Muss die Wiesn modernisiert werden? Umfrage zeigt, was vor allem viele Frauen stört
Ist das Oktoberfest zu altmodisch, viele Bräuche antiquiert? Eine Umfrage legt nahe, dass viele Deutsche so denken – zeigt aber auch, was ihnen an der Wiesn gefällt.
München – Eingefleischte Fans der Wiesn wissen Bescheid. Für Laien aber nochmal das Dirndl-Schleifen-Einmaleins zur Erinnerung:
- Eine links gebundene Schleife bedeutet, dass die Person Single ist.
- Wer die Schleife rechts bindet, gilt als vergeben – ursprünglich als verheiratet.
- Eine mittige Schleife heißt, dass die Person verwitwet ist oder kellnert. Auch Kinder tragen die Dirndl in der Regel hinten.
So weit, so gut. Wo aber bleibt das Erkennungszeichen über den Beziehungsstatus bei Lederhosen-Trägern? Für Männer gibt es keine Knöpfe, die an bestimmten Stellen angebracht werden, um anderen Personen Auskunft, darüber zu geben, ob man vergeben, single oder verwitwet ist.
Umfrage zum Oktoberfest: „Einige Traditionen verstärken veraltete Geschlechterrollen“
Die Tradition der Schleifenbindung dreht sich ums Geschlecht, wie auch andere Oktoberfest-Bräuche. Eine von der Dating-App Bumble in Auftrag gegebene Umfrage kommt nun zu dem Ergebnis, dass eine große Mehrheit (74 Prozent) der diesjährigen Oktoberfestbesucherinnen und -besucher zustimmt, dass „einige der Traditionen veraltete Geschlechterrollen verstärken“. Wie das Beispiel, dass Frauen ihren Beziehungsstatus durch ihre Schürzenschleife anzeigen, während es für Männer keine vergleichbare Kleiderordnung gibt.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov. Der Gesamtumfang der Stichprobe beträgt 2128 Erwachsene. Die Umfrage wurde zwischen dem 1. und 5. September online durchgeführt. Die Zahlen wurden gewichtet und seien repräsentativ für alle deutschen Erwachsenen (ab 18 Jahren), teilte eine Bumble-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion mit.
Jede zweite Frau findet Wiesn-Kultur sexistisch oder nicht gleichberechtigt
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der befragten Gen-Z- und Millennial-Frauen im Alter von 18 bis 34 Jahren würde demnach noch einen Schritt weiter gehen. Sie beschreiben die Kultur auf dem Oktoberfest als sexistisch und nicht gleichberechtigt. Gen Z beschreibt die Generation, die zwischen 1997 und 2012 geboren ist. Millennials meint Menschen, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden.
2022 entbrannte eine lebhafte Sexismus-Debatte um den Ballermann-Hit „Layla“. Kritikerinnen und Kritiker warfen den Machern des Lieds vor, mit „sie ist schöner, jünger, geiler“ eine sexistische, frauenfeindliche Zeile geschaffen zu haben. Die „Layla“-Macher wiesen das von sich. Die Meinungen über das Lied hätten nicht unterschiedlicher sein können. Zeitweise verboten Betreiberinnen und Betreiber mancher Volksfeste das Lied.
Auch dazu wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage befragt. Während viele die Musik einfach nur lustig finden, „haben jüngere Generationen zwischen 18 und 34 Jahren eine differenzierte Sichtweise“, so heißt es aus der Umfrage. Das Ergebnis: Fast jede zweite Frau (48 Prozent) der Gen Z und Millennials fühlt sich unwohl, wenn Musik mit sexistischen oder erniedrigenden Texten spielt. 49 Prozent würde es bevorzugen, weniger davon auf dem Oktoberfest zu hören. Hier stimmt ihnen derselbe Anteil der Männer dieser Altersgruppe zu, so das Ergebnis der Umfrage.
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Was die Deutschen am Oktoberfest lieben
Die Umfrage zeigt aber auch auf, was den Deutschen am traditionsreichen Oktoberfest gefällt. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gibt an, dass die Wiesn ein wichtiger Teil der deutschen Kultur ist – erwartungsgemäß sei dieser Anteil in Bayern noch höher, mit 63 Prozent, so Bumble.
Die Zahlen zeigen, dass neben Bier das regionale Essen, die traditionellen Outfits und die ritualisierte Eröffnung mit dem bekannten „O´zapft is!“-Ausruf samt Fassanstich, die beliebtesten Oktoberfesttraditionen sind.