Seit 2017 lässt Schlawe das Bedienen während des Oktoberfests sein. Dafür hat er 2018 die Aufgabe als Richtmeister der Ochsenbraterei übernommen. Er trägt die Verantwortung – von allem, was mit dem Zelt, dem Auf- und Abbau sowohl innen als auch außen zu tun hat. Während die Wiesn läuft, springt er heute nur noch ein, wenn Not am Mann ist. Ansonsten bereitet der Richtmeister den Abbau vor.
Die aufregendste Zeit ist dann schon rum. Das erste Mal halten die Zeltaufbauer ganz zu Beginn die Luft an, wenn die Binder angebracht werden. Für zwei Kranfahrer bedeutet das Feinstarbeit. „Wenn ein Binder reißt, dann war es das“, sagt Schlawe. Ersatz sei in der Kürze der Zeit nur schwer zu bekommen. Erleichterung herrscht bei ihm zudem, wenn alle Höhenarbeiten abgeschlossen sind und Feuerwehr sowie TÜV das Zelt abgenommen haben.
Bis das so weit ist, heißt es für Schlawe und sein zehnköpfiges Team aber noch mal ranklotzen. Die Schwierigkeit ist heuer, dass aus der alten Mannschaft nur drei Mitarbeiter übrig sind. Der Rest ist neu, muss sich erst reinfinden. „Das macht das Ganze sehr kompliziert, zudem haben wir über die vergangenen zweieinhalb Jahre auch einfach vieles vergessen“, gesteht er.
Doch für Schlawe ist klar: Schweiß und Aufwand lohnen sich. Der schönste Augenblick ist für ihn am Eröffnungssamstag. Am Abend zwischen 21 und 22 Uhr steht er mit der Wirtsfamilie Haberl oben auf der Empore und sagt: „Wir haben es geschafft!“ Wenn man dann sehe, wie die Leute unten feiern, sei das ein schöner Anblick.
Ohnehin ist die Wiesn für den Münchner eine emotionale Geschichte. Die Zusammenhörigkeit spielt dabei eine große Rolle. „Hier arbeiten alle Gewerke zusammen – und das ist genau das, was die Wiesn ausmacht“, sagt Schlawe. Wenn in kürzester Zeit das Extremste aufgestellt werden müsse ... Vor allem vonseiten der Politik fehlt Schlawe dafür die nötige Wertschätzung.
Jedes Jahr aufs Neue kommt er ins Grübeln, ob er sich den Stress im nächsten Sommer wieder antun soll. Immerhin verliert er in der Zeit bis zu zehn Kilo und fällt nach Ende des Abbaus erst mal in ein emotionales Loch. „Im November fahre ich eine Woche nach Sylt in den Urlaub und gehe anschließend im Wald arbeiten – da lade ich die Akkus wieder auf.“ Spätestens an Weihnachten kommt die Lust auf die Wiesn dann wieder.
Wirtin Antje Haberl hat heuer erstmals als Co-Wirt ihren Sohn Luis an ihrer Seite. Die Familie, die seit 41 Jahren in der Ochsenbraterei bewirtet, führt damit Schritt für Schritt die dritte Generation ein.
Antje Haberl betreibt neben dem traditionellen Zelt auf dem Oktoberfest auch noch unter anderem die Kugler Alm, den Biergarten am Chinesischen Turm, den Biergarten zum Flaucher sowie den Taxisgarten, Hopfengarten und den Michaeligarten.
Bierpreise in der Ochensbraterei | 13,50 Euro |
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Brauerei | Spaten |
Halbes Hendl | 14,20 Euro |
Schmankerl | Ochsenbraten an Rotweinsoße mit Kartoffelsalat aus Bio-Kartoffeln (19,20 Euro) |
Günstig essen | Montag bis Freitag (11 bis 16 Uhr, außer am 3. Oktober) verschiedene Gerichte zu 12,50 Euro; Für die Kleinen: zwei Strohschwein-Würstl mit Kartoffelpüree oder Spätzle mit Ochsensoße (4,20 Euro) |
Sitzplätze | 5995 innen und 1646 im Garten |
Raucher | speziell überdachter Außenbereich mit Wiedereinlass |
Musik | die Festkapelle Mathias Achatz spielt ganztägig im Zelt |
Das Besondere | Veganes, zum Beispiel Schwammerlgulasch mit Pulled auf Erbsen-Basis und Kartoffelknödel von Starkoch Sebastian Copien (15,80 Euro) |
Die Wiesn 2022 findet nach zwei Corona-Zwangspausen heuer wieder statt. Im Vorfeld sorgte der Bierpreis für Diskussionen. In allen Festzelten gibt es eine deftige Erhöhung – hier der große Überblick zum Oktoberfest-Bierpreis 2022.
Die Münchner Ferienunterkünfte zur Wiesn-Zeit sind rar – und teurer als je zuvor. Wo Sie während des Oktoberfests 2022 trotzdem günstig übernachten können.