das Jubiläumszelt auf der historischen Wiesn bewirtschaftet. Auf der kommenden Wiesn wird er im Zelt präsent sein, während Peter Wieser, sein Partner im Ratskeller und zugleich sein Schwager, derweil den Betrieb am Marienplatz leitet.
JOHANNES LÖHR UND BETTINA STUHLWEISSENBURG