Vom Spüler zum Chef: Ohne ihn läuft im Löwenbräuzelt nix

Ohne diese beiden Männer geht im Löwenbräuzelt auf dem Oktoberfest nix: Nermin Pozderovic ist technischer Leiter, Martin Wacker Küchenchef.
München – Im Löwenbräu-Festzelt ist man eine Familie – da sind sich Nermin (37) und Martin (40) einig. Die beiden Männer sind seit Jahrzehnten Mitarbeiter im Löwenbräuzelt auf dem Oktoberfest. Und Wirtin Stephanie Spendler sagt: „Ohne die beiden geht nix!“
Nermin Pozderovic arbeitet seit 1997 für Löwenbräu auf der Wiesn. Angefangen hat er als Spüler, mittlerweile ist er technischer Leiter. „Am Anfang wollte ich einfach mal erleben, wie es ist, auf der Wiesn zu arbeiten. Und dann ist es ein echtes Fieber geworden, echte Liebe.“
Oktoberfest: Ehemaliger Spüler sorgt im Löwenbräuzelt für Ordnung
Er trägt Verantwortung für über 35 Mitarbeiter, vom Spüler über die Abräumer bis hin zu den Geschirrwagerl-Fahrern und Hausmeister – „die ganze Mannschaft im Hintergrund“, wie er sagt. Außerdem kümmert er sich um den Auf- und Abbau – und um jede Menge technisches Gerät: Wie werden die Leitungen gelegt, laufen die Gläserspülmaschinen? Ist ein Tisch kaputt oder läuft aufgrund von starkem Regen Wasser ins Zelt, ist Nermin zur Stelle. Der Mann für alles.
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Eine Herausforderung ist für ihn immer der erste Wiesn-Tag, wenn es heißt „O’zapft is!“ und die ganze Maschinerie anläuft. Wenn’s dann doch mal eine Sicherung raushaut, muss Nermin blitzschnell reagieren, wissen, wo der Fehler im System liegt – damit alles möglichst schnell seinen Lauf nehmen kann.
Die Wirte-Familie
Stephanie Spendler (55) ist die Wirtin vom Löwenbräu-Zelt. 1979 übernahmen Steffis Eltern, Ludwig „Wiggerl“ und Christa Hagn die prächtige Festhalle mit dem imposanten Löwen in der Fassade. 1987 stieg Steffi in den elterlichen Festzeltbetrieb ein und übernahm die Reservierungen und die Gästebetreuung. Das macht ihr auch heute noch am meisten Spaß. 1999 war ihr erstes Jahr als offizielle Festwirtin, zusammen mit ihrem Papa Wiggerl Hagn. Auch heute wird sie von der ganzen Familie unterstützt, allen voran von den Söhnen Johannes (29) und Lukas (27) und ihrem Mann Michael Spendler (60).
Nermin ist nicht nur dort, wo es im Zelt brennt – sondern überall. Er spricht mit Kollegen und Mitarbeitern, prüft, wo Arbeits-Prozesse vereinfacht oder optimiert werden können – und schaut, ob alle glücklich sind. Wenn man ihn fragt, was er in den vergangenen zwei Wiesn-losen Jahren am meisten vermisst hat, sagt er ohne zu zögern: „Menschen.“ Die Wirtefamilie habe ihn früher mit offenen Armen aufgenommen, erzählt er. Direkt nach dem Krieg kam er aus Bosnien, sprach kein Wort Deutsch, brauchte einen Job. Durch Zufall kam er zur Familie Hagn und Spendler. Und heute ist er Teil davon…
Oktoberfest: Bei Löwenbräuzelt-Küchenchef bricht schon das Wiesn-Fieber aus
Auch den Kollegen Martin Wacker hat das Wiesn-Fieber nicht mehr losgelassen. Der Österreicher ist seit 15 Jahren Küchenchef im Löwenbräuzelt, kümmert sich um alles rund um die Küche: Einkauf, Personal, Planung, Produktion. Eigentlich ist er selbstständig und hat selbst zwei Betriebe – deshalb werde er auch immer wieder gefragt, warum er sich das antue, Jahr um Jahr auf der Wiesn zu arbeiten, erzählt er. „Ich mache das nicht fürs Geld, für mich ist Wiesn Familie“, sagt er dann. Oktoberfest: Für ihn bedeute das eine eingeschweißte Truppe, Freundschaften. „Dem haben auch die zwei Jahre Pause keinen Abbruch getan.“
Löwenbräu-Festzelt
Bierpreis: 13,60 Euro
Brauerei: Löwenbräu
Halbes Hendl: 14,20 Euro
Schmankerl: Besonders zu empfehlen ist der Kaiserschmarrn aus der gusseisernen Riesenpfanne mit Rosinen und Apfelmus für 15,50 Euro. Außerdem der vegane Gemüsestrudel für 17,80 Euro
Günstig essen: Es gibt drei verschiedene Mittagsgerichte von Montag bis Freitag, preislich liegen sie zwischen 13 und 15,50 Euro
Sitzplätze: 5800 innen, 2700 im Biergarten
Raucher: Rauchen nur im Biergarten, keine speziellen Rauchereingänge
Musik: Die Heldensteiner (Montag bis Freitag von 12 bis 15 Uhr und ab 16 Uhr, Samstag und Sonntag ab 11 Uhr) unter der Leitung von Günter Pilzweger
Zwei bis drei Wochen vor der Wiesn wird bei ihm „der Schalter umgelegt“. Dann sei er in Österreich nur noch körperlich anwesend, im Kopf schon voll auf dem Oktoberfest. Viel Pause kann er sich allerdings nicht gönnen, wenn alles geschafft ist – das Los der Selbstständigen. Für Martin ist das kein Problem. „Als Mitarbeiter hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du hasst die Wiesn, dann machst du’s genau einmal. Oder du liebst sie. Ich liebe sie.“
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