„Nee Coletta, so nicht!“: Wiesn-Gäste berichten von ihren schlimmsten Erfahrungen in den großen Festzelten
Teure Preise, überfüllte Zelte: Das sind Besucher der Wiesn gewohnt – und nehmen es billigend in Kauf. Doch zwei Maß für 50 Euro oder kein Einlass wegen des falschen Dirndls? Oktoberfest-Gäste packen aus.
München - Man könnte meinen, das diesjährige Oktoberfest toppt alle Erwartungen: 3,4 Millionen Besucher zählte die Wiesn allein bis zur Halbzeit, und damit mehr als 2022 und im Corona-Vorjahr 2019 zum selben Zeitpunkt. Grund dafür ist wohl auch der strahlende Sonnenschein, der das größte Volksfest der Welt seit Tagen zuverlässig beglückt.
Doch je mehr Gäste kommen, desto verrückter werden auch ihre Erfahrungen in den großen Festhallen: Rausgeschmissen zu werden, wenn die Krüge noch halb voll sind? Kellner, die die Gäste schlagen? Oder 50 Euro für zwei Maß verlangen? In Google-Rezensionen lassen sich so manche Klagen entnehmen – die Leute lassen sich über die tragischsten und kuriosesten – Erlebnisse auf der Wiesn aus.
Pschorr-Bräurosl und Marstall auf der Wiesn: Beschwerden über Musik – „Alle fünf Minuten ein Prosit“
„Dieses Gebaren den Gästen gegenüber ist wirklich unverschämt. Ein Nachbartisch wurde mit über die Hälfte gefüllten Krügen aufgefordert zu gehen!“, beschwert sich ein Besucher über die Pschorr-Bräurosl-Festhalle. „Ich bin immer noch sprachlos. Ich war immer sehr gern in der Bräurosl und finde auch super, dass Josef Menzl dort spielt, aber nach diesem Erlebnis war ich dort zum letzten Mal Gast!“ Einem anderen Rezensenten passte offenbar ebendiese Musik der Kapelle Josef Menzl nicht, die bereits im letzten Jahr für Missmut unter den Gästen der Pschorr-Bräurosl gesorgt hatte: „Es kam keine gute Stimmung auf, die Band hat ständig Pausen gemacht, alle fünf Minuten ein Prosit. Das Essen war auch nicht gut, uns war allen schlecht davon.“

Ein ähnliches Problem zeichnet sich in der Marstall Festhalle ab: „Bis circa 19 Uhr ist es so hell im Zelt, als säße man beim Zahnarzt. Die Band spielt immer wieder wirres Zeug, das niemand kennt. Eine durchgängige Stimmung war erst gegen Ende zu erkennen. Richtig schade.“ Die richtige Musik für alle Geschmäcker zu finden, bleibt also kein leichtes Unterfangen. Doch im Marstall haperte es – nach Meinung eines weiteren Besuchers – noch an etwas anderem: „Schlechter und sehr unaufmerksamer Service Bedienungen sind mit sich selbst beschäftigt oder machen Selfies mit Gästen“.
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Schottenhamel-Festzelt: Sexistische Kommentare, angeblicher Rock-Grabscher und Rausschmiss
Bei einer Geschichte aus dem Schottenhamel bleibt hingegen unklar, ob die Gäste nicht doch zurecht aus dem Zelt geschmissen wurden: „Mein Mann bestellte bei Franzi noch ein Bier und ein Radler, zuvor jedoch fragte sie ihn, „was darf es sein“? Er antwortete zum Spass, ‚eine süsse Schnecke‘!“ Dass die Bedienung diesen sexistischen Kommentar als nicht besonders lustig empfand, ist wohl selbsterklärend. 30 Minuten später musste das Ehepaar jedoch wegen eines anderen Vorwurfs ihren Tisch räumen – denn angeblich hatte besagter Ehemann einer anderen Frau unter den Rock gefasst. „So eine Unterstellung ist wirklich unverschämt! [...] Ich hätte mit dem Chef des SCHOTTENHAMELS sprechen wollen!“, empört sich die Ehefrau. Ob an dem Vorwurf nicht doch etwas dran ist, bleibt ungeklärt.

In einem zweiten Fall im Schottenhamel aus dem Vorjahr war es jedoch offensichtlich der Kellner, der sich den Alkoholpegel der Gäste zunutze machen wollte: „Alle von uns haben andauernd großzügiges Trinkgeld gegeben. Später am Abend dachte der Kellner aber, er könnte uns übern Tisch ziehen und für zwei Maß 50€ verlangen“, berichtet ein Besucher. „Nur war ich noch zu nüchtern um mich veräppeln zu lassen, machte ihn darauf aufmerksam und mir wurde gedroht, dass das die gelbe Karte ist und ich beim nächsten Mal rausfliege“.
Kellner-Allüren in der Fischer Vroni und im Armbrustschützen-Zelt: „Touristen nicht willkommen“
In der Fischer Vroni zeigten ebenfalls gleich mehrere Angestellte Allüren: „Der Kellner brachte Bier an unseren Tisch und als meine Frau versuchte, eines der Biere zu nehmen, die wir bestellt hatten, schlug er ihr auf die Hände.“ Ein anderer Besucher, lediglich zu Gast in München, berichtet in seiner Google-Rezension: „Leider wurden wir nicht in das Zelt gelassen. Stattdessen hat die nette Dame am Eingang uns abgewiesen, da mein Dirndl ihr nicht traditionell genug war. Das wäre ja nicht schlimm, aber die Wortwahl, dass mein Dirndl „eine Beleidigung für ihre Tradition“ war, hat uns auch davon überzeugt, dass hier Touristen nicht willkommen sind.“
Dass Bedienungen ihre Gäste nicht immer mit Freundlichkeit umgarnen, scheint unter den Google-Rezensionen keine Seltenheit zu sein. So auch im Armbrustschützen-Festzelt: „Unsere Bedienung, Coletta, wollte oder konnte uns eine ganze Stunde nicht bedienen, bis wir uns dann alle selber unsere Getränke in der Nachbarbox geholt haben (Acht Maß)“, erzählt ein Gast. Die Bedienung reagierte darauf wenig begeistert: „Sie werde uns ‚rausschmeißen‘ lassen und sie hätte jetzt gerne ein ‚saftiges Trinkgeld‘. Nee Coletta, so nicht!“
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