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München rüstet sich für die Corona-Wiesn: „Von anderen Volksfesten wissen wir ...“

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Beim Münchner Oktoberfest rechnen Experten mit einer steigenden Corona-Inzidenz. Doch auch für eine weiteren Virus könnte die Wiesn ein neuer Infektionsherd sein.

München - Die Corona-Lage in München scheint sich zu beruhigen. Für den Montag (12. September) meldete das Robert Koch-Institut 1.015 neue Corona-Fälle und acht weitere Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz betrug gestern 175,7. „Insbesondere die Anzahl an schwer kranken Covid-19-Patienten in den Kliniken ist niedrig und nimmt nicht zu“, ordnet der Münchner Corona-Experte Privatdozent Dr. Christoph Spinner ein. Eine Momentaufnahme, denn durch die Wiesn vermutet der Infektiologe und Pandemiebeauftragte des Uni-Klinikums rechts der Isar eine Veränderung.

„Das Oktoberfest wird sehr wahrscheinlich zu einer Steigerung der Infektionsinzidenz führen“, sagt Dr. Spinner unserer Zeitung. „Von anderen Volksfesten wissen wir, dass ein Anstieg um das Zwei- bis Dreifache erwartet werden kann.“ Die gute Nachricht: Im Zusammenhang mit anderen bayerischen Volksfesten wird bisher nicht von einer relevanten Zunahme schwerer Covid-19-Verläufe berichtet. Spinner rechnet damit, dass die Immunkompetenz in der Bevölkerung durch die Impfung und Genesung zwischenzeitlich deutlich gestiegen sei.

Nach zwei Jahren Zwangspause heißt es beim Oktoberfest endlich wieder: „O‘zapft is!“ – Corona-Regeln, Termine, Straßensperrungen: Alle Infos zur Wiesn 2022 in München.

Oktoberfest 2022: Stadt wirbt vor der Wiesn für Impfungen

Um die Folgen in Sachen Corona möglichst gering zu halten, werben die Stadt ebenso wie Bund und Land dafür, zum Impfen zu gehen und insbesondere den Impfschutz durch eine Boosterimpfung aufzufrischen. Neben einer Werbekampagne an öffentlichen Plätzen wurden alle Alten- und Pflegeheime sowie alle Alten- und Servicezentren vom Gesundheitsreferat telefonisch kontaktiert, um sie auf die mobilen Impfteams aufmerksam zu machen.

Zwei Jahre Zwangspause: Ob es 2022 eine Wiens gibt, ist bislang offen.
Das Oktoberfest vor der Corona-Zwangspause. Experten rechnen mit einem Anstieg der Infektionszahlen auf der Wiesn 2022. (Archivfoto) © Achim Frank Schmidt

Die Entwicklungen auf der Wiesn hat der Stab für Außergewöhnliche Ereignisse im Auge. Er wurde im Frühjahr 2020 wegen Covid-19 gebildet und besteht weiter. „Darüber hinaus gibt es während des Oktoberfestes eine Koordinierungsrunde, die unabhängig von Corona täglich die Lage auf der Wiesn beurteilt“, teilt das Gesundheitsreferat auf Nachfrage mit. Notwendige Entscheidungen werden hier in enger Kooperation mit den beiden sogenannten Krankenhauskoordinatoren für München getroffen. Deren Befugnisse sind begrenzt: „Behördliche Auflagen, wie etwa Zugangsbeschränkungen und verpflichtende Hygienekonzepte sind nach derzeitiger Gesetzeslage nicht möglich.“ Besucher des Oktoberfests müssen am Eingang der Wiesn trotzdem mit bestimmten Einlass-Regeln rechnen.

Infektionswelle auf der Wiesn: Neben Corona auch Influenza auf dem Radar

Und das spielt nicht nur für das Coronavirus eine Rolle – sondern auch für die Grippe. „Die Influenza-Aktivität ist in der aktuellen Meldung der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI niedrig. Dennoch kann mit Blick aufs Oktoberfest, insbesondere für Risikopersonen, eine Impfung sinnvoll sein“, sagt Spinner. Das Gesundheitsreferat schließt nicht aus, dass die saisonale Influenzawelle 2022/23 entsprechend heftiger ausfallen werde als 2021/22, also auch mit hohen Fallzahlen und einer dann erheblichen Belastung der medizinischen Versorgungssysteme.

Hintergründe für die größere Grippe-Gefahr sind laut Gesundheitsreferat zunehmende Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen und fehlende natürliche Boosterung durch das Ausfallen der vergangenen beiden Grippesaisons. Neben der Impfung hilft es, sich an die bekannten AHA-Regeln zu halten.

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