Oktoberfestplakat 2017: Fans durften erstmals mitbestimmen

Heuer gab es erstmals ein Online-Voting zum Oktoberfestplakat 2017. Der Sieg überrascht, denn der Entwurf unterscheidet sich in einem prägnanten Punkt von der Konkurrenz.
München - Gedeckte Farben triumphierten beim Wettbewerb um das Oktoberfestplakat 2017 über grell-bunte. Unter zahlreichen Einsendungen wurde das eher schlichte Motiv zweier Nürnberger Designstudenten ausgewählt, um heuer die Wiesn auf rund 10.000 Plakaten, Oktoberfestartikeln und im Internet zu repräsentieren.
Oktoberfestplakat 2017: Sieger-Motiv besticht mit prägnanter Schlichtheit
Neben anderen Einsendungen wirkt es beinahe unscheinbar. Das neue Plakat ist eher zurückhaltend gestaltet. Die prägnantesten Wiesn-Symbole stehen im Fokus: Lebkuchenherz, Brezn, Masskrug, Trachtenhut, Hendl, Edelweiß und das Riesenrad. Der Hintergrund ist himmelblau.
Die Herausforderung der Teilnehmer des Wettbewerbs war es, ein Motiv zu designen, das in vielen verschiedenen Größen funktioniert. Nach Ansicht der Jury erfüllt das Siegerdesign diesen Anspruch. Und so wird es künftig nicht nur auf Plakaten zu sehen sein, sondern, wie die Stadt München mitteilt, ebenso auf T-Shirts, Feuerzeugen und natürlich auf dem offiziellen Oktoberfestkrug. Seit 1978 gibt es jedes Jahr einen Bierkrug zum Sammeln mit dem Motiv des Oktoberfestplakats darauf abgebildet.
Oktoberfestplakat 2017: Design-Studentinnen aus Nürnberg gewinnen Wettbewerb
Eine Besonderheit des Wettbewerbs war dieses Jahr, dass erstmalig jeder, nicht nur ausgewählte Grafik- und Designkünstler, teilnehmen durfte. Seit 1952 schreibt die Landeshauptstadt jedes Jahr einen Wettbewerb für das Oktoberfestplakat-Motiv aus. Zum Jubiläum „65 Jahre Oktoberfest-Plakat“ fand der Wettbewerb erstmals online auf muenchen.de statt.
Insgesamt wurden 143 Plakate hochgeladen, wovon 48 für die Besucher der Seite zur Auswahl standen, um daraus ihre Top 30 zu wählen. Die Begeisterung unter den Usern war groß: Die Seite zum Wettbewerb wurde rund 130.000 mal aufgerufen. Insgesamt wurden 31.919 Stimmen abgegeben. Da das Online-Voting so großen Anklang fand, stellte Bürgermeister Josef Schmid auch für nächstes Jahr eine ähnliche Ausrichtung des Wettbewerbs in Aussicht.
Nach der Vorauswahl entschied eine Fachjury und kürte die beiden Design-Studentinnen Sarah Eigenseher und Hanna Hodžić von der Technischen Hochschule Nürnberg zu den Siegerinnen 2017. Bürgermeister Schmid schwärmte bei muenchen.de von dem Motiv: „Das Plakat hat ein prägnantes Design, ist wunderschön und stilvoll und der helle, freundliche Hintergrund zeigt, wie die Wiesn ist." Besonders gefalle Schmid auch der Spruch auf dem Herzen: O‘zapft is. Unter diesem Motto wird jedes Jahr der Anstich des ersten Wiesn-Bierfasses und somit der Start des Oktoberfests gefeiert.
Oktoberfestplakat 2017: „Wir waren beide noch nie auf dem Oktoberfest“
„Wir haben erst überlegt zwischen ‚I mog di‘, ob wir ‚Oktoberfest‘ reinschreiben und haben uns aber dann letztendlich für ‚O‘zapft is‘ entschieden“, sagt Eigenseher zum Bayerischen Rundfunk (BR)(Video siehe unten). Dabei haben sie gar nicht mit einem Sieg gerechnet. „Wir waren beide noch nie auf dem Oktoberfest“, gibt Hodžić lachend zu. Dennoch gelang es den Studentinnen, die Essenz des größten Volksfestes der Welt mit ihrem Motiv einzufangen.
Die beiden gebürtigen Nürnbergerinnen, Jahrgang 1996, wollten ihre Semesterferien kreativ nutzen. Über Facebook hatten sie vom Wettbewerb erfahren und sich entschlossen, ihr Glück zu versuchen - auch ohne Wiesnerfahrung. Sarah Eigenseher zeichnete die Buchstaben für den Schriftzug und Hanna Hodžić kümmerte sich um den grafischen Teil.
Als die 30 Favoriten-Entwürfe feststanden, kam erneut Unsicherheit bei den Studentinnen auf. Die anderen Entwürfe seien „alle sehr bunt und fröhlich und unseres ist ja eher reduziert und gedeckt in den Farben, deswegen waren wir uns nicht sicher, ob so etwas überhaupt infrage kommen würde“, sagt Eigenseher. Weniger ist eben manchmal mehr und so repräsentiert das Motiv nun weltweit das Oktoberfest. Als Preisgeld erhielten die Gewinnerinnen zusammen 2500 Euro.
Auf dem zweiten Platz landete der Entwurf einer Münchnerin. Auch Lissy Mödls kopfüber in der Achterbahn fahrendes Paar fand sehr guten Anklang bei der Fachjury - bestehend aus Vertretern aus den Branchen Werbung und Design, dem Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) sowie aus verschiedenen Fraktionen des Münchner Stadtrats. Der zweitplatzierte Entwurf wurde mit 1250 Euro prämiert.
Den dritten Platz ergatterte Benjamin Nitsch aus Huglfing im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau. Für sein farbenfrohes Rutschenmotiv bekam der Künstler ein Preisgeld von 500 Euro.
Oktoberfestplakat 2017: Das waren die Motive der vergangenen Jahre
65 Plakate gibt es inzwischen. Sie alle sind kreativ, lustig und vor allem wahre Kunstwerke. Das sind die Plakate der letzten Jahre:

