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Söder nicht bayerisch genug? München-Promi nimmt sich bei Wiesn-Loblied auch alle Gegner vor

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Tom von der Isar und Moses Wolff im Jahr 2020 im Bachmaier Hofbräu. Der Kabarettist Wolff ist glühender Fan des Oktoberfests. © Steffi Adam / Future Image / Imago

Der Münchner Kabarettist Moses Wolff sieht das Oktoberfest als Ort der Verbrüderung und freut sich in diesem Jahr besonders auf die erste Mass.

München - Die Welt ist gespalten. Die Rede ist nicht von Parteizugehörigkeiten oder religiösen Weltanschauungen, hier geht es um die wirklich wichtigen Themen: Die Welt teilt sich in glühende Wiesn-Fans und Menschen, die mit dem Oktoberfest so gar nichts anzufangen wissen. Doch wie soll man Wiesn-Muffeln den Zauber des Oktoberfests vermitteln? Der Münchner Kabarettist und Schauspieler Moses Wolff versucht es in seiner Kolumne in der Onlinezeitung In München - und schafft damit gleichzeitig eine schöne Hommage an das größte Volksfest der Welt.

Kabarettist zum Oktoberfest-Comeback: „Werde minutenlang fassungslos vor meiner ersten Maß sitzen“

Der Geruch von gebrannten Mandeln liegt in der Luft, von irgendwo hallt ein begeistertes Kreischen aus einem Fahrgeschäft. Egal ob Zuagroaste oder Einheimische: alle sind in ihre schönste Tracht gehüllt - und das kühle Bier schmeckt noch ein bisschen besser als sonst. So oder so ähnlich sehen Wiesn-Fans wohl die sogenannte „fünfte Jahreszeit“. Der Kabarettist Moses Wolff gibt sogar zu, traditionellerweise beim Zapfenstreich zu weinen. Doch nach zwei Jahren ohne Wiesn, könnten bei ihm wohl in diesem Jahr auch schon beim Anstich am 17. September ein paar Tränen kullern.

Nach der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie kommt dem ersten Bier auf dem Oktoberfest in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. „Ich werde vermutlich minutenlang fassungslos vor meiner ersten Maß sitzen, ohne davon zu trinken, weil ich es einfach nicht glauben kann“, schrieb Wolff am Dienstag in seiner Kolumne in der In München. „Dann nehme ich den ersten Schluck und – das kann ich nicht oft genug betonen – augenblicklich wird jahrhundertealtes Urwissen in mich hineinfließen“, setzt Wolff seine Erwartungen besonders hoch an. Andere hätten wohl vermutet, dass mit jedem Schluck Bier eher Unwissen in die Wiesn-Besucher fließt, doch nicht so der bayerische Kabarettist, der meint: „Oktoberfestbier reinigt die Seele, befreit von Sorgen, Ängsten und Trübsinn“.

Kabarettist Wolff an Wiesn-Gegner: „Liebe Unkenrufer, Empörer und Berufseingeschnappte...“

Das Oktoberfestbier fördere obendrein den Übermut, meint Moses Wolff, sowie die Freude am Schmusen und die Zufriedenheit. „Außerdem werden durch den ungezügelten Genuss dieses kostbaren Getränkes Glückshormone ausgeschüttet, beispielsweise Serotonin. Hierdurch wird der Mensch sowohl gelassen als auch euphorisch – eine großartige Mischung!“, schrieb der Bayer, der mit seiner Begeisterung vielleicht den ein oder anderen Wiesn-Gegner überzeugen könnte.

An die Kritiker gerichtet sagte der Schauspieler versöhnlich: „Liebe Unkenrufer, Empörer und Berufseingeschnappte: gönnt uns doch bitte diese paar Tage.“ Für den Kabarettisten ist das Oktoberfest nicht nur das größte, sondern auch das schönste Volksfest der Welt - und das aus gutem Grund: „Es gibt meines Wissens keinen Ort auf der Welt, an dem sich einige hunderttausend Leute gleichzeitig in jener mystischen Hochstimmung befinden.“

Münchner Kabarettist findet Markus Söder auf dem Oktoberfest nicht bayerisch genug

Die Wiesn sei außerdem ein Ort der „Verbrüderung und Verschwesterung“, findet Moses Wolff. Gerne würde der Komiker sehen, wie der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder von der CSU beim Oktoberfest „Arm in Arm beisammensäßen“ und scherzten. Der in München geborene Moses Wolff ist offenbar so bayerisch, dass er selbst bei Söder noch Nachbesserungsbedarf sieht. Der bayerische Ministerpräsident ist Kritik durchaus gewohnt, doch die Liebe zu seiner Heimat hat bislang wohl kaum jemand infrage gestellt. Eher erntete der CSU-Politiker für seine Bayern-Liebe Häme, etwa als er während des diesjährigen G7-Gipfels in Deutschland Politikgrößen wie den US-Präsidenten Joe Biden mit bayerischen Bräuchen empfangen ließ und ihm noch dazu einen Rucksack voller bayerischer Leckereien übergab.

Doch Söders Verhalten am Oktoberfest war aus Sicht des Schauspielers und Kabarettisten bislang nicht bayerisch genug. Dem Ministerpräsidenten würde Wolff in diesem Jahr deshalb raten, kein „kalorienfreies amerikanisches Koffeinkracherl“ zu trinken, sondern endlich „charaktervoll und glaubhaft zeigen, dass er dazu steht, Bayer zu sein. Bei jedem Schluck Wiesnbier wirkte er ehrlicher und authentischer, sogar Ansätze von Humanismus und Milde wären in seinem Antlitz erkennbar.“ Vielleicht wagt sich nach dieser Wiesn-Hommage von Wolff in diesem Jahr auch der ein oder andere Oktoberfest-Muffel einmal auf die Theresienwiese. In diesem Sinne: Auf eine friedliche Wiesn!

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