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Jetzt setzt Putin seine Hoffnung auf einen Uralt-Panzer: „Hat sich bewährt“

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Russland und die Ukraine reiben sich im Krieg auf. Moskau verliert viele Panzer – und erwägt nun, die Produktion eines alten Modells wieder anzukurbeln.

Moskau – Mit alten Panzern gegen die Ukraine – oder will Russland den „Jet-Panzer“ T-80 zu einer Hightech-Waffe modernisieren? Der Kreml erwägt nach Medienberichten die Wiederaufnahme der Produktion des Panzermodells T-80. „Die Aufgabe steht, zumindest hat das Militär sie uns gegeben“, sagte der Chef des Rüstungskonzerns Uralvagonzavod, Alexander Potapov, in einem Interview mit dem Armeesender Swjesda. Der T-80 habe sich während der „militärischen Spezialoperation“, wie in Russland der Angriffskrieg gegen die Ukraine genannt wird, besonders bewährt, hieß es in der Reportage des Senders dazu.

Russland hat im Ukraine-Krieg mehr als 2000 Panzer verloren

Neu ist der T-80 nicht, eher im Gegenteil: Es ist ein Panzer aus dem Kalten Krieg. Der T-80 wurde ab 1976 in der Sowjetunion gebaut, allerdings in wesentlich geringeren Stückzahlen als der bereits vor ihm entwickelte, aber noch parallel hergestellte T-72. Insgesamt sollen gut 10.000 T-80 vom Band gelaufen sein, ehe die Serienproduktion weitgehend zugunsten des T-90 eingestellt wurde.

Ein anderer T-80 Panzer, der im Ukraine-Krieg, hier bei Charkiw, von Streitkräften der Ukraine zerstört wurde. In der Nähe von Bachmut wurde nun ein weiterer, zusammen mit zwei weiteren Panzerfahrzeugen von nur einer Drohne vernichtet. (Symbolfoto)
Ein T-80 Panzer, der im Ukraine-Krieg, hier bei Charkiw. (Symbolfoto) © IMAGO/Lev Radin

Noch gab es keine Details zum möglichen Neustart der Produktion. Laut Potapow gibt es Gespräche mit dem Industrieministerium über den Aufbau neuer Produktionsstätten. Russland hat während seiner mittlerweile schon mehr als 18 Monate dauernden Invasion der Ukraine hohe Verluste erlitten und der Investigativgruppe Oryx zufolge mehr als 2000 Panzer verloren. Auch Russlands Soldaten sterben im Ukraine-Krieg schnell – und jung.

Russlands Panzer im Ukraine-Krieg: „Wunderpanzer“ T-14 und altgedienter „Jet-Panzer“ T-80

Ein Ende des Konflikts zwischen Moskau und der Ukraine ist derzeit unabsehbar. Dennoch überrascht die Entscheidung, denn mit dem T-90 werden in Russland bereits modernere Panzer gebaut. Auch der neue „Wunderpanzer“ T-14 Armata ist bereits mit ersten Modellen im Dienst. Dennoch will Russland nun wohl einen Schritt in die Vergangenheit machen. Seit 1999 ist laut der Militärdatenbank Janes das Modell T-80 nicht mehr vom Band gelaufen. Der T-90 ist allerdings eher als Nachfolger des T-72 zu sehen und unterscheidet sich vom T-80 grundlegend.

Der T-80 ist der Nachfolger des T-64, des seinerzeit modernsten Panzers der Sowjetunion. Wegen einer schnellen Gasturbine statt eines Dieselmotors hat der T-80 auch den Namen „Jet-Panzer“ inne. Im Westen galt er als gefürchtet, weil er schwer einzuschätzen war. Gegenüber dem Spiegel sagte ein Offizier der Bundeswehr: „Tatsächlich gilt der T-80 als verhältnismäßig schneller Kampfpanzer und war ohnehin leistungsfähiger als der T-72.“

Klassiker im Einsatz – Erhält der T-80 eine moderne Kanone?

Die Gasturbine bringt neben der Geschwindigkeit aber auch Nachteile mit sich. So gilt sie als wartungsintensiv und als Kraftstofffresser. Militärexperten mutmaßen, dass eine Neu-Produktion des T-80 dessen Schwächen ausmerzen könnte, beispielsweise Probleme mit der Rückwärtsfahrt. Außerdem könnte er eine moderne Kanone wie das 125-Millimeter-Geschütz des T-14 erhalten. Auch die Waffenanlage 2A82-1M samt Ladeautomat könnte verbaut werden. „Allerdings haben die Russen die Integration der Waffenanlage schon häufiger bei anderen Panzern versucht, aber bisher ist das nie umgesetzt worden“, äußerte der Panzersoldat der Bundeswehr.

Auch der Produktionsort könnte eine Rolle spielen, denn der T-80 wurde in Omsk gebaut. Der T-72 und der T-90 wird derzeit in Nischni Tagil modernisiert oder gebaut – die Produktionsstätten dort könnten ausgelastet sein. So oder so zeigt der Beschluss, wie dringend Wladimir Putin und Russland aktuell schwere Waffen benötigen. Auch die Ukraine braucht Panzer – lehnte aber zuletzt verschlissene Leopard-Modelle aus Deutschland ab. (cgsc mit dpa)

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