Sind Sie Social-Media-süchtig? 15 Hinweise und Gegenmittel
München - Mehr Likes, mehr Follower, mehr Kommentare: Vielen Social-Media-Nutzern sind diese Dinge inzwischen wichtiger als das reale Leben. Sind auch Sie ein "Smombie"? Hier erfahren Sie es - und finden Tipps, wie Sie von der Sucht loskommen.
Süchtig nach „Likes“ auf Facebook? Nehmen Sie Ihr Handy mit aufs Klo, um keine Nachricht zu verpassen? Dann gehören Sie womöglich bereits zu den „Smartphone-Zombies“ ("Smombie"). Facebook gilt unter Experten als die „neue Schokolade“ – denn ein „Like“, eine positive Nachricht, setzt so wie Süßes das Glückshormon Dopamin frei. Zu viel Social Media kann zu Bluthochdruck, Diabetes und Schlaflosigkeit führen. Im Internet gibt es Tests auf Smartphone-Sucht (bit.ly/1vTdOcg). Lassen Sie sich von Facebook & Co. versklaven? Zeit für „Digital Detox“, die „Digitale Entgiftung“. Denn, merken Sie sich: Jedes Smartphone ist nur so smart wie sein Benutzer!
15 Hinweise auf Social-Media-Sucht
1. Sie nehmen Ihr Smartphone mit ins Bett: Ihr erster und Ihr letzter Blick des Tages gehört dem Bildschirm – und nicht dem Partner. Ganz schlimm: Wenn Ihnen die Ehefrau/der Ehemann von nebenan simst oder per Facebook schreibt: „Liege übrigens neben Dir!“
2. Sie leiden unter Smartphone-Phantomschmerz: Zwei Drittel aller Handybesitzer erleben regelmäßig einen „eingebildeten Vibrationsalarm“. Sie wünschen sich so sehr, dass sich das Smartphone meldet – und spüren ein Vibrieren, das es gar nicht gibt.
3. Sie nehmen Ihr Smartphone mit auf die Toilette: Laut einer Studie tun dies in den USA 87 Prozent aller Besitzer eines Android-Handys. Noch extremer ist das Facebooken unter der Dusche. Genau deswegen sind neue Modelle wie das Samsung Galaxy S7 wasserdicht.
4. Sie leiden unter „Nomophobie“: Dieses neue Phänomen steht für „No Mobile Phone Phobia“ (Angst, ohne Handy dazustehen). Betroffene geraten regelrecht in Panik, wenn sie das Smartphone nicht dabei oder vergessen haben.
5. Sie brauchen „Likes“ für Ihr Ego: Sie sind enttäuscht, wütend und deprimiert, wenn Sie keine positiven Reaktionen auf Ihre Nachrichten und Fotos bekommen.
6. Sie müssen Ihr Handy mehr als einmal pro Tag laden: Absolutes Alarmzeichen! Denn bei normalem Gebrauch hält der Akku locker bis zum Abend durch.
7. Sie haben Angst vor Ihrem Chef: Denn Sie verplempern zahllose Arbeitsstunden mit Facebook oder Instagram – und haben Angst davor, aufzufliegen.
8. Sie schalten Ihr Handy nachts nicht ab: Denn Sie könnten ja eine WhatsApp-Nachricht verpassen. Digital-Therapeutin Anitra Eggler mahnt: „Nur ein Notarzt muss rund um die Uhr erreichbar sein. Wenn Sie keiner sind: Smartphone nachts ausschalten!“
9. Facebook ist Ihnen wichtiger als die Menschen um Sie herum: Sie posten auf Facebook, wie toll das Mittagessen mit einem Freund ist – statt das Mittagessen mit dem Freund zu genießen. Und Sie unterbrechen Unterhaltungen mit echten Menschen, wenn sich Ihr Handy meldet.
10. Sie werden zum Verkehrsrisiko: Denn Sie simsen und surfen auch am Autosteuer – oder wenn Sie zu Fuß die Straße überqueren.
11. Sie können sich immer schlechter konzentrieren: Eine britische Studie hat ergeben, dass Kiffen die Konzentration und die geistige Leistungsfähigkeit um fünf Prozent senkt – übermäßiger Smartphone-Gebrauch dagegen um zehn Prozent.
12. Sie verheimlichen Ihren Handykonsum: Sie erfinden Ausreden, wenn Sie auf Ihre Facebook-Sucht angesprochen werden – der gleiche Mechanismus wie bei Alkoholabhängigkeit.
13. Sie schalten Ihr Handy nie ab: zehn Prozent aller Smartphone-Besitzer wissen laut einer Untersuchung nicht einmal, wo sich der Ausschaltknopf befindet.
14. Sie können Gesprächen schlechter folgen: 87 Prozent der jungen Smartphone-Nutzer geben zu, dass sie in Gesprächen oft abgelenkt sind, weil sie auf ihr Handy achten. 54 Prozent haben auch im „normalen Leben“ ihr Smartphone immer im Blickfeld.
