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Jetzt wird‘s teuer! Wiesn-Gäste sollen für Sicherheit zahlen

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Von: Klaus Vick, Ramona Weise, Nina Bautz

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Die Wiesn (hier etwa in der Bräurosl) könnte teurer werden.
Die Wiesn (hier etwa in der Bräurosl) könnte teurer werden. © Jantz

München - Das wäre ein Paukenschlag: Um das neue Sicherheitskonzept für die Wiesn zu finanzieren, sollen sich die großen Rathaus-Fraktionen darauf geeinigt haben, Besucher noch mehr zur Kasse zu bitten.

Das Oktoberfest wird teurer – an diese Schlagzeile hat man sich gewöhnt. Dieses Mal geht es aber vorerst nicht um den Bierpreis, der im Vorjahr zwischen 10,40 und 10,70 Euro lag, sondern um die Mehrkosten für das aufgrund der Terrorgefahr im Jahr 2016 verschärfte Sicherheitskonzept. Details über das Refinanzierungsmodell stehen noch nicht fest. Auch weil die exakten Zahlen für den Mehraufwand gerade erst aufgeschlüsselt werden.

Aus dem Büro von Bürgermeister und Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) hieß es am Donnerstag, die Kosten für das neue Sicherheitskonzept bewegten sich im mittleren einstelligen Millionenbereich. Unter anderem hatte die Stadt für die Kontrollen an den Zugängen 450 Ordner engagiert, 200 mehr als bisher. Allein diese sollen mit 3,6 Millionen Euro zusätzlich zu Buche geschlagen haben. Schmid hatte schon im Dezember angekündigt, den Mehraufwand umzulegen, weil für das Oktoberfest als freiwillige Leistung der Stadt kein Steuergeld aufgewendet werde.

Bisher reichten die Standgebühren zur Refinanzierung der Gesamtkosten von 5,5 Millionen Euro aus. Doch die Gebühren müssten extrem erhöht werden, weil nach Schätzungen des Wirtschaftsreferats der Aufwand für die Wiesn 2016 auf etwa zehn Millionen Euro nach oben schnellt. Daher wird außer einer Erhöhung der Standgebühren – die Rede ist von 20 Prozent – auch über eine höhere Reservierungsgebühr für Wiesn-Tische und einen teureren Eintritt für die Oide Wiesn diskutiert. Das Büro Schmids, der sich selbst nicht äußern wollte, sowie die Stadtratsfraktionen von CSU und SPD bezeichneten diese Pläne aber als „spekulativ“.

Schmids Sprecher ließ ausrichten: „Wir sind im Stadium der Ideensammlung und weit von einer Entscheidung entfernt.“ Helmut Schmid, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD und früherer Wiesn-Stadtrat, erklärte: „Ich bin stocksauer. Wer immer das verzapft hat, schadet der Sache und der politischen Diskussion.“ Die Gespräche seien noch völlig unausgegoren.

Die Oide Wiesn 2015 war von 568 833 Festgästen besucht worden. Würde man zum Beispiel einen Euro Eintritt mehr verlangen, käme so mehr als eine halbe Million Euro zusammen. Weit über eine Million Euro würde sich summieren, falls pro Person ein Reservierungsaufschlag von einem Euro verlangt werden würde. Im Hackerzelt gab es bei der vergangenen Wiesn 110 000 reservierte Plätze, im Hofbräuzelt 80 000. Auf der Wiesn gibt es 14 große Festzelte, dazu kommen die kleinen Wiesn-Wirte. Also kann man von weit mehr als einer Million reservierten Plätzen ausgehen.

Wirte-Sprecher Toni Roiderer vom Hackerzelt sagte am Donnerstag: „Ich finde die Pläne realistisch und gut. Für ein gewisses Maß an Sicherheit muss jeder bezahlen – so wie im Auto für einen Airbag.“ Edmund Radlinger, Sprecher der Schausteller, meinte, die Stadt müsse für die Sicherheit der Bürger sorgen. Daher sei auch klar, dass die Stadt als Veranstalter diese Kosten an die Beschicker weitergebe. Gleichwohl räumte Radlinger ein: „20 Prozent Erhöhung bei den Standgebühren verkraften manche unserer Schausteller nicht.“ Lorenz Stiftl, Sprecher der kleinen Wiesn-Wirte, könnte sich mit den Ideen anfreunden. „Wir werden versuchen, den Masspreis dann nicht deutlich zu erhöhen.“ Toni Winklhofer, Wirt des Festzelts Tradition auf der Oidn Wiesn, sagte: „Ich fände es eine Ungleichbehandlung, wenn auf der Oidn Wiesn alle Besucher einen Euro mehr Eintritt bezahlen müssten, auf der normalen Wiesn aber nur die Reservierungsgäste.“

Ex-Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl hat einen ganz anderen Vorschlag: „Ich habe schon vor 15 Jahren angeregt, eine Umsatzpacht auf der Wiesn einzuführen. Die Wirte machen Millionenumsätze. Würden sie nur zwei oder drei Prozent abgeben, dann wären schnell ein paar Millionen Euro zusammen und die Sicherheitskosten gedeckt.“

Das sagen die Wiesn-Wirte zu den Plänen

Gute Pläne

„Ich finde die Pläne gut. Für ein gewisses Maß an Sicherheit muss jeder bezahlen – so wie auch für ein Auto mit einem Airbag.“ Wirte-Sprecher Toni Roiderer

Aufwand

„Der 1-Euro-Zuschlag pro Reservierungsgast könnte ein administrativer Aufwand werden. Die Wirte brauchen bald Klarheit.“ Georg Heide, Bräurosl-Wirt

Ist schade

„Eine Preiserhöhung bei der Oiden Wiesn wäre schade: Die hat Museumscharakter, das darf kein Wirtschaftszweig werden.“ Wiesn-Stammgast Armin Jumel

Überzogen

“20 Prozent Standgebühr-Erhöhung verkraften manche unserer Schausteller nicht. Sicherheit ist Aufgabe des Staates.“

Edmund Radlinger, Schausteller-Chef

Umsatzpacht

„Ich wollte immer eine Umsatzpacht. So wären allein über die Einnahmen der Wirte schnell die Sicherheitskosten gedeckt.“ Ex-Wiesnchefin Gabriele Weishäupl

Ungerecht

„Es wäre ungerecht, wenn auf der Oiden Wiesn jeder einen Euro mehr bezahlt, auf der Wiesn aber nur die Reservierungsgäste.“ Toni Winklhofer (Festzelt Tradition)

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