Online-Videothek Netflix kommt nach Deutschland

Berlin - Die Konkurrenz im Geschäft mit Videos aus dem Internet wird sich in Deutschland demnächst noch einmal verschärfen: Der US-Riese Netflix hat seinen Start für Ende des Jahres angekündigt.
Der populäre Streamingdienst Netflix soll bis Ende des Jahres auch in Deutschland verfügbar sein. Das Video-on-Demand-Angebot des US-Unternehmens umfasst Filme und Serien. Letztere produziert Netflix zum Teil auch selbst, etwa die erfolgreiche Serie „House of Cards“. Der Dienst tritt hierzulande in Konkurrenz zu Diensten wie Amazon Prime Instant Video, Maxdome, Sky Snap oder Watchever. Im Abo kosten die Angebote ungefähr zwischen fünf und zehn Euro im Monat.
Das ist Netflix
Mit mehr als 48 Millionen Nutzern in über 40 Ländern ist Netflix der größte Online-Videodienst der Welt. Das Unternehmen, das in diesem Jahr nach Deutschland kommen soll, startete einst als DVD-Versand in den USA. Heute kommen die Filme und Serien vor allem über die immer schneller werdenden Datenleitungen des Internets zu den Kunden. Netflix produziert mittlerweile auch eigene Inhalte wie das gefeierte Politdrama "House of Cards" - und könnte mit seinem Geschäftsmodell die Fernsehwelt revolutionieren.
Das Unternehmen wurde 1997 von Reed Hastings und Marc Randolph im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet. Die Kunden konnten sich auf der Netflix-Website DVDs ausleihen, die dann per Post verschickt wurden. Hastings, der bereits ein Vermögen mit einer Softwarefirma gemacht hatte, kam auf die Idee nach eigenen Angaben, als er bei seiner Videothek für die verspätete Rückgabe des Films "Apollo 13" 40 Dollar Strafe zahlen musste. "Ich habe mich dafür geschämt", sagte er vor einigen Jahren der Zeitschrift "Fortune".
Netflix-Kunden erhielten zur Anfangszeit die Filme per Post bequem nach Hause und schickten sie anschließend wieder in mitgelieferten Umschlägen zurück. Zunächst zahlten die Kunden noch für jeden Film einzeln, im Jahr 1999 konnten sie dann für eine monatliche Gebühr so viele DVDs ausleihen wie sie wollten. Das Unternehmen ging 2002 an die Börse, bis 2006 wuchs die Zahl der Abonnenten auf 6,3 Millionen.
Während sich Ende der 1990er Jahre viele Menschen noch mit piepsendem Modem ins Netz einwählten, trat im neuen Jahrtausend das Breitbandinternet seinen Siegeszug an. Die zunehmende Geschwindigkeit beim Datenverkehr eröffnete Netflix einen neuen Vertriebsweg. Neben dem DVD-Versand führte das Unternehmen 2007 das Streaming ein, bei dem Kunden Filme und Serien direkt auf ihren Computern abspielen können. Netflix expandierte zudem ins Ausland: 2011 startete das Unternehmen Online-Videodienste in Lateinamerika und der Karibik, ein Jahr später in Großbritannien und den skandinavischen Ländern.
Vergangene Woche kündigte Netflix eine Erhöhung des Abopreises für Neukunden in den Vereinigten Staaten um einen Dollar auf 8,99 Dollar an. US-Medien spekulierten, dass das Unternehmen die Mehreinnahmen in den Ausbau des internationalen Geschäfts investieren wolle. Allerdings bleibt abzuwarten, wie US-Kunden die höheren Kosten aufnehmen werden. Vor drei Jahren hatte eine Preiserhöhung wütende Reaktionen ausgelöst. Netflix verlor damals 800.000 Abonnenten, der Aktienkurs brach wegen der schlechten Presse ein.
Netflix beherrscht Online-Videomarkt in USA
In den USA beherrscht Netflix derzeit den Online-Videomarkt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres machte das Unternehmen mit den Streaming-Angeboten 1,06 Milliarden Dollar (768 Millionen Euro) Umsatz und knackte zum ersten Mal in einem Quartal die Milliardengrenze. Insgesamt lag der Umsatz nach Unternehmensangaben bei 1,27 Milliarden Dollar, der Gewinn lag bei 53 Millionen Dollar. Doch die Konkurrenz ist schärfer geworden, Dienste wie Amazon Prime und Hulu greifen Netflix an.
Neben dem Preis sind die Inhalte das wichtigste Argument für oder gegen ein Streaming-Angebot. Vergangenen Monat machte Amazon Schlagzeilen mit der Meldung, sich für Prime die Rechte an beliebten Serien des US-Bezahlsenders HBO gesichert zu haben, darunter das Polizeidrama "The Wire" und die Mafiasaga "Die Sopranos". Netflix sorgte zuletzt mit selbstproduzierten Serien für Aufsehen. Bei den Emmys gewann "House of Cards" vergangenes Jahr als erste Serie, die nur im Internet läuft, einen der begehrten US-Fernsehpreise.
AFP/