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Ludwig „Wiggerl“ Hagn: ein Interview mit dem Oktoberfest-Urgestein

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Ludwig „Wiggerl“ Hagn in seiner Hirschau.
Ludwig „Wiggerl“ Hagn in seiner Hirschau. © Marcus Schlaf

Er ist ein Wiesn-Urgestein – Ludwig „Wiggerl“ Hagn (83 Jahre) hat 62 Oktoberfeste erlebt. Im Interview spricht er über seine Wünsche für das Jahr 2023.

München – 2019 hat seine Tochter Steffi Spendler – in vierter Generation – das Löwenbräuzelt übernommen. Seinen Humor hat er sich bewahrt: Falls die Klimakleber sich vor der Wiesn hinkleben sollten, sieht er kein Problem darin, da man leicht vorlaufen könne und mit dem Auto eh nicht auf die Wiesn fahre.

Herr Hagn, wie viele Wiesn haben Sie schon erlebt und was sind Ihre ersten Erinnerungen?

Insgesamt habe ich 62 Oktoberfeste erlebt. Das erste war 1956, da war ich gerade einmal 16 Jahre alt. Mein Vater war sehr krank und ist dann verstorben. Ich stand vor der Entscheidung, Wirt oder Tierarzt zu werden. Mein Vater wollte, dass ich Tierarzt werde. Ich wollte aber Wirt werden. 1956 habe ich beim Schützenzelt, das meine Mutter betrieben hat, angefangen.

Wenn Sie zurückblicken: Wie war die Wiesn damals und wie ist sie heute?

Die Wiesn war viel weniger aufwändig – das Zelt hatte keine Seitenwände, keinen Boden, man saß auf Bierbänken auf dem Kies. Ich fing damit an, das Besteck zu putzen und für Nachschub zu sorgen. Nur zur Erinnerung: Der Aufbau des Schützenfestzeltes kostete damals 11.800 Mark – inklusive allem bis hin zur Elektrik. Heute kostet der Aufbau des Löwenbräuzeltes mindestens 2,4 Millionen Euro.

Welche schönste Erinnerung haben Sie als Wiesnwirt?

Der Einzug mit den Ochsenwagen war das Schönste für mich. An sich gibt es nur schöne Erinnerungen, da gab es fast nix, was mich aufgeregt hätte. Interessant war: Hendl wurden noch im Rohr gebacken, die Würstl wurden in der Pfanne gemacht. Die Leute konnten sogar ihr rohes Hendl mitbringen, das wir dann gebacken haben. Bauunternehmer Anton Schrobenhauser aus Unterhaching hat sich eine Gaudi gemacht und hat sein Hendl mitgebracht und backen lassen.

Wie war das mit den Raufereien früher?

Früher wurde viel gerauft – das stimmt. Ich habe die Musik angewiesen – sobald ich merkte – dass die Leute anfingen zu raufen, dass sie etwas spielen, wo die Menschen mitschunkeln können – zum Beispiel den Ententanz. Von da an gab es viel weniger Raufereien.

Haben Sie einen Tipp: Was muss ein Wiesnwirt unbedingt können?

Ein Wiesnwirt muss einen finanziellen und geschäftlichen Hintergrund haben, man muss bekannt und bewährt sein. Wer einen Kiosk an der Corneliusstraße betreibt, kann sich nicht erfolgreich bewerben. Früher musste der Wirt Metzger und die Wirtin Köchin sein. Das Wichtigste für mich waren nicht nur immer die Gäste, sondern vor allem auch die Mitarbeiter. Die muss man pflegen und unterstützen. Im Löwenbräuzelt hatten wir 6000 Gäste und 2700 Gäste im Biergarten und die wollen, wenn es losgeht, ein Bier. Die Wiesn startet mit einem Kanonenschlag und dann geht es los.

Was wünschen Sie sich für die Wiesn 2023?

Eine sichere Wiesn! Ich kann nur sagen, dass die Stadt mit dem Kreisverwaltungsreferat und der Polizei sehr viel überwachen und für einen hohen Sicherheitsstandard sorgen. Ich wünsche mir, dass die Sicherheitsauflagen etwas zurückgefahren werden. (Das Interview führte Bodo-Klaus Eidmann)

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