15. Sie schlafen zu wenig: Sie gehen regelmäßig zu spät ins Bett, obwohl Sie müde sind. Denn Sie müssen „nur noch schnell“ etwas auf Facebook oder Instagram erledigen.
... und die 15 besten Gegenmittel
1. Schalten Sie Mitteilungen ab: Mit dem ständigen Piepen und Vibrieren bei neuen WhatsApp- oder Facebook-Nachrichten versklavt Sie Ihr Smartphone regelrecht. Wichtige Lektion fürs digitale Entgiften: Sie bestimmen, wann Sie zum Handy greifen – und nicht andersrum.
2. Stellen Sie Ihr Smartphone richtig ein: Es gibt viele Funktionen, die Ihnen Ruhe verschaffen. Schalten Sie WLAN und mobiles Netz ab, wenn Sie konzentriert arbeiten möchten. Für Anrufe sind Sie dann immer noch erreichbar. Oh Wunder, das Telefon wird wieder zum Telefon!
3. Machen Sie sich die Zeitverschwendung bewusst: Allein bei Facebook verbringt der durchschnittliche Nutzer 42 Minuten am Tag. Das entspricht fast elf Tagen im Jahr nur für Facebook, zwei ganze Arbeitswochen. Und dabei ist Zeit heute für viele Menschen das Wertvollste, was uns zur Verfügung steht.
4. Testen Sie Ihre Social-Media-Zeit: Dafür gibt es nützliche Apps wie „Moment“ (gratis für iOS) oder „AppDetox“ (gratis für Android), die Ihnen erst einmal verdeutlichen, wie lange Sie online sind.
5. Schluss mit dem Multitasking: Hören Sie damit auf, möglichst viele Dinge gleichzeitig zu machen. Wenn Sie essen, essen Sie, wenn Sie Autofahren, fahren Sie Auto – und wenn Sie auf Facebook sind, sind Sie auf Facebook. Aber nicht alles auf einmal!
6. Schenken Sie Aufmerksamkeit: Wenn Sie mit Ihrer Familie, mit Freunden oder Kollegen zusammen sind – dann beschäftigen Sie sich mit diesen Menschen und nicht mit Ihren Facebook-Kontakten. Ungeteilte Aufmerksamkeit ist heute eines der größten Geschenke, das Sie machen können. Vor allem am Essenstisch hat das Smartphone nichts zu suchen.
7. Schluss mit der gegenseitigen Kontrolle: Deaktivieren Sie Funktionen, die beispielsweise Ihrem Partner anzeigen, ob Sie eine WhatsApp-Nachricht gelesen haben. Und zeigen Sie sich nicht per GPS gegenseitig an, wo Sie sich gerade aufhalten. Das ist kein Liebesbeweis – sondern gegenseitige Überwachung, die für Misstrauen sorgt.
8. Nehmen Sie das Smartphone nicht mit ins Bett: Und das gilt für die ganze Familie. Experten raten zu einem gemeinsamen „Handyparkplatz“, an dem die Smartphones nachts liegen und geladen werden.
9. Legen Sie Social-Media-Zeiten fest: Dreimal am Tag Facebook, zu festgelegten Zeiten – das ist ein Schritt aus der Abhängigkeit. Und wie wär’s mit 24 oder 48 Stunden Facebook-Fasten?
10. Kaufen Sie sich einen Wecker und eine Armbanduhr: Damit haben Sie nachts und auch tagsüber einen Grund weniger, aufs Smartphone zu schauen.
11. Erschweren Sie die Smartphone-Nutzung: Legen Sie einen komplizierten Zugangscode für Ihr Handy an. Sie werden keine Lust haben, ständig nach dem Zettel mit dem Code zu kramen. Und stecken Sie das Handy nicht in die Hosentasche, sondern vergraben Sie es tief in der Handtasche, im Rucksack. So fällt es schwerer, ständig danach zu greifen.
12. Misten Sie aus: Reduzieren Sie Ihre sozialen Netzwerke – Facebook ODER Twitter statt Facebook UND Twitter verschafft Ihnen Freiräume. Und löschen Sie Kontakte, die zu viel posten, die Ihnen zu viel Zeit klauen.
13. Facebook nur noch am PC: Gerade der einfache Griff zum Smartphone ist verlockend. Verwenden Sie Facebook & Co. nur noch am PC. Das Hochfahren und Warten ist umständlicher und wird Ihre Nutzung spürbar reduzieren.
14. Lassen Sie Ihr Handy daheim: Zu einem Restaurant- oder Kinobesuch nehmen Sie das Smartphone einfach mal nicht mit. Sie werden merken: Es tut gar nicht weh!
15. Kaufen Sie sich eine Handy-Prothese: Das „NoPhone“, das Sie für zehn Dollar (9 Euro) unter nophone.myshopify.com bekommen, ist ein schwarzer Plastikblock in Smartphone-Form ohne jede Funktion. Tests haben ergeben, dass sich Süchtige damit deutlich besser fühlen.
Jörg Heinrich