Nach intensiver Debatte um „Layla“: Welcher Song wird DER Wiesn-Hit 2022?
Ballermann-Hit „Layla“ oder doch der Klassiker „Hulapalu“? Welcher Song lässt die Besucher auf der Bierbank tanzen und wird zum neuen Wiesn-Hit 2022?
München – Die Wiesn steht kurz vor der Tür, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, damit in knapp zwei Monaten alles für die Besuchermassen bereit ist. Ein abendlicher Abstecher im Bierzelt wird dabei für viele zum Pflicht-Programm gehören. Im Vorfeld stellt sich die Frage: Welcher Song wird dieses Jahr die Massen am meisten mitreißen und die Bierzeltbretter zum Beben bringen? Wir haben uns unter den Wiesn-Musikern umgehört und sie gefragt, welches Lied ihrer Meinung nach DER Wiesn-Hit 2022 werden wird.
Wiesn-Hit 2022: Gema-Listen prognostizieren gute Chancen für „Hulapalu“
Hinweise darauf, welcher Song die Chance hat, der erste Oktoberfest-Hit nach der dreijährigen Zwangspause zu werden, könnte ein Blick auf die Wiesn-Hitliste der Musik-Verwertungsgesellschaft GEMA der vergangenen Jahre liefern. Anhand der von den Partybands gemeldeten Titellisten stellt sie fest, welche Lieder auf der vergangenen Wiesn am häufigsten gespielt wurden. 2017 und 2018 setzte sie zum wiederholten Mal das allseits bekannte „Prosit der Gemütlichkeit“ auf Platz eins.
2019 führte die GEMA das Traditionslied nicht mehr in ihrer Liste auf, wodurch sich Schlagerstar Andreas Gabalier mit „Hulapalu“ den ersten Platz sichern konnte. Erst Anfang August bewies er wieder einmal, dass er mit seinen Songs die Massen begeistern kann - über 100.000 Fans strömten auf das Münchner Messe-Freigelände, um den Österreicher live zu sehen.

Sexismus oder Huldigung? An „Layla“ scheiden sich die Geister
Kaum zu ignorieren ist die aktuelle Debatte um den Ballerman-Hit „Layla“. Bezeichnend: Die beliebteste Wiesn-Playlist auf der Musikstreaming-Plattform Spotify setzt den Song an oberste Stelle, noch vor Gabaliers „Hulapalu“. Auch in den deutschen Charts mischt der Song ganz oben mit. Trotzdem wird über den Schlagerhit des Künstler-Duos DJ Robin & Schürze seit Wochen hitzig diskutiert.
Kritiker argumentieren, Songzeilen wie „Ich hab‘ nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler“ und die Bezeichnung der Protagonistin als „Luder“ seien eindeutig sexistisch. Die Künstler selbst sehen ihren Song vielmehr als eine Art Huldigung aller „Puffmamas“.
Politik reagiert mit Verboten
Unbeeindruckt von dieser Position zeigten sich die Veranstalter des Kiliani-Volksfests in Würzburg und der Kirmes Düsseldorf. Sie untersagten das Abspielen des Songs kurzerhand komplett. Schnell wurde aber deutlich, dass sich die Maßnahme eher kontraproduktiv auswirkt. Immer wieder stimmten die Bierzeltbesucher „Layla“ an und gaben den verbotenen Song a cappella zum Besten.
Einige Münchner Stadträte bezogen aber bereits Stellung und sprachen sich teils für ein generelles „Layla“-Verbot aus. Für Joe Wilhelm von „Joes Wiesn Band“ eine fatale Entwicklung, wie er gegenüber tz.de klarstellt: „Die Politik mischt sich in die Musik ein. Das ist ganz falsch.“ Trotzdem zeigt er sich, ebenso wie seine Musiker-Kollegen kompromissbereit: Sollte ein Wirt den Song in seinem Zelt verbieten, würden die Künstler dies natürlich berücksichtigen. Einige Wiesn-Wirte haben sich bereits jetzt klar für ein „Layla“-Verbot in ihrem Zelt ausgesprochen.
„Der geht ins Ohr und bleibt im Kopf“ - Prognosen der Oktoberfest-Musiker
Wenn jemand eine realistische Prognose aufstellen kann, welcher Song der Wiesn-Hit 2022 werden könnte, dann wohl die Wiesn-Musiker selbst.
Thomas Schmitt von den „Frankenbengeln“ ist sich sicher: Angeheizt durch die aktuelle Debatte wird „Layla“ das Rennen machen. Aber auch „Hulapalu“ und „Cordula Grün“ rechnet er gute Chancen aus. Er ist überzeugt, „die aktuelle Feminismus-Welle [im Zuge der „Layla“-Debatte], pusht Songtitel, die Frauennamen enthalten.“
Leadsänger Wilhelm von „Joe´s Wiesn Band“ mag es da eher traditionell: „Die ganzen Klassiker sind sowieso immer angesagt.“ Außerdem herrschte in den letzten zwei Jahren quasi Stillstand: Es erschienen kaum wiesntaugliche Songs und wenn doch, konnten sie bisher kaum auf den Volksfesten der Republik getestet werden, so Wilhelm. Kultsongs wie Robbie Williams „Angels“ kommen immer gut an. Aber auch „Skandal im Sperrbezirk“ und „Narcotic“ hätten gute Chancen der neue Wiesn-Hit zu werden. Wenn er sich entscheiden müsste, würde aber vermutlich Schlagersängerin Helene Fischer mit „Atemlos“ das Rennen machen. Erst vor wenigen Tagen spielte sie vor 130.000 Zuschauern in München auf dem Messegelände Riem.
Nicht ganz unvoreingenommen ist Leadsänger Gerry Grass vom Königlich Bayrischen Vollgasorchester. Die Partyband veröffentlichte erst im Juli ihren eigenen Oktoberfest-Song „Wiesn, i steh auf di“. Grass ist überzeugt: „Der geht ins Ohr und bleibt im Kopf!“ Und wird so vielleicht zum neuen Wiesn-Hit 2022. (mlh)