Fast schon unheimlich: Wie dieses Jahr habe ich die Wiesn noch nie erlebt

2023 hat der Flaucherfranzl eine rätselhafte Atmosphäre auf dem Oktoberfest beobachtet. Der tz.de-Kolumnist wundert sich, was nächstes Jahr noch kommen könnte.
Lange hat es eigentlich nie gedauert. Dann kam ein windiger Hendlhut-Träger von der Seite. Und wollte von mir wissen, ob ich denn ein Problem hätte. Dieses Jahr – ich trug einige Sorgen mit auf die Wiesn – wurde ich nicht ein einziges Mal angepöbelt. Obwohl die Hendlhut-Dichte auch 2023 hoch war.
Friedliches Oktoberfest 2023: Nicht nur Wetter war entscheidend
Warum die Stimmung so friedlich war? Zu guten Teilen lag das wohl am Birkenstock-Wetter. Um sich einen roten Schädel abzuholen, mussten Besucher 2023 nicht extra ein überfülltes Bierzelt aufsuchen. Bedienungen in den Biergärten waren selig. „Die Leute gehen sich in diesem eher aus dem Weg, das war letztes Jahr nicht. Da wurde auch mal gerempelt“, hörte ich aus der Ochsenbraterei.
Wurden im Zuge von etwas heftigeren Rempeleien Trinkgefäße als Schlagwaffe eingesetzt, war das der Münchner Polizei fast schon eine Eilmeldung wert. „Seht her, Maßkrugschlägereien gibt es ja wirklich noch“, las ich in den Presseberichten zwischen den Zeilen, war es dann doch einmal so weit.
Vegane Offensive für entspannte Wiesn mitverantwortlich?
Zeltwirten war daran gelegen, alkoholbedingte Exzesse auch dieses Jahr im Keim zu ersticken. Viele Maßkrüge schenkten sie gar nicht erst vollständig ein, um Besucher nicht mit einem ganzen Liter Festbier zu überfordern.
Womöglich hat die vegane Offensive auf der Wiesn ihren Teil zur entspannten Atmosphäre beigetragen. Verhielten sich zumindest einige Männer weniger schweinisch, weil sie erstmals auf die Haxn verzichten und stattdessen das Seitangulasch wählten? Ich möchte es nicht ausschließen.
Fast schon unheimlich: Selbst am Autoscooter bin ich einfach vorbeimarschiert, ohne auf meine Probleme angesprochen zu werden. Fehlt nur noch, dass nächstes Jahr die Hendlhüte verboten werden.
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