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Kommt Wiesn-Verbot für umstrittenen Schlager-Hit „Layla“? – Erste Wirte positionieren sich

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Ob Oktoberfest-Besucher in wenigen Wochen den Schlager-Hit „Layla“ im Bierzelt grölen? In München nimmt die Debatte Fahrt auf.

München – Sogar den Bundesjustizminister treibt „Layla“ inzwischen um. „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden“, twitterte Marco Buschmann (FDP). „Sie behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.“ Über den Schlager-Hit von DJ Robin und Schürze diskutiert derzeit ganz Deutschland.

Debatte um „Layla“: Schlager-Hit bei Volksfest in Bayern verboten

Im Text zu „Layla“ heißt es unter anderem: „Ich hab‘ nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler.“ Im weiteren Verlauf wird die Protagonistin als „Luder“ mit „geiler Figur“ bezeichnet. Ein Mann in High Heels und Mini-Rock, der eine blonde Perücke trägt, ist die Hauptfigur im zugehörigen Video.

Die Stadt Würzburg hat inzwischen durchgegriffen. „Layla“ darf beim Kiliani-Volksfest in der Frankenstadt seit wenigen Tagen nicht mehr ertönen. Bei städtischen Veranstaltungen seien sexistische oder rassistische Liedtexte unpassend, erklärte Uwe Kiliani - bei der Stadt Würzburg zuständig für die Austragung des Volksfests - gegenüber dem Bayerischen Rundfunk (BR): „Deswegen ist die Entscheidung nur konsequent.“ Auf Videos in sozialen Netzwerken ist allerdings zu sehen, wie Bierzeltbesucher den eingängigen Refrain weiterhin grölen.

„Layla“-Verbot auf dem Oktoberfest? Erste Reaktionen aus München

Experten pflichteten bei, der Inhalt des Schlager-Hits sei eindeutig sexistisch. Gegenwind für das Würzburger „Layla“-Verbot kam allerdings nicht nur vom Bundesjustizminister. Rena Schimmer (Junge Union) kritisierte die Entscheidung: „Für mich ist das subjektiv kein Sexismus, dementsprechend habe ich kein Problem damit“, gab die Würzburger Stadträtin zu Protokoll. Auch „Layla“-Interpret DJ Robin gab sich irritiert, die Bayern sind gespalten. Ob „Layla“ nach all der Aufregung auf dem Oktoberfest ertönen darf? Wir haben Münchner Stadträte um ihre Einschätzung gebeten.

„Ich halte dieses Lied für eindeutig sexistisch, ich will es auf der Wiesn nicht hören. Dieses Lied thematisiert äußerst unangemessen das Thema Prostitution. Wer sich damit auseinandersetzt, weiß, wie viel Gewalt, Zwang und Ausbeutung damit einhergeht“, positioniert sich Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Die Grünen/Rosa Liste) eindeutig. Sie appelliert an die Wiesn-Wirte, das Lied aus dem Repertoire ihrer Kapellen zu streichen. Berger weiter: „Eine erste Reaktion zeigt bereits, dass die Wirte da auch Problembewusstsein haben.“

Schlager-Hit „zum Fremdschämen“: Stadträte teilen ihre Sicht der Dinge

Ein „Layla“-Verbot auf dem Oktoberfest lehnt Thomas Schmid ab, wenngleich er das Lied „persönlich zum Fremdschämen“ findet. „Wir brauchen auf der Wiesn keine Musik-Polizei“, heißt es vonseiten des CSU-Stadtrats. Tobias Ruff (ÖDP) lenkt die Debatte eher auf eine generelle Entwicklung: „Wir finden es sehr schade, dass wir diese Diskussion überhaupt führen müssen, ob dieser sexistische Text in Ordnung ist. Wenn niemand solche Lieder hören wollen würde, gäbe es für die Musikindustrie keine Motivation mehr diese zu produzieren.“ Als Politiker müsse man sich fragen, warum es nicht gelungen sei, „Werte der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung“ in alle Teile der Gesellschaft zu transportieren.

Kann die Debatte um „Layla“ auch etwas Gutes haben? Immerhin diesbezüglich gibt sich ÖDP-Mann Ruff optimistisch: „Ich hoffe, dass die Diskussion um den Text und der Text selbst jetzt bei vielen zum Nachdenken anregt und die Normen und Werte nachhaltig in der Gesellschaft ankommen.“

Wiesn-Kapellen werden „Layla“ bei Verbot nicht spielen

Und was sagen die Wiesn-Kapellen dazu? Günter Pilzweger von der Kapelle „Die Heldensteiner“ (Löwenbräuzelt) verweist auf Lieder wie „Skandal im Sperrbezirk“, die mit ähnlichen Inhalten auch auf der Wiesn gespielt würden. „Der Text ist in meinen Augen im Vergleich zu den nackten Personen in TV-Formaten das kleinere Übel.“ Wenn die Wirtin als seine Arbeitgeberin das Lied im Zelt aber nicht wolle, halte er sich daran. Er könne sich vorstellen, dass die Gäste das Lied ohnehin auch ohne die Kapelle im Zelt singen werden und es zum Wiesn-Hit werde.

Ähnlich sieht es auch Walter Bankhammer mit seiner Band „Die Niederalmer“, die im Schützenfestzelt spielen. Er würde sich an ein Verbot halten, sagt aber: „Wenn man es verbietet, wollen es die Gäste umso mehr. Man muss das locker sehen, als Gaudi.“ Christian Sachs, Chef der „Oktoberfestkapelle Schwarzfischer“ erzählt derweil, man habe bereits mit dem Wirt vereinbart, dass das Lied bei ihm im Schottenhamelzelt nicht gespielt werde. Und auch bei Peter Inselkammer im Armbrustschützenzelt wird „Layla“ nicht laufen. Nach Informationen der BILD hat sich Inselkammer in der WhatsApp-Gruppe der Wirte seinem Kollegen Christian Schottenhamel hinsichtlich der Entscheidung angeschlossen.

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