Bürgermeister Josef Schmid präsentiert das Oktoberfestplakat 2016. Ein bisschen erinnert das Motiv der Gewinnerinnen Susanna Schneider und Linda Sophia Schultheis von der Designschule München an den Valentinstag: Ein verliebtes Paar, ein Herz und pinker Hintergrund. Das Herz ist ein beliebtes und immer wiederkehrendes Motiv auf den Plakaten.

Der Sieger-Entwurf im Jahr 2015 kam von Moritz Breitenhuber von der Design-Akademie U5 in München, der sich mit seinem bunten Motiv gegen 13 andere Künstler aus ganz Deutschland durchsetzte. Breitenhuber ist gebürtiger Starnberger und ist in Neuried aufgewachsen.

Dieter Reiter präsentiert das Oktoberfestplakat 2014. Mit einem „Bussi“ erklärt das Plakat die Liebe der Stadt zur Wiesn. Das Pop-Art-Bild von Christa Bichlmeier bezeichnete der damalige Wiesn-Chef Dieter Reiter als „eine Mischung aus Roy Lichtenstein und Andy Warhol“.

Dieter Reiter präsentiert das Oktoberfestplakat 2013. Der 1992 geborene Münchner Kommunikationsdesign-Student an der U5 Akademie Akim Sämmer setzte sich mit seinem psychedelisch anmutenden Entwurf gegen 17 andere Entwürfe durch.

Gabi Weißhäupl, einst Wiesn-Chefin, präsentiert das Siegerplakat. Der Entwurf für das Oktoberfestplakat 2013 stammt von dem Illustrator und Grafiker Björn Maier. Mit seinem Motiv – das Münchner Kindl, das mit typischen Gegenständen des Oktoberfests jongliert – konnte er sich gegen acht Konkurrenten durchsetzen. Das fröhliche Kind als Motiv überrascht nicht, denn Maier illustriert auch Kinderbücher.
laf