Markus trägt die Verantwortung - Der Richtmeister erzählt von den Schwierigkeiten beim Zeltaufbau

In unserer großen Oktoberfest-Serie erfahren Sie die Comeback-Geschichten der Mitarbeiter auf der Wiesn. Heute berichtet Richtmeister Markus Schlawe.
Wer einmal ein Wiesn-Zelt auf- und abgebaut hat, weiß, wie anstrengend das ist. Gleiches gilt für die Bedienungen auf dem Oktoberfest. Umso erstaunlicher ist die Geschichte von Markus Schlawe (50). Etwa zehn Jahre lang machte der Münchner beides.
„Wie ich das hingekriegt habe, weiß ich bis heute nicht“, sagt er und lacht. Seinen Ruf hat er in jedem Fall weg, und eine Menge Respekt dafür bekommen. Ab Juni half der gelernte Zimmerer beim Aufbau mit, während der Wiesn schleppte er zwei Wochen Krüge durchs Zelt, um anschließend sechs Wochen wieder abzubauen. Schlawe macht einen sportlichen Eindruck. Dazu kommt sein Ehrgeiz. Vor allem aber hat der 50-Jährige Spaß bei dem, was er auf der Theresienwiese tut.
Seit 2017 lässt Schlawe das Bedienen während des Oktoberfests sein. Dafür hat er 2018 die Aufgabe als Richtmeister der Ochsenbraterei übernommen. Er trägt die Verantwortung – von allem, was mit dem Zelt, dem Auf- und Abbau sowohl Innen als auch Außen zu tun hat. Während die Wiesn läuft, springt er heute nur noch ein, wenn Not am Mann ist. Ansonsten bereitet der Richtmeister den Abbau vor.
Wiesn: Schwierigkeiten beim Zeltaufbau
Die aufregendste Zeit ist dann schon rum. Das erste Mal halten die Zeltaufbauer ganz zu Beginn die Luft an, wenn die Binder angebracht werden. Für zwei Kranfahrer bedeutet das Feinstarbeit. „Wenn ein Binder reißt, dann war es das“, sagt Schlawe. Ersatz sei in der Kürze der Zeit nur schwer zu bekommen. Erleichterung herrscht bei ihm zudem, wenn alle Höhenarbeiten abgeschlossen sind und Feuerwehr sowie TÜV das Zelt abgenommen haben.
Bis das so weit ist, heißt es für Schlawe und sein zehnköpfiges Team aber noch mal ranklotzen. Die Schwierigkeit ist heuer, dass aus der alten Mannschaft nur drei Mitarbeiter übrig sind. Der Rest ist neu, muss sich erst reinfinden. „Das macht das Ganze sehr kompliziert, zudem haben wir über die vergangenen zweieinhalb Jahre auch einfach vieles vergessen“, gesteht er.
Doch für Schlawe ist klar: Schweiß und Aufwand lohnen sich. Der schönste Augenblick ist für ihn am Eröffnungssamstag. Am Abend zwischen 21 und 22 Uhr steht er mit der Wirtsfamilie Haberl oben auf der Empore und sagt: „Wir haben es geschafft!“ Wenn man dann sehe, wie die Leute unten feiern, sei das ein schöner Anblick.
Oktoberfest: Schlawe fehlt an manchen Stellen die Wertschätzung
Ohnehin ist die Wiesn für den Münchner eine emotionale Geschichte. Die Zusammengehörigkeit spielt dabei eine große Rolle. „Hier arbeiten alle Gewerke zusammen – und das ist genau das, was die Wiesn ausmacht“, sagt Schlawe. Wenn in kürzester Zeit das Extremste aufgestellt werden müsse ... Vor allem vonseiten der Politik fehlt Schlawe dafür die nötige Wertschätzung.
Jedes Jahr aufs Neue kommt er ins Grübeln, ob er sich den Stress im nächsten Sommer wieder antun soll. Immerhin verliert er in der Zeit bis zu zehn Kilo und fällt nach Ende des Abbaus erst mal in ein emotionales Loch. „Im November fahre ich eine Woche nach Sylt in den Urlaub und gehe anschließend im Wald arbeiten – da lade ich die Akkus wieder auf.“ Spätestens an Weihnachten kommt die Lust auf die Wiesn dann wieder.