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„Bin ein bisschen wehmütig“: Peter Pongratz und andere Wiesnwirte-Legenden in der Ochsenbraterei

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Viel zu erzählen hatten sich die Wirtelegenden am Dienstag in der Ochsenbraterei  (v.li.): Peter Schottenhamel, Helga Kreitmair, Wiggerl Hagn, Peppi und Peter Inselkammer, Thomas Vollmer und Georg Heide.
Viel zu erzählen hatten sich die Wirtelegenden am Dienstag in der Ochsenbraterei (v.li.): Peter Schottenhamel, Helga Kreitmair, Wiggerl Hagn, Peppi und Peter Inselkammer, Thomas Vollmer und Georg Heide. © Oliver Bodmer

Wenn ehemalige Wiesn-Wirte sich treffen, geht es wie bei einem Klassentreffen viel um alte Geschichten. Nostalgie kommt auf, aber auch ein wenig Wehmut, etwa bei Ex-Paulaner-Wirt Peter Pongratz.

München - Als Peter Pongratz (76) sich für die Wiesn fertig macht, ist er ein wenig aufgeregt. Denn er war zwar 18 Jahre lang Wiesn-Wirt, aber das Treffen der Alt-Wirte am Dienstag in der Ochsenbraterei ist seine Premiere als Gast auf dem Oktoberfest. „Ich bin heute ein bisschen sensibel, ein bisschen wehmütig“, gibt er gegenüber unserer Zeitung zu. Schließlich sei die Zeit als Wirt die schönste seines Lebens gewesen – die nicht ganz freiwillig beendet wurde.

Pongratz´ erster Wiesnbesuch nach Trennung und Krebs-Drama

Zur Erinnerung: 2018 hatten sich Pongratz und Arabella Schörghuber nach 24 Jahren Ehe getrennt, zwei Jahre später war seine Ex-Frau die alleinige Wirtin im Paulaner Festzelt. Dann folgte eine Krebserkrankung, Peter Pongratz lag im Koma, war lange auf den Rollstuhl angewiesen. „Die Ärzte hatten mir prophezeit, dass ich da nie wieder raus komme.“ Er hat sie eines Besseren belehrt und erscheint zum Stammtisch der Legenden recht fit mit Gehstock.

„Schon komisch, diesmal ist alles anders“, erzählt Pongratz, der mittlerweile wieder verheiratet ist und eine weitere Tochter bekommen hat, nachdenklich. Er habe auf dem Behindertenparkplatz nahe der Wiesn geparkt, ist das erste Mal wie die normalen Besucher durch den Haupteingang aufs Gelände gekommen. „Die haben sogar meine Tasche durchsucht.“ Zu seiner Ex-Frau und den beiden gemeinsamen Kindern Ramona und Alexander ins Paulaner-Festzelt wird er nicht rüber schauen. Das sei alles „nicht ganz so einfach“. Aber stolz sei er auf die beiden, die in seine Fußstapfen getreten sind.

Auch Tina Krätz, deren Mann Sepp Krätz 2014 wegen Steuerhinterziehung das Hippodrom verlor, gibt zu, ein paar Jahre danach erst einmal nicht mehr auf die Wiesn gegangen zu sein. „Aber jetzt gehe ich wieder voller Begeisterung. Es wird auch alles immer gepflegter und sicherer hier.“ Einer, der freiwillig sein Wiesn-Zelt abgegeben hat, ist auch mit von der Partie: Georg Heide, bis 2020 Wirt der Bräurosl. Er bereue seine Entscheidung bis heute nicht. „Erst Corona, dann die Personalsituation. Ich wusste, dass es schwieriger werden wird. Gerade bei unserem großen Betrieb daheim, der Heide-Volm. Und man braucht ja eine Gaststätte, um ein Wiesn-Zelt betreiben zu dürfen. Meine Kinder sollten es leichter haben.“

Wiedersehensfreude bei Peter Pongratz (links mit Ehefrau Elen) und den anderen Ehemaligen
Wiedersehensfreude bei Peter Pongratz (links mit Ehefrau Elen) und den anderen Ehemaligen © Oliver Bodmer

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Oktoberfest 2023: Erstes Treffen der Ehemaligen

Es fühlt sich ein wenig wie ein Klassentreffen an, das Altwirte-Treffen, das Wiggerl Hagn (Löwenbräuzelt) zum ersten Mal initiiert und Anneliese Haberl (Ochsenbraterei) ausgerichtet hat. Dabei sind unter anderem Thomas Vollmer, Peter Schottenhamel, Günter Steinberg und Doris Kuffler. Händeschütteln, Umarmungen, Bussis – ein großes Hallo. Der 83-jährige Hagn läuft etwas gebückt. „Ich hab‘s im Kreuz. Das Alter halt…“

Georg Heide genießt Leben nach der Wiesn

Er genieße nun sein Rentnerdasein, erzählt Heide. Keine Spur von Wehmut hier. Deshalb habe er vergangenes Jahr auch nicht gezögert, als ihn die Hacker Pschorr-Brauerei zum Anstich in der Bräurosl bei seinem Nachfolger Peter Reichert eingeladen hat. Er sei noch oft auf der Wiesn. „Ich besuche Kollegen und Stammgäste und kann endlich auch mal in andere Zelte gehen.“ Vergangenes Jahr etwa habe er das Standkonzert an der Bavaria vom Balkon des Schützen-Festzeltes beobachten können. „Echt ein tolles Erlebnis. Ich erlebe die Wiesn jetzt ganz anders.“

Am Ende überwiegt die Wiedersehensfreude bei allen Ehemaligen, auch bei Peter Pongratz. „Mir ist heute das Herz aufgegangen.“

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